Fehlende Fiebersäfte: Jede vierte Apotheke stellt selbst her

In diesem Winter waren es vor allem die Lieferengpässe bei Arzneimitteln für Kinder, die die Öffentlichkeit erschreckt und die Politik haben in Bewegung gebracht haben. Laut der aktuellen Apokix-Monatsumfrage hat rund jede vierte Apotheke in der Konsequenz selbst fiebersenkende Arzneimittel hergestellt – was von den Kunden überwiegend positiv aufgenommen wurde. Wenig erfreulich ist für die befragten Apothekenleiter allerdings ihre Geschäftslage.

Auch wenn die Lieferengpässe sehr viel umfassender sind – für seine Apokix-Umfrage im Januar hat das Institut für Handelsforschung Köln die Fiebersäfte in den Fokus genommen. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als die Hälfte der befragten Apothekenleiter „sehr stark“ von fehlenden Fiebersäften für Kinder sind beziehungsweise waren. Ein weiteres gutes Drittel war „eher stark“ betroffen, rund jeder siebte bemerkte wenig oder gar nichts von dem Mangel.

Um den kleinen Patienten trotzdem zu helfen, haben insgesamt 27 Prozent der diesmal 164 Apokix-Teilnehmer die begehrten Säfte selbst hergestellt – 20 Prozent der Befragten Ibuprofen- und 19 Prozent Paracetamolsäfte. Darüber hinaus gibt rund jeder Zehnte an, eine Eigenherstellung in Zukunft zu planen.

Hauptproblem: Zeit- und Personalknappheit 

Diejenigen Apothekenleiter, die keine Fiebersäfte selbst produziert haben, wurden nach den Gründen dafür gefragt. 60 Prozent nennen Zeit- und Personalknappheit, 44 Prozent den finanziellen Aufwand (Arbeitszeit, Ausgangsmaterialien) und 41 Prozent fehlendes Vertrauen in die Kostendeckung durch die Krankenkassen.

Doch wie reagieren die Abnehmer darauf, dass sie nicht das gewohnte Fertigarzneimittel bekommen? Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass die Eigenprodukte von den Kunden sehr gut angenommen wurden. Bei einem guten Drittel sind die Kunden zwar eher skeptisch, akzeptieren das Eigenprodukt aber dennoch. Dagegen macht gut jeder zehnte Apotheker die Erfahrung, dass die Kunden meistens auf alternative Fertig­arzneimittel oder Darreichungsformen, zum Beispiel Zäpfchen oder Tabletten, zurückgreifen.

Verständlicherweise ist die Sorge der Eltern groß. So berichten 95 Prozent der Apothekenleiter, dass viele Eltern besorgt in die Apotheke kommen, weil sie befürchten, keine fiebersenkenden Medikamente für ihre Kinder zu erhalten, und diese gerne auf Vorrat kaufen würden.

Zwar geben 70 Prozent der Apokix-Teilnehmer an, dass sie mit den umliegenden Kinderärzten über alternative Medikations­möglichkeiten in einem kontinuierlichen Austausch stehen. Doch bei 85 Prozent der Befragten verschreiben die Ärzte weiterhin Fiebersäfte, wohl wissend, dass es bei den entsprechenden Präparaten Lieferengpässe gibt.        

Einig sind sich die Befragten darin, wie eine solche Situation zukünftig vermieden werden kann: Der Aussage „Für eine langfristige Perspektive ist es unabdingbar, sich von der Abhängigkeit Asiens in der Herstellung zu lösen und Arzneimittel und Rohstoffe wieder in Europa herzustellen“ stimmen 88 Prozent „voll und ganz“ und weitere 12 Prozent „eher“ zu.

Trübe Stimmung 

Die Stimmung in der Apothekerschaft ist weiterhin trübe. Nach dem kurzen Zwischenhoch im Dezember, als der Index für die aktuelle Wirtschaftslage auf 93,4 Punkte gestiegen war, ist er nun im Januar wieder auf 79,9 Punkte zurück­gefallen – der zweitniedrigste Wert im vergangenen Jahr. Im Januar 2022 lag der Index noch bei 111,3 Punkten und damit mehr als 30 Punkte höher. Bei 100 Punkten halten sich positive und nega­tive Einschätzungen die Waage.

Der Index für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten ist zwar im Januar geringfügig gestiegen auf 43,9 Punkte nach 40,1 Punkten im Dezember, doch er bewegt sich weiterhin unter der 50-Punkte-Marke. Das ist allerdings wenig verwunderlich: Schließlich gilt seit 1. Februar der auf 2 Euro erhöhte Kassenabschlag, der die einzelne Apotheke empfindlich treffen wird. Und das zusätzlich zu den Kostensteigerungen, insbesondere im Personal- und Energiebereich, aber auch beim Großhandel und den Dienstleistern.

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