Darmflora hat großen Einfluss auf unser Gehirn – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal
Darm-Hirn-Achse: Wechselwirkung von Verdauungs- und Denkorgan
Die Gesamtheit aller Bakterien im Darm wird als Darmflora oder Darmmikrobiom bezeichnet. In den letzten Jahren rückte dieses Mikrobiom immer mehr in den Fokus der Wissenschaft und jüngste Forschungsergebnisse zeigten, dass die Darmflora einen weitaus größeren Einfluss auf unsere Gesundheit hat, als angenommen. So besteht beispielsweise eine Bindung zwischen Hirn und Darm über die sogenannte Darm-Hirn-Achse, die auch die Alterung des Gehirns zu beeinflussen scheint.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsnetzwerk SmartAge unter Beteiligung des Universitätsklinikums Jena setzen sich zum Ziel, die komplexen Wechselwirkungen zu entschlüsseln, die zwischen dem Gehirn und dem Darm stattfinden. Denn die Darmflora ist längst nicht nur an der Nahrungsverarbeitung beteiligt. Studien belegten, dass das Mikrobiom im Darm auch Immunprozesse steuert und über Signale mit dem Gehirn kommuniziert. Zehn europäische Länder nehmen an den Forschungen teil, die von der EU mit vier Millionen Euro gefördert werden.
Komplexe Wechselwirkungen zwischen Gehirn und Darm
Der Zustand der Darmflora scheint die gesamte Gesundheit und die Alterung des Menschen zu beeinflussen. Auch wenn immer mehr Forschungsarbeiten sich mit dieser Thematik beschäftigen, ist ein Großteil des komplexen Zusammenspiels noch nicht verstanden. Erst seit ein paar Jahren ist bekannt, dass die Darmflora über die Darm-Hirn-Achse mit dem Gehirn kommuniziert. Ein geschädigtes Mikrobiom im Darm steht laut neusten Studien auch im Zusammenhang mit psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen.
Wohnt ein gesunder Geist in einer gesunden Darmflora?
Die Wissenschaft beginnt gerade erst diese Wechselwirkungen von Verdauungs- und Denkorgan zu verstehen. So zeigte sich kürzlich, dass die Darmflora auch eine wichtige Rolle für die Lernfähigkeit des Gehirns spielt. Das europäische Forschungsnetzwerk SmartAge sieht in diesem Zusammenhang auch eine Ursache für den altersbedingten Rückgang der kognitiven Funktionen. „Uns interessiert, ob und wie Maßnahmen, die auf die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen abzielen, auch die Darmflora beeinflussen“, erläutert Professor Dr. Otto W. Witte aus dem Forschungsprogramm.
„Mit diesem Wissen wollen wir mikrobiom-basierte Therapien entwickeln, die den kognitiven Funktionsverlust im Alter verlangsamen“, berichtet Witte, der auch der Sprecher und Koordinator des Netzwerkes ist, welches 16 Wissenschaftsinstitutionen aus zehn europäischen Ländern verbindet.
Neuste Technik soll Geheimnisse der Darmflora lüften
Das interdisziplinäre Team aus Medizin, Psychologie, Lebens- und Technikwissenschaften will die Geheimnisse des Darmmikrobioms mithilfe modernster Technik wie Hochdurchsatzverfahren, Bildgebungsmethoden und systembiologischen Ansätzen lüften. So soll zum Beispiel die Auswirkung einer Diät mit dem Ballaststoff Beta-Glucan getestet werden sowie die Wirkung des Diabetesmedikamentes Metformin auf die Darm-Hirn-Achse. Darüber hinaus soll ergründet werden, welche Auswirkung Sport und Bewegung auf die Darmflora haben und wie das Mikrobiom das biologische Hirnalter beeinflusst. (vb)
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