Cannabis-Wirkstoff wirkt gegen Hirntumore – Heilpraxis

Cannabidiol gegen bösartige Hirntumore einsetzbar?

Dem Cannabis-Wirkstoff Cannabidiol (CBD) wird eine Vielzahl positiver Gesundheitseffekte zugeschrieben und eine therapeutische Nutzung wird bei zahlreichen Beschwerdebildern diskutiert. Bisher fehlen jedoch oft die wissenschaftlichen Nachweise zur Wirkung. Den potenziellen therapeutischen Nutzen bei bösartigen Hirntumoren (Glioblastome) haben Forschende des LMU Klinikums München jetzt erstmals eindeutig nachgewiesen.

Mit der aktuellen Studie hat das Forschungsteam um Studienleiter Professor Dr. Rainer Glaß vom LMU Klinikum München nach eigenen Angaben „eindeutige Beweise für den tumorbekämpfenden Effekt“ von hochreinem CBD bei bösartigen Hirntumor-Zellen vorgelegt. Auch der zugrundeliegende Wirkmechanismus konnte entschlüsselt werden. Veröffentlicht wurden die entsprechenden Studienergebnisse in dem Fachmagazin „Neuro-Oncology“.

CBD als Lifestyle-Produkt

CBD ist heute als eine Art Lifestyle-Produkt beispielsweise auch in Drogeriemärkten erhältlich,wobei es unter anderem eingenommen wird, um die Stimmung zu heben, Schlaflosigkeit zu bekämpfen oder entzündungsbedingte Erkrankungen zu lindern. „Das aber ist keineswegs unumstritten, denn die Wirksamkeit dieser Lifestyle-Präparate ist nach wissenschaftlichen Standards nicht belegt“, warnen die Forschenden des LMU Klinikums.

So betont Professor Dr. Glaß, dass unter den vielen frei verkäuflichen CBD-Produkten, die auf dem Markt kursieren, keines zu empfehlen sei. Denn „man weiß nie, was man da bekommt, wenn man an Reinheit, Zusammensetzung und Konzentration des Wirkstoffes denkt“, so der Experte. Bisher sei nur ein einziges Produkt namens Epidiolex von der Europäischen Arzneimittelagentur für eine medizinische Anwendung zugelassen – und zwar rezeptpflichtig für die Therapie schwerer kindlicher Epilepsien.

Wirkung gegen Glioblastome

Allerdings ist durch Studien belegt, das bestimmte Zellen des Gehirns körpereigene Cannabinoide ausschütten, die auch zur Selbstverteidigung gegen Glioblastome dienen. Glioblastome sind die häufigsten Hirntumore und allein in Deutschland erkranken daran jährlich etwa 4.000 Menschen, von denen etwa die Hälfte nach der Diagnose durchschnittlich nur noch 16 Monate überlebt, erläutern die Forschenden. Neue Behandlungsformen seien daher dringend gesucht und in der aktuellen Studie wurde nun der Effekt von CBD gegen Tumorzellen aus Mäusen und Menschen.

Die Zellen wiesen etliche Mutationen auf, die für Glioblastome typisch sind, und binnen zwei bis drei Tage nach Gabe des Cannabidiols starben diese Glioblastomzellen ab, berichtet das Forschungsteam. „CBD induziert den Zelltod bestimmter Glioblastome, es gibt aber auch Tumore, die nicht therapeutisch auf CBD ansprechen“, ergänzt Professor Dr. Glaß.

Wirkmechanismus entschlüsselt

Den tumorbekämpfenden Effekt von CBD führen die Forschenden darauf zurück, „dass CBD einen Signalweg blockiert, der ansonsten Entzündungsreaktionen kontrolliert“ und der von den Tumoren genutzt wird, um immer weiter zu wachsen. Zudem konnte das Forschungsteam auch einen „Marker“ identifizieren, „der anzeigt, welche Glioblastome höchstwahrscheinlich auf CBD ansprechen werden und welche nicht“, berichtet das LMU Klinikum München.

Gute Voraussetzungen für klinische Studien

Damit seien auch beste Voraussetzung für klinische Studien mit Patientinnen und Patienten gegeben. Und ohnehin seien die Prämissen für eine klinische Erprobung gut, da Epidiolex von den Zulassungsbehörden hinsichtlich seiner Arzneimittelsicherheit bereits überprüft wurde, die Substanz nachweislich gut ins Gehirn vordringe und in der Regel so gut verträglich sei, „dass man sie sogar kleinen Kindern verabreichen kann,“ betont Professor Glaß.

Warnung des Experten

Allerdings ist dem Experten zufolge dringend davon abzuraten, jetzt CBD-Allerweltspräparate zu schlucken, um sich auf eigene Faust gegen Tumore zu schützen. „Da sollte man besser abwarten, bis die Wissenschaft gute Daten und pharmakologisch einwandfreie Wirkstoffe vorlegen kann – vielleicht sogar nicht nur im Kampf gegen den Krebs, sondern auch zur Therapie anderer Erkrankungen, die auf Entzündungsreaktionen beruhen wie Rheuma oder Neurodermitis und andere“, resümiert der Studienleiter. (fp)

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