COVID-19: Hinweise auf Melatonin als Behandlungoption – Heilpraxis

Rezeptfreies Melatonin könnte bei COVID-19 helfen

Melatonin ist ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert. Arzneien mit dem Hormon sollen bei Schlafproblemen helfen. In einer großen Analyse wurde das Hormon nun als potenzieller Wirkstoff gegen COVID-19 identifiziert. Kann Melatonin mehr als beim Einschlafen helfen?

Forschende der Cleveland Clinic in den USA veröffentlichten kürzlich eine Studie, die darauf hindeutet, dass das Hormon Melatonin eine praktikable Behandlungsoption für COVID-19 sein könnte. Zudem könnte Melatonin das Ansteckungsrisiko um rund 30 Prozent senken. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „PLOS Biology“ präsentiert.

Big Data Analyse

Das Forschungsteam durchsuchte mithilfe einer künstlichen Intelligenz riesige Datensätze einer Patienten-Datenbank, um bereits zugelassene Medikamente zu finden, die auch bei COVID-19 Wirkung zeigen könnten. Dabei stieß die Arbeitsgruppe auf das Hormon Melatonin, welches sich als kostengünstigster Ansatz zur Behandlung sowie zur Prävention der Krankheit eignen könnte.

Wie Krankheiten miteinander verwand sind

Die Cleveland Clinic verfügt über große Datensätze von Patientinnen und Patienten. In der durchgeführten Studie wollten die Forschenden untersuchen, welche anderen Erkrankungen Ähnlichkeiten mit COVID-19 aufweisen. So stellte sich heraus, dass Atemnotsyndrome und Sepsis (Blutvergiftung) im hohen Maße mit den Auswirkungen von SARS-CoV-2 verbunden sind und gleichzeitig die häufigste Todesursache bei COVID-19 darstellen.

„Dies signalisiert uns also, dass ein Medikament, das bereits zur Behandlung dieser Erkrankungen zugelassen ist, einen gewissen Nutzen bei der Behandlung von COVID-19 haben könnte, indem es auf diese gemeinsamen biologischen Ziele einwirkt“, erläutert Studienhauptautor Dr. Feixiong Cheng.

Das Netzwerk der Krankheiten

Darüber hinaus fand das Forschungsteam heraus, dass COVID-19 Ähnlichkeiten zu Autoimmunerkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Lungenerkrankungen wie chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) und Lungenfibrose sowie zu neurologischen Erkrankungen wie Depression aufweist. All diese Krankheiten haben der Arbeitsgruppe zufolge eine signifikante Ähnlichkeit zu der Art und Weise, wie SARS-CoV-2 den Körper schädigt.

34 bereits zugelassene Medikamente in der näheren Auswahl

Im folgenden Schritt kristallisierten die Forschenden 34 Medikamente heraus, die für die oben genannten Erkrankungen zugelassen sind und sich für eine Neuausrichtung für die COVID-19-Behandlung eignen. Melatonin zählt hier zu den vielversprechendsten Kandidaten.

„Jüngste Studien deuten darauf hin, dass COVID-19 eine systematische Krankheit ist, die sich auf mehrere Zelltypen, Gewebe und Organe auswirkt“, erklärt Cheng. Daher sei das Wissen um die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem Virus und anderen Krankheiten der Schlüssel zum Verständnis und zur Identifizierung wiederverwendbarer Medikamente.

Bislang kein Beweis

Die Forschenden machen darauf aufmerksam, dass es bislang keinen Beweis dafür gibt, dass Melatonin tatsächlich gegen COVID-19 hilft oder davor schützt. Die künstliche Intelligenz habe nur eine Vorhersage getroffen, dass das so sein könnte. „Es ist sehr wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Ergebnisse nicht darauf hindeuten, dass Menschen beginnen sollten, Melatonin ohne Rücksprache mit ihrem Arzt einzunehmen“, betont Dr. Cheng.

Trotzdem ein großer Erfolg

Die Wirksamkeit dieser Behandlung müsse erst in groß angelegten klinischen Studien getestet werden, um zu verstehen, ob, warum und für wen Melatonin geeignet ist. Dennoch biete die Studie eine leistungsstarke Strategie zur Vorhersage von potenziellen Wirkstoffen gegen COVID-19 und erleichtere die Suche nach wirksameren Behandlungsmethoden. (vb)

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