Biontech hat 100 Millionen Impfdosen versprochen – jetzt gehen die Zutaten aus

Mit der eigentlichen Wirksubstanz ist es bei einem Impfstoff nicht getan. Bei dem Biontech-Vakzin gibt es mit einigen weiteren Zutaten nun Schwierigkeiten – peinlich für den Hersteller-Partner Pfizer und ärgerlich für die Impfplanung auch in Deutschland.

Der erste westliche Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 ist in Großbritannien zugelassen, die Zulassungen in den USA und für Europa befinden sich auf der Zielgerade. Noch vor Weihnachten sollen Immunisierungsprogramme mit dem Vakzin BNT162b2 im großen Stil anlaufen. Doch ausgerechnet jetzt gerät das Projekt ins Stolpern: Statt der angekündigten 100 Millionen Impfdosen noch in diesem Jahr können nur 50 Millionen hergestellt und ausgeliefert werden. Darüber berichtete zuerst das US-Wirtschaftsmagazin „Wall Street Journal“.

Dabei hatten die Entwickler des Impfstoffs beim Mainzer Unternehmen Biontech sich mit dem Pharmakonzern Pfizer zusammengetan, weil nur ein international aktiver Branchenriese Studien mit zigtausend Teilnehmern aufziehen und die Produktion von Impfstoff-Einheiten in dreistelliger Millionengröße leisten kann.

Biontech-Impfstoff in Stunden auslieferbar – aber wieviel?

Am 1. Dezember erklärte der Biontech-Finanzvorstand Sierk Poetting bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Forschungsministerin Anja Karliczek, dass sein Unternehmen den Corona-Impfstoff nach einer Zulassung „innerhalb von wenigen Stunden“ ausliefern könne. „Wir haben auf Halde produziert und alles, was da ist, kann innerhalb von wenigen Stunden dann wirklich verteilt werden.“ Die Frage ist nur, wie viel derzeit da ist. BurdaForward

Das Versprechen, dass die Impfstoff-Produktion bereits parallel zur Entwicklung anläuft und noch vor einer Zulassung gewaltige Mengen der Substanzen hergestellt werden, ist einer der Pfeiler für die rasant kurze Zeit von der Grundidee bis zum fertigen Impfstoff. Nicht nur Biontech/Pfizer verfuhren so, sondern auch die direkten Mitbewerber Moderna, Curevac oder Astrazeneca.

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  • Bis Jahresende Impfstoff für 25 Millionen Menschen

    Jetzt gibt es beim Sieger des Zulassungswettlaufs vorerst nur die Hälfte der bis zum Jahresende versprochenen Menge. Und da jeder Mensch zweimal geimpft werden muss, kommen statt 50 derzeit nur 25 Millionen Kandidaten in den Genuss der Immunisierung.

    In der US-Zentrale von Pfizer kommunizieren die Unternehmenssprecher Lieferengpässe bei den Ausgangsstoffen und zeitliche Verzögerungen bei den Impfstudien. Ein Informant sprach gegenüber dem „Wall Steet Journal“ von unzureichender Qualität von Rohstoffen. Dieses Problem sei inzwischen behoben worden. Das Unternehmen hält an der Absicht fest, im kommenden Jahr weltweit mehr als eine Milliarde Dosen auszuliefern.

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    Unklar, wer jetzt wieviel Impfstoff bekommt

    Um welche problematischen Ausgangsstoffe es sich genau handelt und welche Produktionen nicht so schnell wie erhofft hochgefahren werden konnten, wurde nicht bekannt. Unklar ist auch, welche Auswirkung das auf die Verteilung des von vielen Ländern millionenfach georderten Impfstoffs haben wird. Die EU hat insgesamt 200 Millionen Impfdosen bestellt und hält eine Option auf weitere 100 Millionen.

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte am Freitag, dass alle Erstadressaten der Lieferung, also auch Deutschland, jetzt mit weniger Impfdosen in den ersten Wochen zu rechnen hätten. „Gleichwohl wird es, Stand heute, wenn die Zulassung erfolgt, mit dem Jahreswechsel erste Impfungen in Deutschland geben können“, fügte er hinzu.

    Gigantischer Bedarf an Behältern, Verschlüssen, Verpackungen

    Impfstoffe enthalten neben dem eigentlichen Wirkstoff, hier die mRNA des Coronavirus als eine Art Bauanleitung für Antigene, mehrere Substanzen von externen Zulieferern, etwa verstärkende Antivirenmittel, antiseptische Flüssigkeiten, steriles Wasser.

    Daneben braucht es die Fläschchen, Verschlüsse, Verpackungsmaterial – alles in millionenfacher Ausfertigung. Beim Biontech/Pfizer-Impfstoff jede Menge Trockeneis, um eine 30-tägige Haltbarkeit bei minus 70 Grad zu gewährleisten. Bei Kühlschranktemperaturen hält der Impfstoff nur fünf Tage.

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    Wenn die Produktion erst läuft, dann läuft sie schnell

    Eine Ursache für die Panne in der Herstellung könnte darin liegen, dass es noch nie einen Impfstoff mit diesem Wirkmechanismus gab: ein Molekül, das Anweisungen für die Produktion von Antigenen gibt. Der Impfstoff entsteht gewissermaßen direkt im Körper. Die Produktionsabläufe müssen ganz neu aufgebaut werden.

    Läuft die Produktion von mRNA-Impfstoffen allerdings erst einmal reibungslos, soll sie schneller und unkomplizierter sein als die klassische Impfstoffherstellung. So braucht man etwa für jede Einzeldosis eines Grippeimpfstoffs jeweils ein befruchtetes und angebrütetes Ei von steril gehaltenen Hühnern. Daher haben die Influenza-Impfstoffe eine lange Vorlaufzeit und die Produktionsmenge kann nicht ohne weiteres erhöht werden. mRNA-Vakzine sind dagegen in beliebiger Größenordnung herstellbar.

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