Masern weiter auf dem Vormarsch – kommt jetzt die Impfpflicht in Deutschland?

Die Zahl der weltweiten Masern-Erkrankungen steigt weiter an. Wie die WHO berichtet, seien mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern gemeldet worden. Gesundheitsminister Spahn will nun einen Vorschlag zur Impfpflicht vorlegen. Ein Experte des Robert-Koch-Instituts bezweifelt jedoch den Sinn der Impfpflicht.

Die lebensgefährliche Krankheit ist wieder auf dem Vormarsch: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl der Masern-Fälle weltweit vervierfacht. Das teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Montag in Genf mit. Zuletzt seien mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern gemeldet worden. Vor einem Jahr waren es noch rund 28.000 Fälle in 163 Ländern.

Laut WHO wird nur jeder zehnte Fall überhaupt gemeldet. Das könne bedeuten, dass das Ausmaß der hochansteckenden Krankheit noch viel schlimmer ist, als die aktuellen Zahlen belegen. Bis zum Jahr 2016 war die Zahl der Masern-Erkrankungen rückläufig. Inzwischen nehmen Erkrankungen jedoch wieder zu. Im Jahr 2017 starben laut WHO 110.000 Menschen an Masern.

Nicht heilbar, aber verhinderbar

In den reichen Ländern geht die Ausbreitung der Krankheit den WHO-Experten zufolge auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. In den armen Gegenden haben viele Menschen keinen Zugang zur Impfung, wie die WHO beklagt.  In Afrika stieg die Zahl der gemeldeten Fälle um 700 Prozent, in Europa um rund 300 Prozent.

Bei einer Masern-Erkrankung folgt auf hohes Fieber ein roter Hautausschlag. Außerdem können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung auftreten, gerade bei Säuglingen oder Senioren. Masern lassen sich nicht heilen, aber mit Hilfe einer einfachen Impfung verhindern. Für den Vollschutz genügen zwei Impfdosen. Gesundheitsbehörden rufen deshalb eindringlich zur Impfung auf.

Bundesregierung will Impfpflicht einführen

Eine solche Diskussion läuft derzeit auch in Deutschland. Anfang Mai will Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Vorschlag zur Masern-Impfpflicht in deutschen Kitas und Schulen vorlegen. Auch SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) sprachen sich für eine Impfpflicht aus. Bereits am vergangenen Donnerstag forderte der Landtag die rot-rote Landesregierung Brandenburgs mit breiter Mehrheit auf, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass bis zu einer bundesrechtlichen Lösung eine Impfung als verpflichtende Voraussetzung für den Besuch von Kitas und Tagespflege gilt. Zugleich soll die Landesregierung in Brandenburg eine Bundesratsinitiative einbringen. Die restlichen Bundesländer haben derzeit keine einheitliche Position zu einer Masern-Impfpflicht.  

Experte des Robert-Koch-Instituts bezweifelt Sinn der Impfpflicht

Der Impfexperte des Robert-Koch-Instituts, Ole Wichmann, hält eine Masern-Impfpflicht jedoch für nicht sinnvoll. Bei Masern gebe es vor allem Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sagte Wichmann im Bayerischen Rundfunk. "Die großen Impflücken sind eher in höherem Alter."

Der Experte forderte Krankenkassen und Ärzte auf, zu den Vorsorgeuntersuchungen für Jugendliche, sogenannten J-Untersuchungen, gezielt einzuladen. Bevor eine Impfpflicht eingeführt werde, "sollten wir erst einmal versuchen, andere Sachen zu optimieren". Außerdem gebe es auch andere Krankheiten, bei denen eine höhere Impfquote wünschenswert wäre, wie etwa zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs.

 

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