Affenpocken jetzt auch in Spanien und Portugal: Das müssen Sie zum Virus wissen

Neben Großbritannien melden am Donnerstag weitere Länder Fälle von Affenpocken bei Menschen. In Deutschland mahnt das RKI Ärzte zur Wachsamkeit, die WHO ruft zur Kontaktverfolgung auf. Was steckt hinter der seltenen Virusinfektion? Ein Überblick.

Die Zahl von mit Affenpocken infizierten Menschen steigt. Nachdem die Virusinfektion Anfang Mai erstmalig in Großbritannien aufgetreten ist, haben nun auch Spanien, Portugal, Italien und die USA erste Fälle gemeldet.

WHO ruft zur Kontaktverfolgung bei Affenpocken-Patienten auf

Die WHO rief am Mittwoch zur rigorosen Kontaktverfolgung bei Affenpocken-Patienten auf. Kliniken und Bevölkerung müssten dafür sensibilisiert werden, einen ungewöhnlichen Hautausschlag von Fachpersonal begutachten zu lassen. Bei Verdacht auf Affenpocken sollten Patienten demnach umgehend isoliert werden. Gesundheitspersonal solle sich zudem mit den üblichen Hygienevorkehrungen bei Tröpfchen-Infektionen vor einer Ansteckung schützen, schreibt die WHO in einer Mitteilung.

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Was steckt hinter den plötzlich steigenden Fallzahlen? Woher kommt das Virus? Und wie äußert es sich? FOCUS Online beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Was sind Affenpocken und wie werden sie übertragen?

Bei Affenpocken handelt es sich um eine sogenannte Zooonose. Das heißt, das Virus wird vom Tier auf den Menschen übertragen. „Infektionen können durch Kontakt mit Sekreten infizierter Tiere übertragen werden“, erklärt das RKI. Dass ein infizierter Mensch andere Menschen mit dem Virus angesteckt hat, wurde nun erstmals beobachtet.

In diesem Fall erfolgt die Übertragung wohl über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten. Zudem sei eine sexuelle Übertragung der Pockenviren möglich, schreibt das RKI. Im Vergleich zu Grippeviren sind Affenpocken jedoch weniger infektiös.

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Anders als der Name vermuten lässt, werden Affenpocken nicht nur vom Primaten übertragen, sondern hauptsächlich von Nagetieren wie Ratten, welche den Erreger in sich tragen. Experten vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen seien hingegen sogenannte Fehlwirte – das berichtet die Tagesschau. Fehlwirte sind ein suboptimaler Wirtsorganismus für das Virus. Der Fehlwirt kann zwar befallen werden, in ihm kann sich das Virus aber nicht weiterentwickeln.

2. Wie äußert sich die Erkrankung?

Die Viruserkrankung ruft meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Die Infektion beginnt zunächst oft mit einem Ausschlag. Kurz darauf bilden sich rote Flecken, die sich vom Gesicht aus über den gesamten Körper ausbreiten und zu roten, mit Flüssigkeit gefüllten Beulen werden können. Der Ausschlag kann je nach Krankheitsphase unterschiedlich aussehen und Windpocken oder Syphilis ähneln.

Nach Angaben der UK Health Security Agency (UKHSA) äußert sich die Krankheit zudem durch folgende Begleiterscheinungen:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Rückenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • Schüttelfrost
  • Erschöpfung

3. Welche Länder sind bislang betroffen?

Bislang haben vier europäische Länder Fälle von Affenpocken gemeldet. Den ersten Fall zeichnete Großbritannien Anfang Mai auf, nun sind die Affenpocken auch in Spanien, Portugal und Italien registriert worden. In der spanischen Hauptstadt Madrid sollen sich nach Angaben der Gesundheitsbehörden acht Menschen mit dem Virus infiziert haben. In Portugal sollen es Medienberichten zufolge bereits 20 Infizierte sein. Mit Italien meldete am Donnerstag das nächste Land in Europa den ersten Affenpocken-Fall. Laut dem Nationalen Institut für Infektionskrankheiten (INMI) sei ein junger Mann nach einer Reise auf die Kanarischen Inseln positiv getestet worden. Er habe sich in einem Krankenhaus in Rom gemeldet und sei danach umgehend isoliert worden. Er befinde sich in einem guten Zustand, hieß es. Bei zwei weiteren Personen bestehe ebenfalls ein Verdacht – sie seien ebenso in Quarantäne.

Am Mittwoch meldete die US-Gesundheitsbehörde CDC auch den ersten Fall in den USA. Auch in Kanada sollen Gesundheitsbehörden bereits dutzende Verdachtsfälle untersuchen, das berichtet die Süddeutsche Zeitung.

4. Gibt es bereits Fälle in Deutschland?

Bislang wurden noch keine Fälle in Deutschland gemeldet. Anlässlich der hohen Fallzahlen sensibilisiert das Robert Koch-Institut (RKI) jetzt aber auch Ärzte in Deutschland für die Virusinfektion. Affenpocken sollten demnach auch dann bei unklaren pockenähnlichen Hautveränderungen als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, wenn die Betroffenen nicht in bestimmte Gebiete im afrikanischen Raum gereist seien.

Homosexuelle Männer, die in letzter Zeit Geschlechtsverkehr mit anderen Männern hatten, sollten bei ungewöhnlichen Hautveränderungen zudem schnellstmöglich eine medizinische Versorgung aufsuchen – das schreibt die Behörde in einem Bericht auf ihrer Webseite.

5. Was könnte hinter dem plötzlichen Anstieg der Fallzahlen stecken?

Seit einer großen Impfkampagne 1980 gelten die Pocken beim Menschen eigentlich als weltweit ausgerottet. Wie das RKI erläutert, haben weite Teile der Weltbevölkerung mittlerweile allerdings keinen Impfschutz mehr. Vor allem in West- und Zentralafrika konnte sich das Virus so wieder verbreiten. Auch der erste Betroffene in Großbritannien war aus Nigeria eingereist. Nach Angaben der WHO tauchen Affenpocken bei Menschen in Nigeria vermehrt seit 2017 auf. 558 gemeldete Verdachtsfälle gibt es hier bereits, 241 seien bestätigt worden, acht Menschen seien daran gestorben.

Wie die Tagesschau berichtet, sollen Affenpocken bei Menschen zuvor lediglich dreimal außerhalb von Afrika identifiziert worden sein: Im Jahr 2003 in den USA und im Jahr 2018 im Vereinigten Königreich und Israel. In den USA steckten sich damals über 30 Menschen an, nachdem das Virus durch einen Transport 800 kleiner Säugetiere aus Ghana eingeschleppt worden war. Anders als zunächst vermutet, sollen sich die Betroffenen jedoch nicht direkt bei den Tieren, sondern durch Kontakt mit Präriehunden angesteckt haben, die in der Nähe der infizierten Tiere gehalten worden waren.

6. Wie kann ich mich schützen?

Die Infektionswahrscheinlichkeit bei Affenpocken gilt generell als eher gering. Üblicherweise wird das Virus nur durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen übertragen. Auch bei den neu beobachteten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen erfolgt die Übertragung Experten nach über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion.

Aktuell gibt es keine spezifische Impfung gegen Affenpocken, da die Pocken als so gut wie ausgerottet gelten. Laut Allgemeinmediziner Christoph Specht schützt aber auch eine allgemeine Pocken-Impfung zuverlässig vor Affenpocken, obwohl beide nicht miteinander verwandt sind – das äußert der Mediziner gegenüber RTL. So bestünde eine Art Immunität beim Großteil der Bevölkerung. Da die Pocken-Impfung bis 1976 (in der DDR sogar bis 1982) eine Pflichtimpfung war, könnten alle davor Geborenen von einem guten Schutz ausgehen, beruhigt der Mediziner.

7. Was sagen Experten zur Infektionswahrscheinlichkeit in Deutschland?

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich das Virus dennoch auch hierzulande ausbreitet? „Bislang besteht kein Anlass, jetzt davor große Angst zu haben, dass wir hier in Deutschland nun plötzlich die Affenpocken bekommen“, versichert Specht gegenüber RTL. „Aber: Das Robert Koch-Institut hat die Ärzte schon aufgefordert, genau hinzuschauen und wachsam zu sein.“ Auch müsse man im Blick behalten, ob sich durch den möglichen neuen Übertragungsweg von Mensch zu Mensch die Schwere der Symptomatik verändere.

mit Agenturmaterial

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