Mit 5 einfachen Übungen kommst du jeden Tag zur Ruhe

Es sind unruhige Zeiten, in denen wir leben. Wir kommen kaum zur Ruhe. Immer neue Schreckensmeldungen erreichen uns aus der Ukraine. Auch der Alltag hat die gewohnte Routine verloren, die uns eine gewisse Ruhe verliehen hat.

Auf einmal gibt es im Supermarkt nicht mehr alles zu kaufen. Die Regale, in denen wir sonst die gewohnten Produkte gefunden haben, sind leer. Die Corona-Krise kommt nicht zur Ruhe. Immer mehr Menschen aus unserem Umfeld werden vom Virus infiziert und fallen dann für eine Woche aus.

Viele Firmen, viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen klagen über eine steigende Zahl von krankgeschriebenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Das erzeugt für die Gesunden eine neue Unruhe und Stress. Auch angstmachende Mitteilungen über die Zerstörung unserer Umwelt und über die zunehmende Cyber-Kriminalität beunruhigen uns. Wie soll man da zur Ruhe finden?

Ruhe bedeutet nicht, dass wir die Augen verschließen vor der Wirklichkeit. Das wäre eine Flucht, bei der uns die Realität immer wieder einholen würde. Doch gerade angesichts der um uns herrschenden Unruhe gibt es doch Wege, um jeden Tag Ruhe zu finden. Ich möchte ein paar dieser Wege beschreiben. imago/epd Pater Anselm Grün im Hof des Benediktinerklosters in Münsterschwarzach.

Über den Gastautor

Anselm Grün wurde 1945 geboren. Er ist Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und Buchautor. Die zahlreichen Publikationen des Theologen erscheinen weltweit in mehr als 30 Sprachen. Themen seiner Schriften sind unter anderem Spiritualität, Psychologie, Glück und Lebenslust.

1. Tägliche Rituale

Ein Weg sind die täglichen Rituale. Die Rituale müssen nicht immer fromm sein. Es kann auch der Spaziergang zu einem täglichen Ritual werden. Dann gehe ich mich bewusst frei von all den Gedanken. Sören Kierkegaard, der dänische Religionsphilosoph, sagte einmal, er kenne keinen Kummer, von dem er sich nicht freigehen kann. Für manche kann das Joggen zum täglichen Ritual werden. Aber dann geht es darum, sich wirklich freizulaufen von seiner Unruhe und nicht auf die Kilometer zu schauen.

Ein anderes Ritual wäre, die Hände in Form einer Schale vor sich zu halten und alles, was einen bewegt, seine Sorgen und Ängste, das, was uns beunruhigt, Gott hinzuhalten und zu vertrauen, dass Gott alles, was wir ihm hinhalten, in Segen verwandelt. Beim Ritual nehme ich mir bewusst Zeit, um in eine andere Welt einzutauchen. Der Soziologe Hans Joas meint, durch die Rituale schaffen wir uns für eine gewisse Zeit eine eigene Welt. Diese Welt ist nicht bestimmt von den Mechanismen des Alltags, von Hektik und Unruhe, von Arbeit und Sorgen. Wir schaffen im Ritual eine alternative Welt, die es uns ermöglicht, auch im Alltag auf eine neue Weise zu leben. Die Ruhe, die wir im Ritual erfahren, begleitet uns dann auch im unruhigen Alltag.

„Jeden Tag zur Ruhe kommen“ von Anselm Grün

2. Meditation

Ein zweiter Weg ist die Meditation. Viele Menschen praktizieren heute eine Form von Meditation. Sie sitzen einfach da, achten auf ihren Atem, lassen im Ausatmen die ganze Unruhe aus sich herausströmen und lassen im Einatmen nicht nur neue Luft, sondern den Geist der Ruhe und der Liebe in sich einströmen. Manche achten nur auf den Atem, andere verbinden den Atem mit einem Wort. In der christlichen Tradition ist das Jesusgebet am beliebtesten. Da verbinde ich mit dem Einatmen den Namen Jesu und lasse seine Liebe in mein Herz strömen, so dass es warm wird. Beim Ausatmen sage ich „erbarme dich meiner“ und lasse die Liebe Jesu in den ganzen Leib strömen, vor allem in all die Bereiche, in denen ich mich verkrampft und unruhig fühle.

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  • 3. Achtsamkeit

    Ein dritter Weg, der heute sehr beliebt ist, ist die Übung der Achtsamkeit. Ich kann die Achtsamkeit auch in einer eigenen Meditationszeit einüben. Aber dann gilt es, sie auch mitten im Alltag zu üben. Die Übung geht so, dass ich die Gedanken und Gefühle, die in mir auftauchen, nicht bekämpfe. Ich will also nicht mit Gewalt in meinem inneren Chaos Ruhe schaffen. Vielmehr lasse ich die Gedanken vorüberziehen, ohne sie zu bewerten. Sie kommen und gehen, aber sie bestimmen mich nicht mehr.

    4. Buch lesen

    Ein vierter Weg besteht darin, sich Zeit zu nehmen, ein gutes Buch zu lesen. Dabei geht es nicht darum, sein Wissen zu vermehren. Im Lesen tauche ich vielmehr in eine andere Welt ein. Ich lasse die unruhige Welt um mich herum los und vertiefe mich in ein Buch. Die Welt, in die mich das Buch hineinführt, bringt mich zugleich in Berührung mit meiner eigenen inneren Welt, die nicht nur bestimmt ist durch die äußeren Ereignisse. Und das Lesen bringt mich in Berührung mit der Weisheit meiner Seele. Wenn ich mir Zeit nehme, um in aller Ruhe zu lesen, dann lasse ich für einige Zeit das Hektische um mich herum los und entdecke die Weisheit meiner Seele. Und die weiß, was für mich gut ist.

    5. Musik hören

    Ein fünfter Weg wäre das Hören der Musik. Auch da geht es nicht darum, die Musik als Nebengeräusch neben meiner Arbeit wahrzunehmen. Es geht vielmehr darum, mir bewusst Zeit zu nehmen. Ich wähle mir die Musik aus, die mir jetzt gerade gut tut, die mir spontan einfällt. Dann nehme ich den Kopfhörer, setze mich bequem in den Sessel oder lege mich aufs Bett und lasse die Musik in meinen Geist, in meine Seele, in meinen Leib eindringen.

    Dann verwandelt die Musik die Gefühle, die ich gerade habe. Sie verwandelt die Unruhe. Pythagoras meint, die Schwingungen unseres Leibes und unserer Seele seien oft durcheinander geraten. Das mache uns krank. Die Musik bringt diese Schwingungen wieder in die richtige Ordnung. Die Musik unterdrückt nicht die aufgewühlten Emotionen, sondern verwandelt sie. Ich spüre mich selbst in der Musik. Und immer wenn ich mich selbst spüre, werde ich nicht mehr von außen bestimmt, kann die äußere Unruhe mich nicht aus meiner Mitte heraus drängen.

    Jeder hat vermutlich schon seinen Weg gefunden, wie er zur Ruhe kommen kann. Meine Gedanken möchten Sie nur anregen, bei sich selber nachzusehen: Was ist für mich ein guter Weg, innerlich ruhig zu werden? Und was möchte ich ausprobieren, um zur Ruhe zu kommen? Wir sind nicht einfach Opfer der Unruhe, die uns von außen umgibt. Wir können etwas tun, um Ruhe zu finden. So wünsche ich Ihnen Phantasie und Kreativität, dass Sie Ihren Weg zur Ruhe entdecken und diesen Weg dann auch gehen.

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