Schock-Studie: 70 Prozent der Corona-Klinikpatienten sind nach einem Jahr immer noch krank

Egal, ob milder oder schwerer Verlauf – Long-Covid kann jeden treffen. Doch eine Studie aus England zeigt nun, dass 70 Prozent aller Covid-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, auch ein Jahr nach der Infektion noch an Symptomen leidet. Drei Faktoren erhöhen das Risiko.

Viele Menschen, die eine Corona-Infektion durchgemacht haben, leiden noch Monate nach der Infektion an unterschiedlichsten Symptomen. Zu den häufigsten Long-Covid-Beschwerden gehören

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Kopfschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Geruchs- und Geschmacksstörungen
  • kognitive Beeinträchtigungen wie Gehirnnebel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • depressive Verstimmungen

Aber auch Herzbeschwerden, Nieren und Stoffwechselstörungen können in Folge einer Infektion auftreten – die Liste der möglichen Symptome ist lang: In diversen Studien haben Betroffene bis zu 200 verschiedene Symptome für Long-Covid angegeben.

Long-Covid-Studie mit ehemaligen Krankenhauspatienten

Von Long-Covid können auch Menschen, die milde Verläufe hatten, betroffen sein.  Wer jedoch einen schweren Verlauf hatte, der im Krankenhaus behandelt werden musste, scheint dennoch ein höheres Risiko zu haben, an Langzeitfolgen zu leiden. Denn die sogenannte Post-Hospitalisation-Covid-19-Studie aus England zeigt nun, dass über 70 Prozent aller hospitalisierten Covid-19-Fälle auch ein Jahr danach noch nicht wieder gesund sind.

Für die Studie wurden insgesamt mehr als 2000 Teilnehmer, die zwischen März 2020 und April 2021 wegen Covid-19 aus dem Krankenhaus entlassen wurden, nach jeweils fünf Monaten und ein Teil davon erneut nach einem Jahr durchgecheckt.

Nach fünf Monaten waren lediglich 501 von 1965 (25,5 Prozent) vollständig genesen, nach einem Jahr lediglich 232 von 804 Personen (28,9 Prozent). Das bedeutet der größte Anteil der Untersuchten hatte sowohl nach fünf Monaten als auch nach einem Jahr immer noch milde bis schwere körperliche und kognitive Beschwerden.

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  • Die häufigsten Long-Covid-Symptome ein Jahr nach Infektion

    Zu den häufigsten Symptomen nach einem Jahr gehören laut Studie:

    • Fatigue (60 Prozent)
    • Muskelschmerzen (54 Prozent)
    • körperliche Verlangsamung (52 Prozent)
    • schlechter Schlaf (52 Prozent)
    • Atemnot (51 Prozent)
    • Gelenkschmerzen und Schwellungen (47 Prozent)
    • verlangsamtes Denken (46 Prozent)
    • Schmerzen (46 Prozent)
    • Verlust des Kurzzeitgedächtnisses (44 Prozent)
    • Gliederschwäche (41 Prozent)

    Auch klagten einige Patienten nach einem Jahr noch über klinisch relevante Angstsymptome, Depressionen sowie posttraumatische Belastungsstörungen. Gerade bei den Patienten, die unter sehr schweren Long-Covid-Symptomen litten (die Studie unterscheidet zwischen sehr schweren, schweren, moderaten und leichten Long-Covid-Symptomen), war die Anzahl derer, die sich vollständig erholten, geringer als in der Gruppe mit leichten Long-Covid-Symptomen.

    Studie: Das sind die Risikofaktoren für Long-Covid

    Auf Basis ihrer Untersuchung stellte die Studie folgende Risikofaktoren für langanhaltendes Long-Covid fest:

    • weiblich
    • Übergewicht
    • sowie invasive mechanische Beatmung während der akuten Covid-19-Erkrankung

    Erhöhte Entzündungsfaktoren im Blut der Betroffenen

    Im Blutserum dieser schwer betroffenen Patienten zeigte sich außerdem eine erhöhte C-reaktive Proteinkonzentration (CRP). Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das in der Leber als Reaktion auf Entzündungen gebildet wird. Verschiedene Entzündungswerte konnten in unterschiedlicher Höhe bei allen Long-Covid-Patienten festgestellt werden – abhängig von der Schwere der Symptome.

    In Zusammenhang mit kognitiver Beeinträchtigung stellte die Studie bei den Teilnehmern beispielsweise erhöhte Werte des Proteins CD70 fest, das unter anderem an der Entstehung von Autoimmunerkrankungen beteiligt ist. Auch der Entzündungsmarker Interleukin-6 war vielfach erhöht. Dies deute auf eine mögliche Neuroinflammation hin, die zur kognitiven Beeinträchtigung beiträgt, heißt es in der Studie, da CD70 mit Entzündungen im zentralen Nervensystem in Verbindung gebracht werden.

    Nicht-hospitalisierte Covid-19-Patienten haben geringeres Long-Covid-Risiko

    Die begrenzte Erholung nach einer Hospitalisierung mit Covid-19 im Zeitraum von fünf Monaten bis zu einem Jahr sei auffällig, folgern die Wissenschaftler. Die nach der Infektion aufgetretenen Symptome blieben der Hälfte der Patienten (620 von 1272) bestehen. Bei Covid-19-Patienten, die nicht im Krankenhaus behandelt werden mussten, scheint der Anteil der Patienten, die Long-Covid entwickeln, laut Studie deutlich geringer zu sein. Da es bisher noch keine spezifischen Medikamente gegen Long-Covid gibt, schlagen die Studienautoren entzündungshemmende Behandlungen vor.

    Intensivmediziner: „Eine der wichtigsten Arbeiten zu Long-Covid“

    Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigte sich angesichts der Studie besorgt. „Die Langzeitwirkungen von Covid werden unser Gesundheitssystem noch lange sehr viel Geld kosten. Die Forschung für Long-Covid muss dringend ausgebaut werden“, twitterte er als Reaktion auf die Studie.

    Der Intensivmediziner und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, bezeichnete die Studie als eine der „wichtigsten Arbeiten zu Long-Covid“. Gerade die erhöhten Entzündungsmarker könnten ein Hinweis auf mögliche therapeutische Ansätze bieten.

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