WHO: Bewegungsmangel jährlich für 5 Millionen Todesfälle verantwortlich – Heilpraxis

WHO gibt neue Bewegungsrichtlinien heraus

Aus den neusten Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht hervor, dass sich rund 80 Prozent aller Kinder und Jugendlichen nicht mehr ausreichend bewegen. Die WHO schätzt, dass Bewegungsmangel bereits an fünf Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr beteiligt ist. Die Organisation gab aus diesem Grund nun aktualisierte Bewegungsempfehlungen für verschiedene Bevölkerungsgruppen heraus.

Bis zu fünf Millionen Todesfälle pro Jahr könnten abgewendet werden, wenn die Weltbevölkerung aktiver wäre – zu dieser Einschätzung kommt die WHO auf Grundlage der aktuellen Gesundheitsdaten. Der Bewegungsmangel ziehe sich durch alle Alters- und Bevölkerungsgruppen. Die neuen WHO-Bewegungsrichtlinien geben Empfehlungen für ein gesundes Pensum an Aktivität.

Mehr Bewegung braucht der Mensch

In den neuen Richtlinien werden mindestens 150 bis 300 Minuten mäßige bis kräftige Aktivitäten pro Woche für erwachsene Personen empfohlen. Die Empfehlungen gelten auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Kinder und Jugendliche sollten sich laut WHO durchschnittlich 60 Minuten pro Tag bewegen.

Bewegung reduziert das Risiko für Volkskrankheiten

Wie die WHO betont, ist regelmäßige körperliche Aktivität der Schlüssel zur Vorbeugung von Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes und Krebs. Selbst bei Vorhandensein dieser Erkrankungen führe regelmäßige körperliche Aktivität zu einer Verringerung der Symptome. Zudem helfe Bewegung gegen psychische Krankheiten wie Depressionen und Angstzustände. Darüber hinaus trage die Aktivität im Alter zur Verbesserung des Gedächtnisses und zur Förderung der Gehirngesundheit bei und wirke einem kognitiven Verfall entgegen.

Jede Bewegung zählt

„Körperliche Aktivität ist entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden – sie kann dazu beitragen, das Leben um Jahre zu verlängern“, unterstreicht WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Dabei zähle jede körperliche Aktivität – besonders jetzt, wo sich viele Menschen aufgrund der COVID-19-Pandemie wenig bewegen. Körperliche Aktivität könne auch in den Alltag eingebunden werden – es muss nicht das Fitnessstudio sein. Gehen, Radfahren, Laufen, Tanzen, Hausarbeiten, Gartenarbeiten oder Ähnliches zählen ebenfalls als Bewegung.

„Kinder und Jugendliche müssen sich endlich mehr bewegen!“

Professorin Dr. med. Renate Oberhoffer-Fritz, Leiterin des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie und Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München (TUM), fordert vor allem eine stärkere Förderung der Umsetzung der WHO-Empfehlungen bei Kindern und Jugendlichen.

Generation Couch-Potato

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder und Jugendliche von fünf bis 17 Jahren 60 Minuten Bewegung pro Tag und an mindestens drei Tagen die Woche hochintensive Aktivitäten, die Muskeln und Knochen stärken. Zudem müsse die Zeit, die Kinder und Jugendliche im Sitzen verbringen, begrenzt werden.

Wie können die Empfehlungen umgesetzt werden?

„Die aktuellen WHO-Empfehlungen 2020 gehen von einer durchschnittlichen körperlichen Aktivität von 60 Minuten pro Tag aus – beliebig über die Woche verteilt, im Bereich mäßiger bis stärkerer Belastung überwiegend im Ausdauerbereich“, fasst Oberhoffer-Fritz zusammen. Dies müsse durch die Sportstunden in der Schule oder im Verein, aber auch in Form des täglichen Schulwegs zu Fuß oder mit dem Fahrrad sowie mit dem Spielen in der Pause abgedeckt werden.

Welche positiven Effekte sind durch Bewegung zu erwarten?

„Regelmäßige Bewegung im Kindes- und Jugendalter hat positive physiologische und funktionelle Effekte auf den sich entwickelnden Organismus, zum Beispiel auf das Muskelwachstum und die Knochendichte, auf die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems sowie die Lungenfunktion, auf den Zucker- und Lipidstoffwechsel“, erklärt die Professorin. Zudem verbessere die Aktivität exekutive Funktionen wie Balance, Geschicklichkeit, Fein-und Grobmotorik sowie die mentale Gesundheit und letztlich auch auf die Gehirnleistung.

Was Hänschen nicht lernt…

„Wer sich als Kind regelmäßig bewegt und Sport treibt, nimmt diesen Lebensstil in das Erwachsenenalter mit“, stellt Oberhoffer-Fritz klar. Deshalb sei es besonders bei Kindern und Jugendlichen wichtig, für ausreichende Bewegung zu sorgen.

Wie lassen sich Kinder zur Bewegung motivieren?

„Hier spielen bewegungsfreundliche Angebote in der unmittelbaren Umgebung eine große Rolle, zum Beispiel sichere Fahrradwege, ansprechend gestaltete Pausenhöfe sowie vernünftig ausgestattete Sporthallen“, so die Expertin. Wichtig sei aber auch die Vorbildfunktion der Eltern. Gemeinsame Wochenenden sollten aktiv gestaltet werden und die Kinder sollten Zugang zu außerschulischen Sportangeboten haben.

Wie wirkt sich die COVID-19-Pandemie auf die Bewegung aus?

„Generell ist während der COVID-19-Pandemie ein verstärktes sitzendes Verhalten zu erwarten“, schildert die Professorin. Dies sollte aber auch während der Pandemie ein bestimmtes altersentsprechendes Maß nicht überschreiten. Neuste Studien zeigen zudem, dass die Bildschirmzeit direkt mit gesundheitlichen Auswirkungen wie Fitness, Körperkomposition, Stoffwechsel, Sozialverhalten und Schlafqualität verbunden ist. (vb)

Weiterführende Informationen finden Sie in dem Artikel: Bewegungsmangel – Folgen, Ursachen und Symptome.

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