Risiko um 80 Prozent reduziert: Forscher empfehlen Nasenspray als Corona-Abwehr
Kann einfaches Nasenspray das Corona-Risiko senken? Ja, sagt zumindest Ulrich Schubert vom Universitätsklinikum Erlangen. Auch argentinische und israelische Forscher melden erste Erfolge und untersuchen, wie sich das Virus schon vor dem Eindringen in den Körper eliminieren lässt.
Was zunächst zu einfach und schön klingt, um wahr zu sein, scheint tatsächlich einen positiven Effekt zu haben: Nasensprays mit einem bestimmten Wirkstoff aus Rotalgen sollen einer Studie aus Argentinien zufolge dabei helfen, das Corona-Risiko zu reduzieren – und das um bis zu 80 Prozent.
Untersucht wurden dafür fast 400 Probanden aus dem Pflegebereich, die auf Covid-Stationen täglich direkten Kontakt zu Corona-Kranken hatten. Die gleichmäßig auf zwei Gruppen aufgeteilten Probanden verwendeten drei Wochen lang entweder viermal täglich ein Nasenspray mit dem Rotalgen-Wirkstoff oder ein Placebo.
Sprays sollen auch gegen andere Viren helfen
Der Mechanismus dahinter ist nicht neu: So ist bereits von anderen Erkältungsviren bekannt, dass der Stoff Carragelose als natürlicher Schutzfilm auf den Schleimhäuten des Naseninnenraums fungieren und ein Eindringen der Erreger in den Körper unterbinden kann.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene verweist darauf bereits im Dezember in einer Stellungnahme. Zur Prävention von Covid-19 müssten demnach alle infrage kommenden hygienischen Präventionsmaßnahmen ausgeschöpft werden, um insbesondere das medizinische Personal, aber auch die übrige Bevölkerung zu schützen. Da ein großer Teil der Infizierten das Virus bereits vor Auftreten erster Symptome freisetze, seien vor allem Schutzmaßnahmen sinnvoll, die die Viruslast an den Eintrittspforten reduzierten, „da die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit der Exposition zunimmt und die anfängliche Viruslast Einfluss auf den Schweregrad der Infektion hat“, heißt es.
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Fachgesellschaft empfiehlt Nasenspray schon seit Monaten als Corona-Abwehr
Auch aus Sicht der Fachgesellschaft besonders empfehlenswert: Nasensprays mit dem Rotalgen-Wirkstoff. Zwar gelten auch kochsalzhaltige Nasensprays als antiseptisch. Die Sprays mit dem aus den Meeresalgen gewonnen Wirkstoff seien allerdings aufgrund einer höheren Wirksamkeit zu bevorzugen, so die Hygiene-Experten.
Neue Hinweise auf die Wirksamkeit dieser Sprays wollen jetzt auch Wissenschaftler des Universitätsklinikums Erlangen gefunden haben. Gemeinsam mit dem österreichischen Pharmaunternehmen Marinomed Biotech AG untersuchen sie derzeit Nasensprays sowie eine Inhalationslösung und Lutschpastillen mit dem gleichen Wirkstoff. Ihre Untersuchungen belegten demnach die antivirale Wirkung von Carragelose gegen Covid-19 in verschiedenen humanen Zellsystemen.
„Zusammen mit der klinischen Untersuchung bilden die Laborbefunde die Basis für eine solide wissenschaftliche Begründung, dass Carragelose eine deutliche Wirkung gegen Sars-CoV-2 hat“, erklärt Ulrich Schubert, Professor für Virologie und Forscher am Virologischen Institut der Uniklinik Erlangen.
Auch in Israel forschen Wissenschaftler an der Corona-Abwehr in Nasenspray-Form
Weiterführende Studien laufen, die das belegen und eine breitere Evidenz des unterstellten Zusammenhangs liefern sollen. Nicht nur in Deutschland, auch in Israel hält man den Versuch, das Virus erst gar nicht in den Körper eindringen zu lassen, für aussichtsreich. An der Hebrew University in Jerusalem etwa forschen die Virologen Amos Panet und Dana Wolf zum gleichen Ansatz – wenngleich sie sich bisher nicht festgelegt haben, welcher Inhaltsstoffe es in einem Nasenspray bedarf, damit die Corona-Abwehr gelingen kann. Seine Vision jedoch schildert der Virologe gegenüber dem „Spiegel“ bereits eindrücklich: „Sagen wir, Sie wollen abends in die Oper – dann reicht ein Sprühstoß in die Nase, und schon haben Sie eine Extraschutzschicht gegen das Virus.“ So zumindest auch seine Hoffnung.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene empfiehlt den Einsatz von Rotalgen-Sprays bereits jetzt als weiteren Baustein der Maßnahmen im Kampf gegen Corona, vor allem Mitarbeitenden im medizinischem Bereich. Ihr Risiko hat sich durch die breite Impfung in der Priogruppe 1 inzwischen allerdings ohnehin stark reduziert.
„Aber auch die Allgemeinbevölkerung kann damit ihre persönlichen Schutzmaßnahmen zur Vorbeugung erweitern“, sagt der Erlangener Virologe Schubert. „Angesichts der In-vitro-Daten bin ich davon überzeugt, dass der breite Einsatz von Carragelose-Sprays gerechtfertigt ist und einen Nutzen haben kann. Zum einen wirkt Carragelose praktisch nebenwirkungsfrei gegen Sars-CoV-2, zum anderen schützt sie auch gegen verschiedene Erkältungsviren, wofür es umfangreiche Belege aus dem Labor und aus klinischen Studien gibt.“
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Auch gegen Mutationen wirksam?
Dementsprechend sei er zuversichtlich, dass der Wirkstoff auch gegen die zunehmend dominanten Mutationen wirksam sein könnte. „Carragelose ist ein Polymer, das das Virus durch eine elektrostatische Wechselwirkung umhüllt und es dabei neutralisiert. Deshalb sollte es für die Wirksamkeit auch keinen Unterschied machen, welche Virusvariante vorliegt“, so Schubert. „Gerade angesichts der Mutationen, die sich aktuell immer rasanter ausbreiten, halten wir Carragelose für eine echte Option in der Bekämpfung der Pandemie.“
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