Reinfektion könnte Risiko für Long Covid steigern

Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen wieder deutlich. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei 702,4 (Stand: 12.07.2022) – die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Eins ist aber sicher: Es stecken sich wieder mehr Menschen mit Sars-CoV-2 an – einige auch zum zweiten oder dritten Mal. Welche Rolle die neuen Untervarianten BA.4 und BA.5 bei einer erneuten Ansteckung spielen, ob eine sogenannte Reinfektion milder verläuft und wie sich mehrfache Corona-Infektionen auf das Risiko von Long Covid auswirken.

Warum kann ich mich mehrfach mit Corona infizieren?

Ob man sich nach einer überstandenen Erkrankung mit Sars-CoV-2 erneut infiziert, ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum Beispiel von Vorerkrankungen, dem Alter, erfolgten Corona-Impfungen und dem eigenen Immunstatus. Außerdem sehen Wissenschaftler:innen einen gewissen Zusammenhang zwischen einer erneuten Covid-19-Infektion und dem Krankheitsverlauf. Bei milden oder asymptomatischen Verläufen einer Corona-Infektion werden oft nur wenige Antikörper gebildet oder die Antikörperkonzentration nimmt sehr rasch wieder ab, schilderte Prof. Martina Prelog, Immunologin am Universitätsklinikum Würzburg, dem stern. Die Omikron-Varianten verursachen in der Regel eher mildere Verläufe. Forschende aus Frankreich haben sich die Reinfektionsraten verschiedener Covid-19-Wellen in Marseille angeschaut. Mit den Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 ist diese Reinfektionsrate auf 6,8 Prozent angestiegen – in vorherigen Wellen lag sie zwischen 0,2 und 1,5 Prozent. Eine Rolle spielt auch, dass das Coronavirus sich wandelt und es durch Mutationen zu neuen Varianten kommt. Die Folge: Die Varianten unterscheiden sich so stark, dass die Immunabwehr des Körpers die Viren nicht so schnell abwehren kann.

Long Covid


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Welche Rolle spielen die neuen Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5?

Die Omikron-Untervarianten BA.4 und BA.5 sind noch infektiöser als die vorherige Variante BA.2. Das tückische an den beiden Subtypen: Sie können den Immunschutz, den eine Impfung oder eine vorangegangene Corona-Infektion bietet, besser umgehen als die vorher dominierenden Omikron-Varianten. Das bedeutet: Mit den neuen Varianten BA.4 und BA.5 kann man sich noch schneller anstecken als mit den vorherigen Varianten. In Australien geht die Gesundheitsbehörde (AHPPC) davon aus, dass die Reinfektionsraten durch BA.4 und BA.5 deutlich steigen werden. "Down Under" werden in der Folge mehr Infektionen, Krankenhauseinweisungen und auch Todesfälle erwartet. "Bereits 28 Tage nach der Genesung von einer früheren Corona-Infektion können Reinfektionen auftreten", heißt es bei der AHPPC Anfang Juli. Bisher wurden in Australien eine erneute Infektion erst nach 12 Wochen gezählt, aufgrund der steigenden Reinfektionen empfiehlt die AHPPC diese Periode zu verkürzen. Bereits nach 28 Tagen sollten Menschen, die erneut Corona-positiv sind, auch als neue Fälle gezählt werden, heißt es bei der australischen Gesundheitsbehörde. Doch wie genau sich die beiden neuen Virusvarianten auf die Reinfektionsrate auswirken werden, muss noch genauer untersucht werden. Dazu fehlen bislang noch Daten.

Fällt eine Reinfektion milder aus?

Bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem fällt eine wiederholte Infektion mit Covid-19 in der Regel milder aus. Das sei aber abhängig von der Variante und dem Zeitpunkt der Reinfektion, sagte Martina Prelog.

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Steigt mit einer erneuten Corona-Infektion die Gefahr für Long Covid oder Post Covid?

Erste Ergebnisse eines Preprints, der also noch nicht von der Fachwelt begutachtet wurde, deuten darauf hin, dass mit einer Reinfektion das Risiko für Organschäden oder anhaltende Symptome höher ist als bei der Erstinfektion. Das Risiko für Folgeerkrankungen stieg laut den Forschenden mit jeder weiteren Corona-Infektion an. Laut der Wissenschaftler:innen verdoppelte sich das Sterberisiko bei einer Reinfektion. Außerdem nahmen auch Schäden am Herz-Kreislauf-System und den Atemorganen zu. Laut der Studie steigt das Long Covid-Risiko bei Reinfektionen auch für Geimpfte. Die Ergebnisse der Studie sind allerdings nur ein erster Hinweis. Es muss noch weiter erforscht werden, wie sich eine Reinfektion auf das Long Covid-Risiko auswirkt.

Quellen: RKI, Studie Frankreich, Preprint,AHPPC

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