Pharmazeuten weisen Corona-Peptide in stark verdünnter Gurgellösung nach
Pharmazeuten der Universität Halle-Wittenberg haben mit Hilfe der Massenspektrometrie kleinste Mengen des Coronavirus SARS-CoV-2 in drei Gurgelproben nachgewiesen. Die neue Methode könne künftig als Ergänzung für bisher übliche Tests dienen, hieß es. Sie werde nun weiter verbessert, um als Standard-Diagnostik-Werkzeug zur Verfügung zu stehen.
Prof. Dr. Andrea Sinz und ihre Mitarbeiter von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben eine Methode entwickelt, um nach Bestandteilen von SARS-CoV-2 zu suchen: „Wir messen direkt die Peptide, die von dem Virus stammen, und nicht das genetische Material“, erklärt Sinz, Massenspektrometrie-Expertin am Institut für Pharmazie der MLU. Auch wenn in der aktuellen Studie nur wenig Gurgellösung zur Verfügung gestanden habe, hätten die Wissenschaftler darin doch Bestandteile der Virusproteine gefunden, hieß es. Der Test sei hochspezifisch für das Virus, da die entsprechenden Proteine nur bei SARS-CoV-2 vorkommen. „Das war ziemlich überraschend, ich habe selbst nicht damit gerechnet, dass das wirklich funktioniert“, so Sinz.
Aktuell könne der Test in circa 15 Minuten durchgeführt werden. Die Arbeitsgruppe versuche nun, die Analysezeiten weiter zu verkürzen. Dafür nutze sie zurzeit künstlich hergestellte Virusbestandteile.
Übrigens …
Am 15.09.2019 hat die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Dr. Andrea Sinz (Professorin an der MLU und ehemalige Vorsitzende der DPhG-Landesgruppe Sachsen-Anhalt) auf dem Gebiet der Protein-Massenspektrometrie mit dem Fresenius-Preis ausgezeichnet (Goldmedaille und 7.500 Euro Preisgeld). Die Proteinforscherin zählt laut der DPhG (Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft) zu den führenden Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Cross-Linking Massenspektrometrie: „2016 wurde sie von der Zeitschrift ‚The Analytical Scientist‘ zu den 50 weltweit einflussreichsten Frauen in den analytischen Wissenschaften gewählt.“
Sinz ist auch Gründungsmitglied der „COVID-19 Mass Spectrometry Coalition“, ein Forschungsverbund, der mithilfe von Massenspektrometrie die Krankheit besser verstehen möchte.
Sinz ist laut Mitteilung der Universität Halle-Wittenberg zudem auf der Suche nach weiteren Kooperationen, auch mit der Industrie: „Mit einer Firma aus Hessen wollen wir noch eine andere massenspektrometrische Methode einsetzen, bei der die Messungen innerhalb von Sekunden durchführbar wären“, sagt die Pharmazeutin. Diese Methode wäre dann vergleichbar mit dem sogenannten „Biotyping“, das schon in Kliniken zur Diagnostik von Bakterien- oder Pilz-Infektionen etabliert sei. Allerdings müsse noch gezeigt werden, ob sich dieser Ansatz für den Nachweis von SARS-CoV-2 eignet. Eine Probenaufbereitung sei dann nicht aufwändig und die Messungen wären auch von nicht spezialisiertem Personal durchführbar.
Sinz hofft, dass die neue Diagnosemethode mit Massenspektrometern in einigen Monaten für den Einsatz bereit ist.
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