„Lockdown wäre absolut sinnvoll“

„Es ist ein Tanz auf dem Vulkan“, so Professor Thorsten Lehr, Klinischer Pharmakologe an der Uni Saarbrücken, im DAZ.online-Podcast. Die grassierende hochinfektiöse B.1.1.7-Mutante und gleichzeitig Lockerungen vom Lockdown – das passt nach seiner Einschätzung überhaupt nicht zusammen. Anhand seines entwickelten COVID-19-Simulators lässt sich zeigen, was passiert, wenn beides zusammentrifft.

„Das ist ein Pulverfass auf dem wir sitzen“, zitiert der „Spiegel“ den Wissenschaftler und Klinischen Pharmakologen Professor Lehr. Was er genau damit meint, fragte ich ihn in meinem Podcast-Gespräch. Ich wollte von ihm auch wissen, was er von den Strategien einiger Bundesländer hält, mehr zu testen und gleichzeitig weitere Lockerungen vom Lockdown einzuführen.

Lehr kann sich bei seinen Aussagen u. a. auf seinen COVID-19-Simulator stützen, den er zusammen mit einigen Autoren entwickelt hat. Dieser Online-Simulator erlaubt Vorhersagen zur Entwicklung der Corona-Infektionen samt Krankenhausbettenbelegung, intensivmedizinischer Behandlung, Beatmung und Todesraten in den einzelnen Bundesländern und die Abschätzung von nicht-pharmazeutischen Interventionen.

Lehr ist überzeugt: Die Mutante B.1.1.7 zwingt uns aufgrund ihrer höheren Infektiosität dazu, den Lockdown noch härter zu fahren als bei der ersten Welle vor einem Jahr: „Die Kraftanstrengung wird größer werden, damit wir die gleichen Effekte wie bei der ersten Welle sehen.“ Selbst saisonale Einflüsse wie wärmere Temperaturen und mehr UV-Strahlung werden in diesem Jahr wenig helfen. Das Problem liegt allerdings in der Akzeptanz eines härteren Lockdowns, ist sich Lehr bewusst, und ein permanenter Lockdown ist nicht die Lösung. Einen Ausweg sieht der Pharmakologe vor allem in einer rascheren Durchimpfung der Bevölkerung.

Sorgen machen natürlich auch die weiteren Virusvarianten, die brasilianische und die südafrikanische Variante. Auch vor diesem Hintergrund sieht Lehr als Strategie die Kontaktreduktion so lange, bis ausreichend viele Menschen geimpft sind.

Was Lehr bemängelt: die unzureichende Nachverfolgbarkeit der Infektionen. Man bräuchte hier eine bessere technische Unterstützung, doch hier steht bei der Corona-App der Datenschutz im Weg.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen