Kurz nach Erhalt der Impfbescheinigung: Wahlhelfer in Berlin sagen reihenweise ab

Schon wieder Ärger mit Astrazeneca: Offenbar verzögert sich die Auslieferung des Corona-Impfstoffs an die Apotheken. Unterdessen werden in NRWs Impfzentren bis mindestens Mitte Juni keine Termine für Erstimpfungen mehr vergeben. Alle Meldungen rund ums Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 4. Juni 2021

  • Auf dem schnellsten Weg zum Pieks: Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter: So kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
  • Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check

Weil Spahn-Ministerium 1,2 Millionen Biontech-Dosen behält, gibt es neuen Zoff mit den Ärzten

10.46 Uhr: Zwischen dem Bundesgesundheitsministerium und Ärztevertretern ist ein Streit entbrannt über das Zurückhalten von zahlreichen Corona-Impfdosen für geplante Zweitimpfungen. Wie der "Spiegel" am Freitag berichtete, gab das Ressort von Jens Spahn (CDU) in dieser Woche rund 1,2 Millionen gelieferte Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer nicht an Ärzte und Impfzentren weiter. Der Hausärzteverband äußerte Unverständnis über den Vorgang.

Dem Bericht zufolge lieferte Biontech für die laufende Woche rund 5,13 Millionen Dosen an den Staat. Eigentlich hätten demnach die niedergelassenen Ärzte in dieser Woche Impfstoff für mehr als 3,3 Millionen Spritzen bekommen sollen. Tatsächlich seien aber nur etwa 2,2 Millionen Portionen angekommen. Bei den Impfzentren seien rund 75.000 Dosen gekürzt worden. 

Die Aufgabe des Bundesgesundheitsministeriums sei es, "die Mengen in die Arztpraxen so zu steuern, dass der Bedarf für Zweitimpfungen zu jedem Zeitpunkt gedeckt werden kann", teilte eine Ministeriumssprecherin dem "Spiegel" mit. In den kommenden drei Wochen müssten überproportional viele Zweitimpfungen vorgenommen werden.

Der Bedarf an Zweitimpfungen müsse "zwingend deutlich niedriger" sein als die Gesamtmenge, die in das Regelsystem überführt werde, erklärte die Sprecherin demnach weiter. Die Liefermenge von Biontech in den kommenden beiden Wochen "reicht nicht aus, um dies sicherzustellen; insbesondere, da die Betriebsärzte ebenfalls mit 700.000 Impfdosen von Biontech mitimpfen werden".

"Wieso muss jetzt etwas gebunkert werden, wenn vorher immer angekündigt wurde, dass im Juni mehr Biontech kommt?", fragte dagegen der Bundesvorsitzende des deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, im "Spiegel". "So verlieren wir Zeit."

Auch die Aufteilung der Kürzungen hält Weigeldt für fragwürdig. "In vielen Impfzentren wird Biontech an ältere Mitbürger verimpft, die auch Astrazeneca bekommen könnten", sagte er. "Im Gegenzug müssen in den Praxen junge Frauen auf Biontech verzichten, obwohl es für sie etwas höhere Risiken bei Astrazeneca gibt."

Stiko-Chef: "Keine Empfehlung für alle gesunden Kinder zu erwarten"

09.40 Uhr: Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat in der Debatte um Corona-Kinderimpfungen angedeutet, dass es keine generelle Empfehlung geben wird. "Es ist keine generelle Empfehlung der Stiko für alle gesunden Kinder zu erwarten", sagte Mertens am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Für die Empfehlung einer Impfung bei allen gesunden Kindern reichten die Daten bei weitem nicht aus.

Die Experten haben demnach viele verfügbare Daten aus Studien zusammengetragen. "Es sind alle Ergebnisse so, dass man sicher daraus keine Argumentation für eine generelle Impfung aller gesunden Kinder ableiten kann". In den nächsten Tagen will die Stiko ihre Empfehlung offiziell bekanntgeben.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte Mertens um Verständnis für die zögerliche Haltung bei Kinderimpfungen geworben. In der Debatte seien viele Argumente "leichthin genannt worden, die einer Nachprüfung nicht standhalten", kritisierte Mertens. So sei es zum Beispiel "nicht besonders sinnvoll", das Thema Schule mit der Impfdebatte zu verknüpfen. "Die Stiko – und ich glaube auch viele andere vernünftige Leute – halten diese sprachliche Verbindung von Impfung als Voraussetzung für das normale Leben der Kinder für einen Irrweg."

SPD-Vize Midyatli kritisiert Spahns Impfkampagne

06.52 Uhr: SPD-Bundesvize Serpil Midyatli hat von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen stärkeren Fokus auf abgehängte Bevölkerungsschichten bei Schutzimpfungen gegen Covid-19 gefordert. "In den USA können wir sehen, dass die Impfbereitschaft besonders bei jungen Menschen und in sozial benachteiligten Quartieren abnimmt", sagte Midyatli der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist auch nicht allzu verwunderlich, da diese Menschen es gewohnt sind, dass man sich kaum um sie kümmert."

Derzeit sei der Impfstoff zwar noch knapp, sagte die SPD-Politikerin. "Ein Blick – zum Beispiel in die USA – zeigt aber, dass das nächste große Problem die Impfmüdigkeit sein wird." Die geplante Aufhebung der Priorisierung komme hauptsächlich gut informierten und durchsetzungsstarken Menschen zugute.

"Deshalb müssen wir auf alle anderen jetzt zugehen, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und den Impfstoff in die Quartiere tragen", sagte Midyatli. Viele von diesen Menschen hätten nicht einmal einen Hausarzt. "Denn leider sind ausgerechnet diese Stadtteile vom eklatanten Hausärztemangel am stärksten betroffen."

60 Wahlhelfer  in Berlin-Tempelhof sagen ab, nachdem sie Impfbescheinigung erhalten haben

18.25 Uhr: 60 Menschen haben im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg nach Angaben des Bezirksamtes kurz nach oder im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Erhalt einer Impfbescheinigung ihre Bereitschaft als Wahlhelfer zurückgezogen. Das Wahlamt prüfe die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahren, sagte die zuständige Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" darüber berichtet. Wahlhelfer haben Anspruch auf eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus. Sie gehören zur Prioritätsgruppe drei.

Stadträtin Heiß kritisierte das Verhalten: "Eine Absage führt nicht nur zu Mehraufwand, sondern gefährdet gegebenenfalls auch die ordnungsgemäße Durchführung der Wahl." Absagen dürften nur unter bestimmten Gründen erfolgen, wie familiäre oder berufliche Verpflichtungen. Reicht die Begründung für die Absage nicht aus, ist dies eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis 500 Euro geahndet werden kann, sagte Heiß.

Peter Steffen/dpa Wahlhelfer zählen die Stimmen.  

Auch in anderen Bezirken der Hauptstadt haben sich Wahlhelfer abgemeldet. Aus Steglitz-Zehlendorf hieß es, dass bei den bislang 20 Abmeldungen kein erkennbarer Zusammenhang mit der Impfbescheinigung bestehe. Nach Angaben der Landeswahlleitung handele es sich um ein "Randphänomen". "Leute, die einen Impftermin haben wollen, kann es in Einzelfällen geben", sagte der Leiter der Geschäftsstelle, Geert Baasen. Weil für die anstehenden Wahlen sehr viele Wahlhelfer benötigt werden, sei die Suche früh gestartet worden. "Deshalb kommt es vor, dass Leute absagen", sagte Baasen.

Großflächiges Impfen bei Volkswagen soll zum 10. Juni beginnen

16.56 Uhr: VW will die eigenen Beschäftigten nach dem Ende der Risikogruppen-Priorisierung und Abschluss erster Modellprojekte nun ab der kommenden Woche flächendeckend gegen das Coronavirus impfen. Am Donnerstag (10. Juni) sollen die Betriebsärzte an allen deutschen Standorten der Kernmarke in Niedersachsen, Sachsen sowie Hessen (Kassel) "im größeren Maßstab" loslegen, heißt es in der jüngsten Ausgabe der Mitarbeiterzeitung "Mitbestimmen". Dabei bekommen Kolleginnen und Kollegen, die in der Produktion arbeiten, intern Vorrang vor anderen Belegschaftsgruppen etwa aus der Verwaltung.

Am Montag (7. Juni) fällt die feste Reihenfolge von Prioritätsgruppen bei der Immunisierung gegen den Covid-19-Erreger in Deutschland grundsätzlich weg. Allerdings bedeutet das nicht, dass überall schon Impfstoff in ausreichenden Mengen verfügbar ist. Daher sind auch bei Betriebsärzten oft noch gewisse Warte- und Planungszeiten nötig.

Volkswagen hatte bereits mehrere eigene Impfzentren aufgebaut und in den vergangenen Wochen an Testläufen für verschiedene Firmen in Niedersachsen teilgenommen. Bis spätestens Ende Juni sollen jetzt sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des größten deutschen Konzerns ein Schreiben mit einem persönlichen Impfangebot erhalten. Per beigefügtem TAN-Code können sie dann ihren Termin reservieren.

Der Chef des VW-Gesundheitswesens, Lars Nachbar, betonte, man wolle ein "schnellstmögliches" Angebot für alle. Die Impfstoff-Lieferungen würden aber wohl erst kurzfristig eintreffen, weshalb Termine nur "von Woche zu Woche" freigegeben würden. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte: "Ich hoffe, dass jetzt viele das Angebot annehmen."

Frankreich will bald auch Jugendliche impfen

22.55 Uhr: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie will Frankreich von Monatsmitte an auch Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren impfen. Das kündigte Staatschef Emmanuel Macron am Mittwochabend bei einem Besuch in dem Ort Saint-Cirq-Lapopie im Département Lot an. Paris hatte erst zu Wochenbeginn Impfungen auf alle Erwachsenen ausgedehnt.

Mittlerweile sind in dem Land mit seinen etwa 67 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern rund 26 Millionen Menschen mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Regierungssprecher Gabriel Attal sprach in Paris von sehr ermutigenden Zeichen. Indikatoren seien landesweit gesunken, die erste Stufe der Lockerungen sei somit gelungen. Dennoch müssten die Bürger vorsichtig bleiben. In einigen Regionen wie Okzitanien oder Nouvelle-Aquitaine im Südwesten zirkuliere das Coronavirus wieder zunehmend.

"Ferien werden in diesem Sommer möglich sein", sagte Macron in dem malerisch gelegenen Dorf im Südwesten des Landes. Bei seiner Visite ging es unter anderem um den Tourismus, der eine wichtige Einnahmequelle ist und der unter der Corona-Krise erheblich litt. Über 300.000 Unternehmen der Branche bekamen in der Krise Hilfen von zusammen 31 Milliarden Euro, wie der Élyséepalast via Twitter mitteilte.

In Großbritannien sind bereits drei Viertel der Erwachsenen geimpft

20.46 Uhr: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Großbritannien einen symbolischen Meilenstein erreicht. Mittlerweile haben drei Viertel (75,2 Prozent) der Erwachsenen eine erste Corona-Impfung erhalten, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Knapp die Hälfte (49,5 Prozent) hat bereits die für den vollen Schutz notwendige zweite Impfung bekommen. Premierminister Boris Johnson sprach von einer "phänomenalen Leistung". Großbritannien hatte die Impfkampagne zuletzt wegen Sorge um eine Ausbreitung der Delta-Variante, die zuerst in Indien entdeckt worden war, noch einmal hochgefahren.

Gesundheitsminister Matt Hancock lobte die positive Haltung der Bevölkerung zu Impfungen in Großbritannien. "Corona-Impfstoffe sind etwas Besonderes, aber es ist normal geworden, sie zu bekommen", sagte Hancock bei einem Online-Impfgipfel. "Dies war entscheidend für die Annahme." Dazu beigetragen habe auch, dass Prominente keine Ausnahmen erhalten hätten. "Prinz William, unser künftiger König, hat sich genauso für eine Impfung angestellt wie ich – keine bevorzugte Behandlung, kein Vordrängeln", sagte Hancock. Die Menschen spürten, dass die Impfstoffe für sie sind und das Programm fair sei.

Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante fordern Wissenschaftler allerdings immer lauter, die Aufhebung aller Corona-Restriktionen nach hinten zu verschieben. Bisher plant die Regierung diesen letzten Schritt für den 21. Juni. Premierminister Johnson sagte am Mittwoch erneut, es gebe keine Daten, die dafür sprächen, die Lockerungen aufzuschieben. Er betonte jedoch, bis zu einer endgültigen Entscheidung werde es "ein bisschen länger" dauern.

Großbritannien hatte die Zahl der Neuinfektion mit einem neuen, monatelangen Lockdown sowie der Impfkampagne deutlich nach unten gedrückt. Mittlerweile melden die Behörden aber wieder regelmäßig mehr als 3000 Neuinfektionen täglich.

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