Immer mehr Parallelexporte aus Deutschland

In Deutschland hält man nach wie vor an der Importquote fest. Mit den günstiger in anderen Ländern gekauften Arzneimitteln sparen die Kassen seit Jahren – ob viel oder wenig, ist umstritten. Mittlerweile zeigt sich aber: Es werden immer mehr zentral zugelassene Arzneimittel parallelexportiert – von Deutschland aus in andere Länder. Der Verband forschender Pharmaunternehmen sieht den Trend mit Blick auf die Versorgungs- und Arzneimittelsicherheit kritisch.

Corona verdrängt seit einem Jahr viele andere Themen. Auch um die Importförderung ist es still geworden. Im Zuge der Lunapharm-Affäre im Jahr 2018 war die in der Apothekerschaft stets kritisch gesehene Regelung nochmals breit diskutiert worden. Die gesetzgeberischen Konsequenzen blieben am Ende jedoch halbherzig – dafür sorgte nicht zuletzt eine Intervention des aus dem Saarland stammenden Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU).

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Die Zweifel bleiben jedoch bestehen: Durch Parallelimporte, die auf intransparenten Wegen quer durch Europa verfrachtet werden, kann unter Umständen auch die Arzneimittelsicherheit aufs Spiel gesetzt werden – ist das ein Risiko, das man für teilweise bescheidene Einsparungen eingehen will? Denn während Deutschland früher als Hochpreisland insbesondere für patentgeschützte Arzneimittel galt, scheint sich die Situation zu ändern, seit die AMNOG-Regeln greifen – seit zehn Jahren ist das mittlerweile der Fall. Sie sorgten dafür, dass die Hersteller patentgeschützter Arzneimittel den Preis nur noch im ersten Jahr nach Markteintritt frei bestimmen können – dann gilt ein Erstattungsbetrag.

Auch wenn die Diskussion kontrovers ist und unter anderem die Krankenkassen nach wie vor zu hohe Preise bei einigen Arzneien beklagen: Herstellerverbände weisen immer wieder darauf hin, dass die deutschen Preise im internationalen Preis immer stärker sinken. Wenn die Präparate nun im Ausland vielfach teurer sind, lohnt der Import nicht mehr – dafür können die vergleichsweise günstigen deutschen Produkte Käufer aus anderen Ländern locken.

Laut dem Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) zeigt ein Blick auf eine Auswertung der EMA-Notifizierungen für den Parallelvertrieb in den vergangenen Jahren genau diese Entwicklung: Die Zahl der AMNOG-Produkte, die aus Deutschland durch Zwischenhändler parallelexportiert werden, steigt demnach Jahr um Jahr. 2020 sei sogar ein Rekordniveau erreicht worden. Ein „Arzneimittelhöchstpreisland“ könne Deutschland in Europa also nicht sein, schlussfolgert der Verband.

Und der vfa mahnt: Steigende Parallelexporte seien zum einen nicht gut für die Patientenversorgung in Deutschland – es bestehe die Gefahr, dass gerade Spezialpräparate durch Zwischenhändler abfließen und damit hierzulande schwer verfügbar werden. Zum anderen erinnert der vfa nochmals an die kritische Arzneimittelsicherheit: Ob beispielsweise Temperaturanforderungen durchgängig eingehalten wurden, ist angesichts der unübersichtlichen Lieferwege oft schwer zu sagen. 

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