Fehler liegt nicht beim RKI

Die im Digitalen Impfquotenmonitoring erfasste COVID-19-Impfquote ist wahrscheinlich geringer als die tatsächliche. Das lässt die Diskrepanz zwischen der COVIMO-Umfrage und den Zahlen des DIM vermuten. Zulasten gelegt wurde diese Diskrepanz medial meist dem RKI – das wehrt sich nun. Ohnehin hatte es stets auf Unschärfen bei COVIMO hingewiesen und dem Problem beim Meldewesen von COVID-19-Impfungen durch unter anderem Hausärzte.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die Verantwortung für offenbar zu niedrige, offiziell gemeldete Corona-Impfquoten in Deutschland zurückgewiesen. „Das RKI kann nur die Impfdaten veröffentlichen, die ihm entsprechend übermittelt worden sind“, teilte Präsident Lothar Wieler am 13. Oktober mit. Eine zu niedrige Erfassung stelle „keinen Fehler und kein Versäumnis des RKI dar“, sondern gehe auf unterbliebene Meldungen einiger impfender Stellen zurück, hieß es. Man sei bei der Ermittlung der Impfquote auf das sogenannte Digitale Impfquotenmonitoring (DIM) angewiesen. Die Anwendung und Zuverlässigkeit dieses Meldesystems liege „ausschließlich in der Hand der impfenden Stellen (Impfzentren, Impfteams, Krankenhäuser, Arztpraxen, Betriebsärzte)“.

Untererfassung beim DIM

Auf diese Tatsache und die damit verbundene Gefahr von Untererfassungen hatte das RKI auch bereits im August hingewiesen. Die Meldung der impfenden Stellen sei in § 4 der Coronavirus-Impfverordnung gesetzlich vorgeschrieben, sie müsse vollständig und zeitnah erfolgen, um den Impffortschritt in Deutschland so genau und aktuell wie möglich abbilden zu können, betonte Wieler. Die berichteten COVID-19-Impfquoten in DIM seien daher als Mindestimpfquoten zu verstehen.

Das RKI hatte vor einer Woche in einem Bericht unter anderem geschrieben, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft seien, als die offiziellen Daten nahelegen. Darauf weisen unter anderem telefonische Befragungen von Bürgern hin, die das RKI seit Januar 2021 durchführt, um COVID-19-Impfquoten zu monitoren sowie die COVID-19-Impfbereitschaft und -akzeptanz zu erfassen (COVIMO).

Bereits im 6. COVIMO-Report am 10.8.2021 trat eine Diskrepanz zwischen den Umfrageergebnissen und den Zahlen des DIM auf, und auch in der anschließenden 7. COVIMO-Erhebungswelle wurden von den Befragten deutlich höhere Impfraten angegeben als beim DIM erfasst waren. Nun ist es nicht so, dass das RKI darauf nicht hingewiesen hätte, auch hat es versucht, diesen Unterschied wissenschaftlich zu erklären. 

Bias in der COVIMO-Umfrage könnte zur Übererfassung führen

So machte das RKI auf mögliche Unschärfen bei der COVIMO-Befragung aufmerksam, die zu einer Überschätzung der Befragungsergebnisse geführt haben könnten: Selektionsbias, aufgrund derer davon ausgegangen werden müsse, dass Impfbefürworter:innen häufiger ein Interview abschlossen als weniger impfbereite Personen. Damit wäre die Gruppe der weniger impfbereiten Personen in der Bevölkerungsstichprobe in COVIMO unterrepräsentiert und die Impfquote dadurch überschätzt. Zudem wurde die Befragung nicht mehrsprachig durchgeführt, es bestehe die Vermutung, dass Sprachbarrieren auch zu einer geringeren Inanspruchnahme der COVID-19 Impfung führen, erklärte das RKI damals. Und: Die Nicht-Berücksichtigung dieser Population könne somit zu einer Überschätzung der Impfquote in COVIMO führen. Im November würden daher im Rahmen einer Fokuserhebung auch fremdsprachige Interviews geführt.

5 Prozent der Erwachsenen mehr geimpft?

„Unter der Annahme, dass alle an Betriebs- und niedergelassenen Ärzte gelieferten Impfstoffdosen auch verimpft worden sind, wurde die Untererfassung im DIM mit Stand 5.10.2021 auf bis zu 5 Prozentpunkte geschätzt. In der Altersgruppe der Erwachsenen (ab 18 Jahre) könnten zu diesem Zeitpunkt also bereits bis zu 84 Prozent zumindest einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft sein“, erklärte das RKI.

Impfquote: 90 Prozent bei über 60-Jährigen

Als anzustrebende Zielimpfquote nennt das RKI eine Impfquote von mindestens 85 Prozent bei allen 12- bis 59-Jährigen und von mindestens 90 Prozent bei den über 60-Jährigen. Selbst unter Berücksichtigung der oben genannten Schätzungen seien diese Impfquoten weiterhin noch nicht erreicht. Das RKI empfiehlt in seiner ControlCOVID-Strategie grundsätzlich, dass die Basismaßnahmen bis zum nächsten Frühjahr, auch von Geimpften und Genesenen, eingehalten werden sollten.

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