COVID-19-Impfung: Was tun bei einer Spritzen-Phobie? – Heilpraxis
Kurzinterventionsprogramm hilft Angst vor Spritzen zu überwinden
Für Menschen mit einer Spritzen-Phobie ist die Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ein extrem schwerer Schritt. Schon die derzeit omnipräsenten Medienbilder von Spritzen beziehungsweise Injektionen treiben ihnen mitunter den Angstschweiß auf die Stirn, an die eigene Impfung ist gar nicht zu denken. Doch kann Betroffenen in den meisten Fällen durchaus geholfen werden, ihre Phobie zu überwinden.
Die Bilder von Spritzen, die in Oberarme gepikst werden, sind derzeit in fast allen Medien präsent und für die meisten Menschen ist das kein Problem. „Doch für diejenigen, die eine Spritzen-Phobie haben, ist es schwer zu ertragen“, berichtet das Max-Planck-Institut für Psychiatrie in einer aktuellen Pressemitteilung. Auch könne die Phobie gerade jetzt, wo Impfungen gegen COVID-19 so wichtig sind, ein großes Problem für die Betroffenen werden. Mit einem speziellen Kurzprogramm am Max-Planck-Institut für Psychiatrie lasse sich jedoch in den meisten Fällen die Phobie überwinden.
Phobie entsteht oft bereits in der Kindheit
Eine Abneigung gegen Spritzen ist nicht ungewöhnlich und bei den meisten Menschen vorhanden. Doch einige haben extrem starke Angst vor Spritzen sowie oft auch vor Blut und/oder Verletzungen. Meist entwickele sich eine Blut-, Spritzen-, oder Verletzungsphobie bereits in der Kindheit und beeinträchtige die Betroffenen, wenn sie nicht behandelt wird, über die gesamte Lebenspanne hinweg, berichtet das Max-Planck-Institut.
Dabei können die Ängste so stark sein, dass die Betroffenen notwendige medizinische Eingriffe oder auch Vorsorgemaßnahmen nur unter sehr hoher Belastung oder gar nicht wahrnehmen – gegebenenfalls mit entsprechenden negativen Folgen für ihre Gesundheit.
Kinder weit stärker betroffen
Das Max-Planck-Institut schätzt den Anteil der Betroffenen der Spritzen-Phobien im Kindes- und jungen Erwachsenenalter auf circa 20 Prozent, womit jede/r Fünfte dieser Altersgruppe betroffen wäre. Über die gesamte Lebensspanne betrage die Prävalenz hingegen nur circa drei Prozent, da die Erkrankungshäufigkeit im höheren Alter deutlich absinke, so die Mitteilung des Instituts.
Hilfe für Betroffene
Wer seine Spritzen-Phobie insbesondere im Hinblick auf die COVID-19-Impfung in den Griff bekommen möchte, kann bei dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie Hilfe finden. Hier sei die „In vivo Exposition“ die Therapie der Wahl bei Blut-, Spritzen- und Verletzungsphobie, berichtet das Institut. Während der Therapie würden die Betroffenen schrittweise an das angstmachende Ereignis herangeführt und mit diesem konfrontiert.
„Geht es um eine Spritzenphobie, sehen sich die Betroffenen zunächst gemeinsam mit Therapeuten Bilder und dann Filme der Situation an bis sie so weit sind, eine Spritze zu erhalten bzw. gepikst zu werden“, berichtet das Max-Planck-Institut weiter. Die Therapie erfolge in circa sechs Sitzungen und könne vielen Betroffenen helfen.
„Sehr wirksame“ Therapie
„Die Kurzintervention ist sehr wirksam, auch wenn die Angst danach nicht komplett weg ist, sind Impfungen oder andere Interventionen in der Regel gut durchführbar“, betont Professorin Dr. Angelika Erhardt, Leiterin der Ambulanz am Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Das Kurzprogramm kann ambulant am MPI durchlaufen werden, aber auch stationäre Patientinnen und Patienten können teilnehmen. Informationen zur Behandlung sowie zur Anmeldung bietet das Max-Planck-Institut auf seiner Internetseite. (fp)
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