Corona-Patient: Lebensbedrohliches Blutgerinnsel mit neuer Methode entfernt – Heilpraxis

Blutgerinnsel minimalinvasiv abgesaugt

Laut Fachleuten erleiden bis zu 20 Prozent der Patientinnen und Patienten, die wegen einer durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelösten Krankheit COVID-19 in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, ein Blutgerinnsel. Bei einem älteren Mann wurde ein solches nun minimalinvasiv aus der Hauptschlagader abgesaugt.

Es ist schon länger bekannt, dass bei COVID-19 ein erhöhtes Thromboserisiko besteht. Mit einer neuen Methode ist es möglich, lebensbedrohliche Blutgerinnsel einfach abzusaugen.

Gerinnsel mit einem Katheter abgesaugt

Wie das Universitätsspital Zürich (USZ) in einer aktuellen Mitteilung berichtet, entfernten Fachleute der Klinik erstmals in der Schweiz einem Patienten mit einer neuen Methode ein riesiges Blutgerinnsel aus der Hauptschlagader.

Statt dieses mit einer offenen Herzoperation zu beseitigen, die für den 66-jährigen Patienten zu riskant gewesen wäre, saugten sie das Gerinnsel mit einem Katheter ab.

Der Mann war wegen einer Coronavirus-Infektion hospitalisiert und musste künstlich beatmet werden. Der Patient erholte sich zwar rasch vom Lungenbefund, entwickelte jedoch schwere Gefäßkomplikationen.

Lebensbedrohliche Organkomplikationen verhindern

Den Angaben zufolge entwickelte der Patient ein großes Gerinnsel in der Hauptschlagader. Teile davon lösten sich ab und wurden mit dem Blutstrom in die Darmgefäße verschleppt. Daraufhin mussten Teile des Dünn- und Dickdarms notfallmäßig chirurgisch entfernt werden.

Um weitere lebensbedrohliche Organkomplikationen zu verhindern, galt es, das Gerinnsel aus der Hauptschlagader zu entfernen. Hierfür musste bisher der Brustkorb geöffnet und der Patient an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden.

In diesem Fall wurde eine offene Herzoperation indes als zu riskant eingestuft. Das interdisziplinäre Team mit Fachleuten der Angiologie, Herzchirurgie sowie Anästhesie entschied, dafür einen Vakuum-Saugkatheter einzusetzen. Dieser wurde bisher erst zur Entfernung von Gerinnseln in Venen verwendet.

Minimal-invasiver Eingriff

Wie in der Mitteilung erklärt wird, wurden für den Eingriff die Kanülen des Absaugsystems in der Leiste durch Arterie und Vene eingelegt und mit einem in sich geschlossenem Schlauchkreislauf verbunden. Darin integriert waren eine Zentrifugalpumpe sowie ein Blutfilter.

Mit Hilfe einer in die Speiseröhre eingelegten Ultraschallsonde konnte das über drei Zentimeter messende Blutgerinnsel in der Hauptschlagader, mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern, exakt visualisiert werden. Die Pumpe wurde nun aktiviert, so dass bei einem Blutfördervolumen von vier Litern pro Minute ein erheblicher Sog an dem in der Hauptschlagader platzierten Saugkatheter entstand.

Anschließend wurde der Saugkatheter Richtung Blutgerinnsel manövriert, um unter maximalem Sog an das Blutgerinnsel anzudocken. Das Gerinnsel wurde nun stückweise abgesaugt und durch den Schlauch aus dem Patienten in den Blutfilter geleitet.

Die Fragmente des Gerinnsels blieben im Filter hängen, während das gefilterte Blut über das Schlauchsystem dem Patienten über die zweite (venöse) Kanüle zurückgegeben wurde. Der Blutverlust war dadurch äußerst gering.

Kontinuierliche Ultraschallmessungen sowie minutiöse Überwachung der Herzlungenmaschine waren mitentscheidende Faktoren für das Gelingen. Entsprechend wichtig ist bei solchen Eingriffen auch die gute Kommunikation zwischen den verschiedenen Fachspezialisten.

Gefürchtete Komplikation bei Corona-Infektionen

Thrombosen sind eine ebenso gefürchtete wie häufige Komplikation bei Patientinnen und Patienten mit einer Coronavirus-Infektion: Rund jede beziehungsweise jeder fünfte hospitalisierte Infizierte leidet an Blutgerinnseln, die in der Folge kleinere oder größere Blutgefäße verstopfen.

Die Folge können Organschäden sein – beispielsweise am Darm wie im oben geschilderten Fall –, aber auch Schlaganfälle oder Lungenembolien.

Hintergrund dieser Komplikationen ist die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Blutgerinnungsstörung.

Das Team der Angiologie des USZ konnte bereits im Frühjahr 2020 in Zusammenarbeit mit einer großen Mailänder Klinik in einer in der Fachzeitschrift „Thrombosis Research“ veröffentlichten Studie zeigen, dass SARS-CoV-2 arterielle und venöse Blutgerinnsel verursacht. (ad)

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