Abgekapselt

Manche Gewürze sind zwar edel. Doch weil sie mitunter zur falschen Zeit am falschen Ort auftauchen, werden sie von einigen Kostverächtern verstoßen. So ergeht es auch der zarten Kapselfrucht, die sich hinter unserem heutigen Rätsel verbirgt. Aus Frust ergriff sie die Flucht und wanderte aus.

Das Gewürz, das wir heute suchen, ist vielschichtig, ambivalent und scheu. Es würzt oft mit seinen gemahlenen Samen. Mitunter findet man aber auch in einer Mahlzeit die ganzen grünen Fruchtkapseln des Ingwergewächses, die die Samen beherbergen. So eine Speise könnte Maqluba sein, ein traditioneller palästinensischer Reistopf. In Palästina gibt es sogar ein Spiel: Wer die grüne Kapsel in seinem Maqluba auf dem Teller findet, dem prognostiziert man ein Jahr Pech. Wer sogar versehentlich darauf beißt, den erwarten ganze drei Jahre Pech. Wäre ich das Gewürz, ich würde dieses Spiel als Kränkung empfinden – und mich von der Außenwelt abkapseln.

Wir müssen nicht weit reisen, um auf das würzig-süßliche Gewürz zu stoßen. Zur Weihnachtszeit trägt es seinen Teil zum Geschmack von Lebkuchen und Spekulatius bei, den wir lieben. Außerdem passt es vorzüglich zu Heißgetränken: In keinem guten Masala Chai darf es fehlen.

Dann die Sache mit dem Kaffee, auf die das Foto anspielt. Einige kennen das: Im Urlaub im Nahen Osten oder auf einem arabischen Markt kauft man eine große Packung gemahlenen Kaffee. Zu Hause freut sich der Coffein-Fanatiker auf den orientalischen Genuss. Aber der durchschnittliche deutsche Kaffee-Spießer (zu denen der Autor sich zählt) findet Anstoß an der ungewohnt würzigen Note – und schimpft enttäuscht über den Fehlkauf. Der Grund: In arabischen Ländern werden den braunen Bohnen häufig die dort als „Königin der Gewürze“ bezeichneten geschlossenen, getrockneten Fruchtkapseln beigemengt. Ein weiterer Hohn für das verborgene Gewürz, das doch nur den Wunsch hegt, zart für uns zu schmecken und zu duften.

Der Kaffee half aber schließlich der verzweifelten Kapsel, aus ihrer Heimat auszuwandern. Denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte ein Hamburger Kaffeepflanzer das Gewürz, das über Jahrtausende in Indien wuchs, erstmals in das zentralamerikanische Guatemala. Das kleine Land baute seine Produktion weiter aus, bis es im Jahr 2000 zum weltweit größten Exporteur wurde. Schätzungen zufolge beziehen die stärksten Importeure Saudi-Arabien und Ägypten heute 70 Prozent des „typisch orientalischen“ Gewürzes aus Guatemala.

Frage: Welches abgekapselte Gewürz suchen wir heute?

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