Vermeintliche Virenschleuder: Kann das Smartphone das Coronavirus übertragen?

Das Desinfektionsmittel ist ausverkauft, die Seife knapp – regelmäßiges Händewaschen soll die Coronaviren zuverlässig abtöten.

Ein Gegenstand der trotzdem ziemlich häufig in die Hände gelangt, ist das Smartphone – dieses galt daher lange Zeit als Virenschleuder.

Viele Menschen versuchen daher auch, das Smartphone mit Desinfektionsmittel und Co. gründlich zu reinigen.

Doch ist das wirklich notwendig? Wird das Coronavirus durch das Smartphone überhaupt übertragen?

Experten aus verschiedenen Fachbereichen haben neue Erkenntnisse und klären auf.

Handys sind weniger kontaminiert als angenommen

Die Touchscreens der Smartphones haben einen schlechten Ruf – das ist auch angesichts der aktuellen Corona-Pandemie nicht neu.

Von allen Seiten geben Experten, Mediziner, Virologen und Co. daher Tipps und Tricks für eine erfolgreiche Handy-Hygiene.

Diese Ratschläge seien wichtig, denn mit jeder Berührung gelangen neue Keime, Bakterien und Erreger auf die Oberflächen der elektronischen Geräte – dies gilt nicht nur für die Nutzung des Smartphones.

Laut Hygiene-Experten bleiben solche Empfehlungen allerdings weiterhin fragwürdig. Der Mikrobiologe Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, der zu Hygiene im Alltag forscht, erklärt gegenüber der ‚Süddeutschen Zeitung‘: „Handys sind viel weniger kontaminiert, als man das denkt.“

Bereits 2015 fand Egert in einer Studie heraus, dass sich auf einem Quadratzentimeter Display durchschnittlich eine Bakterie findet.

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Es besteht keine Notwendigkeit, das Handy zu desinfizieren

Auch der Ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH), Ernst Tabori sieht aktuell keinen Bedarf die Smartphones zu desinfizieren, da dieses ein sehr persönlicher Gegenstand sei, der selten weitergereicht wird.

Er erklärt: „Das Handy ist das Spiegelbild der eigenen Sauberkeit beziehungsweise Keime. Wichtiger ist es daher, die Hände regelmäßig und gründlich zu waschen.“

Das Bundesinstitut für Riskobewertung (BfR) klärt Verbraucher in einem Fragenkatalog auf: „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg, etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben.

Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt.“

Hauptübertragungsweg bleibt die Tröpfcheninfektion

Natürlich ist es hin und wieder ratsam sein Smartphone, Tablet und Co. zu reinigen.

Dies sieht auch Mikrobiologe Egert so und ergänzt: „Es reicht völlig aus, das Gerät mit einem dezent feuchten Tuch oder Brillenputztuch abzuwischen. Dadurch werden die meisten Fettreste und Mikroorganismen vom Touchscreen entfernt. Auch das unbewusste, mechanische Abwischen an der Hose oder am T-Shirt hilft im alltäglichen Gebrauch, das Handy sauber zu halten.

Laut dem Experten sollten nur Personen, die in einem klinischen Umfeld arbeiten und das Gerät dorthin mitnehmen, ihr Smartphone oder Tablet darüber hinaus reinigen und desinfizieren.

Händewaschen ist das A und O

Zusätzlich weist auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité gegenüber dem Radiosender ‚Deutschlandfunk Nova‘ noch einmal darauf hin, dass höchstwahrscheinlich der Hauptübertragungsweg des neuartigen Coronavirus über eine Tröpfcheninfektion verläuft.

Die Gefahr einer Tröpfcheninfektion durch ein Gespräch oder das Anhusten einer Person sei weitaus größer als durch die Kontaktübertragung über Türklinken oder auch das Smartphone.

Um das Gewissen zu beruhigen oder sich besser zu fühlen, kann man natürlich sein Smartphone mit einem von Desinfektionsmittel befeuchteten Tuch säubern. Laut BZH-Chef Tabori Mikrobiologe Egert, sei dies aber nicht nötig und schade sogar dem Handy.

Die Experten empfehlen dahingegen im Umgang mit Smartphones, Tablets und auch anderen Gebrauchsgegenständen eine gründliche Handhygiene auszuführen, um sich während der Corona-Krise auch in vielen anderen Lebensbereichen ausreichend zu schützen.

Quellen

  • The National Center for Biotechnology Information: Bacteria on smartphone touchscreens in a German university setting and evaluation of two popular cleaning methods using commercially available cleaning products, abgerufen am 20.03.2020 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25305112
  • Bundesinstitut für Risikobewertung: Kann das neuartige Coronavirus über Lebensmittel und Gegenstände übertragen werden?, abgerufen am 20.03.2020 https://www.bfr.bund.de/cm/343/kann-das-neuartige-coronavirus-ueber-lebensmittel-und-gegenstaende-uebertragen-werden.pdf

Antonia Hagedorn

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