Coronavirus: Frühere Infektionen könnten vor Covid-19 schützen

Herzprobleme, Diabetes, Lungenkrankheiten – bei Menschen mit einer Vorerkrankung ist das Risiko eines schweren Verlaufs von Covid-19 besonders hoch, sie zählen deshalb zur Risikogruppe.

Der Virologe Christian Drosten und sein Team von der Berliner Charité haben jetzt allerdings eine spannende Erkenntnis gemacht.

In seinem NDRInfo-Podcast ‚Coronvirus Update‘ berichtet der Experte, dass Menschen, die schon einmal an einem anderen erkrankt waren, eventuell sogar immun gegen das neuartige Virus Sars-CoV-2 sein könnten.

Forschungsteam macht neue Entdeckung zur Immunität

Nach wie vor versuchen Wissenschaftler, Virologen und Experten weitere Erkenntnisse über Covid-19 zu erlangen, um die Pandemie einzudämmen.

Hierbei beschäftigten sich die Forscher auch mit den verschiedenen Krankheitsverläufen und stellten sich die Frage, warum das Virus bei manchen Betroffenen zu milden Verläufen führt und warum sich andere Personen trotz Kontakt mit Infizierten gar nicht anstecken.

Drosten und sein Team scheinen der Antwort auf diese Fragen ein großes Stück näher gekommen zu sein. Die Wissenschaftler untersuchten in einer Studie T-Zellen – Blutzellen, die der Immunabwehr dienen.

Hierbei wurden T-Zellen von bereits geheilten Covid-19-Patienten und von Patienten, die sich noch nicht infiziert haben, eingehend untersucht.

Patienten ohne Infektion entwickelten reaktive T-Zellen

Laut dem Virologen erwarte man bei bereits infizierten Patienten Antikörper gegen das Coronavirus – eine Antwort auf das Virus. Zusätzlich müssten aber auch T-Zellen nachweisbar sein, die die zelluläre Immunität anzeigen, aber auch die Fähigkeit der Antikörperbildung beeinflussen und verbessern.

Diese T-Zellen konnten aber nicht nur bei Covid-19-Patienten festgestellt werden, wie Drosten erklärt: „Überraschenderweise hat man gesehen, dass bei 34 Prozent der Patienten reaktive T-Zellen vorliegen, obwohl sie nie Kontakt mit dem SARS-2-Virus hatten.“

Diese T-Zellen stimulierenden Abschnitte wurden anschließend mit ähnlichen Abschnitten in anderen Viren, insbesondere in den vier menschlichen Erkältungs-Coronaviren, verglichen.

Laut dem Virologen konnten solche Abschnitte in den menschlichen Erkältungs-Coronaviren die T-Zellen stimulieren und zusätzlich zu einem gewissen Grad mit dem SARS-2-Virus übereinstimmen.

Experte warnt vor zu viel Interpretation

Eine vergangene Erkrankung mit einem dieser vier Viren könnte demnach eine Erklärung für eine sogenannte Hintergrundimmunität gegen das neue Coronavirus liefern.

Trotz der neuen Erkenntnisse warnt der Virologe vor einer Überinterpretation des Ergebnisses: „Es ist nicht so, dass man sagen kann, dass wir dieses Phänomen, also diese mögliche Hintergrundimmunität, in dieser Studie bei 34 Prozent der Patienten beobachtet haben, also sind 34 Prozent der Bevölkerung immun. Das ist ein typischer Trugschluss.“

Weitere Gründe für einen milden oder symptomfreien Verlauf könnten sein, dass Patienten sich zu Beginn des Virus mit einer geringeren Menge infiziert haben oder in einer besseren körperlichen Verfassung waren.

Drosten ergänzt: „Eine gewisse Hintergrundimmunität ändert aber nichts an der Zahl der Patienten, die versterben. Denn diese Zahl ist eine Beobachtung der Realität. In dieser Realität ist eine Hintergrundimmunität auch schon drin.“

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Hintergrundimmunität muss nicht immer vorliegen

Bei Menschen, die viel Kontakt mit infizierten Personen hatten, sich aber dennoch nicht angesteckt haben, könnte es zusätzlich sein, dass die infektiöse Zeit nicht ausreichend war oder man keine infektiöse Dosis vom Virus abbekommen hat.

„Wenn man diesen Beobachtungszeitraum verlängern würde, dann würden diese Personen sich doch noch infizieren. Alle solchen statistischen Effekte sind sicherlich auch tragend. Nur zusätzlich kann es schon sein, dass eben diese T-Zell-Immunität auch einen Schutz bewirkt“, so Drosten weiter.

Die Frage der Hintergrundimmunität ist also nicht vollständig geklärt – daher betont der Virologe Drosten: „Es ist nicht so, dass man aus so einer einfachen wissenschaftlichen Information immer gleich was für den Verlauf der Epidemie und das Schicksal der Pandemie in Deutschland ableiten kann.“

Ein weiterhin großes Ziel bleibe es daher, die Ansteckungsrate bei Faktor 1 zu halten. Dieser würde bedeuten, dass jeder Infizierte lediglich etwa eine weitere Person ansteckt – einen Stillstand würde dies aber natürlich trotzdem nicht erzeugen können.

Antonia Hagedorn

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