Fischratgeber: Welcher Fisch noch auf den Tisch darf

Fischratgeber: Welcher Fisch noch auf den Tisch darf: Fisch ist gesund – da sind sich Ernährungsexperten einig. Doch Umweltorganisationen schlagen immer öfter Alarm: Viele Fischbestände sind überfischt. Auch bestimmte Fang- und Zuchtmethoden schaden der Umwelt. FOCUS Online erklärt, welchen Fisch Sie bedenkenlos essen können.

Wer sich gesund ernähren möchte, greift oft und gerne zu Fisch. Denn dieser liefert nicht nur leicht verdauliches, hochwertiges Eiweiß, sondern auch wichtige Spurenelemente wie Jod und Selen. Als besonders gesund gelten fettreiche Fische wie Lachs, Hering oder Makrele. Das Fleisch dieser Tiere enthältt viel Vitamin A und D und außerdem die wichtigen Omega-3-Fettsäuren. Diese können Herzkrankheiten und Arterienverkalkung vorbeugen und sorgen für bessere Blutfettwerte. Fettreiche Fische sollen sogar vor Darmkrebs schützen.

Allerdings wird die Freude über das gesunde Nahrungsmittel getrübt durch Meldungen über sinkende Fischbestände. Umweltschützer rufen zum Boykott bestimmter Fischsorten auf, die vom Aussterben bedroht sind. Nicht zuletzt verderben jüngste Meldungen über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Kunststoffen in Fischen vielen Fischfreunden den Appetit.

Besonders gefährdete Fischbestände

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat beliebte Fischsorten auf ihre Umweltverträglichkeit hin unter die Lupe genommen. Zum kompletten Verzicht rät die Organisation bei Aal, Seehecht, Rotbarsch und Makrele und beim beliebten Alaska-Seelachs.

Vor allem Letzterer wird häufig in Fertiggerichten verarbeitet und steckt außerdem in Fischstäbchen. In einem Einkaufsratgeber listet Greenpeace über 100 Fisch- und Muschelarten auf und bewertet sie nach bestimmten Kategorien von "empfehlenswert" über "noch empfehlenswert" bis "nicht empfehlenswert".

FOCUS Online hat über diesen Ratgeber bereits berichtet. Bei etlichen Fischarten macht die Umweltschutzorganisation Einschränkungen. Wels zum Beispiel kann ruhigen Gewissens verzehrt werden, solange er nicht aus Aquakulturen in bestimmten Ländern, unter anderem Deutschland, stammt.

So ist zum Beispiel Hering "nicht empfehlenswert", wenn der Fang aus Teilen des Nordwest- oder Nordost-Atlantiks stammt.

Thunfisch sollte ebenfalls nicht allzu oft auf dem Speiseplan stehen – er ist mit Ausnahme weniger Fanggebiete ebenfalls überfischt.

Achten Sie beim Fisch-Kauf auf diese Siegel

Uneingeschränkt empfohlen wird von Greenpeace nur Karpfen. Bei anderen Fischen gilt es, auf die Zucht- und Fangmethoden zu achten. So können Fischfreunde zum Beispiel nach Herzenslust zu Lachs, Dorade oder Schellfisch greifen, wenn diese aus Aquakulturen oder nachhaltiger Wildfischei kommen. Ähnliches gilt für Hering und Afrikanischen Wels.

Auch der World Wide Fund For Nature (WWF) hat Kaufempfehlungen herausgegeben. Die Naturschützer raten grundsätzlich, auf bestimmte Siegel zu achten. Das MSC-Siegel steht zum Beispiel für Fische aus nachhaltiger Fischerei. Das ASC-Siegel oder die Bioland- und Naturland-Siegel empfiehlt der WWF als Orientierung beim Kauf von Zuchtfisch aus Aquakulturen.

Greenpeace-Ratgeber veraltet

Der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels e. V. kritisiert insbesondere den Greenpeace-Ratgeber als zum Teil nicht aktuell und rät Verbrauchern, sich auf der Internetdatenbank "Fischbestände online" zu informierten.

Generell gilt: Fischliebhaber sind auf der sicheren Seite, wenn sie ihren Fisch beim Fischhändler ihres Vertrauens erwerben – also im Einzelhandel, nicht bei Supermarktketten. Dieser kann genaue Auskunft über Herkunft und Zucht- bzw. Fangmethoden geben. Bei Fertiggerichten dagegen ist die Herkunft des Fisches oft schlecht erkennbar.

Pestizide im Fisch – wie groß ist die Gefahr?

Den Appetit auf Fisch verdarb vielen Verbrauchern kürzlich auch eine Meldung über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Fisch. Bei einer Untersuchung von 54 Produkten aus deutschen Super- und Biomärkten fand Greenpeace im Dezember in allen Proben aus konventioneller Fischzucht Ethoxyquin in teilweise erheblichen Mengen.

Untersucht wurden neben Tiefkühlprodukten auch Räucherlachs und Frischfisch. Ethoxyquin wurde früher als Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Als solches ist es in der EU seit 2011 verboten – als Zusatzstoff in Tierfutter darf es aber weiter verwendet werden und kommt so auch in den Fisch.

In den bisher nachgewiesenen Rückstandsmengen ist das Mittel allerdings laut Toxikologen nicht akut gesundheitsgefährdend. Greenpeace betont jedoch, es fehlten bisher Langzeitstudien.

Die Fischindustrie kritisiert Greenpeace-Bewertung

Der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels e. V. bezeichnet die Bewertung der Umweltschutzorganisation als "grob fahrlässig". Greenpeace vergleiche die bei Fisch ermittelten Mengen von Ethoxyquin und Ethoxyquin-Dimer in Summe mit den reinen Ethoxyquin-Mengen bei Fleisch. Dies sei wissenschaftlich falsch, so der Bundesverband.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte laut Greenpeace beim Fischkauf genau hinsehen und Fische meiden, die aus konventioneller Aquakultur stammen. Auch hier können die Siegel von ASC, Bioland oder Naturland als Orientierung dienen.


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