Wie (un)gesund sind Süßstoffe?

Wer das neue Jahr mit dem Vorsatz begonnen hat, ein paar Kilo abzunehmen, greift jetzt vielleicht zur Limonade mit Süßstoff statt zur zuckerhaltigen Variante. Schließlich sollte es bei der Diät helfen, statt Zucker Süßstoffe zu konsumieren, die kaum Kalorien haben.

Doch ob Aspartam, Cyclamat, Stevia und andere Süßstoffe tatsächlich sinnvoll beim Abnehmen helfen und wie sie überhaupt auf die Gesundheit wirken – dazu sind noch viele Fragen offen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb ein internationales Forscherteam beauftragt, den aktuellen Wissensstand zu Süßstoffen zusammenzutragen. Das Team um Ingrid Toews vom Institut für Evidenz in der Medizin in Freiburg analysierte alle Studien, in denen der Konsum von Süßstoffen und Zucker verglichen wurde.

In den Arbeiten ging es unter anderem darum,

  • ob übergewichtige Menschen mithilfe von Süßstoffen mehr abnehmen,
  • wie sich der Appetit auf Süßes entwickelt und
  • ob sich das Risiko für Diabetes, Krebs und weitere Krankheiten verändert.

Das Team fasste die Ergebnisse von 56 Studien zusammen. Darunter waren sowohl Versuche, in denen Teilnehmer zufällig einer Gruppe zugeteilt wurden und eher Zucker oder Süßstoffe konsumierten, als auch Beobachtungsstudien, in denen Teilnehmer lediglich zu ihrem Ernährungsverhalten befragt und Gesundheitsdaten über Jahre dokumentiert wurden.

Wir wissen, dass wir wenig wissen

Das wohl wichtigste Fazit der Analyse im Fachblatt „BMJ“: Bisher reicht die Datenlage nicht aus, um eindeutige Schlüsse zu ziehen. Die Forscher raten deshalb, ihre Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten.

Insgesamt gab es den Studien zufolge kaum Anzeichen dafür, dass es sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, wenn man Zucker durch Süßstoffe ersetzt. Zwar kamen einige kleinere Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass dadurch das Gewicht leicht sinkt. Ob die Methode tatsächlich funktioniere, lasse sich aber noch nicht mit Gewissheit sagen, schreiben die Forscher.

Auch sprechen die Daten dafür, dass Süßstoffe nicht den Appetit auf Süßes fördern und so vielleicht spätere Heißhungerattacken auslösen, wie manchmal behauptet wird.

Möglicher Schaden durch Süßstoffe lasse sich bisher nicht ausschließen, schreiben die Forscher mit Blick auf die wenigen Daten. Um diese Frage mit Sicherheit zu beantworten, benötigt man aus ihrer Sicht Studien, die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum begleiten, als es bislang geschehen ist. Ob sich also das Risiko für Diabetes, Krebs oder Herzkrankheiten durchs Umsteigen von Zucker auf Süßstoff ändert, weiß man schlicht noch nicht genau.

Da es eine ganze Reihe von Süßstoffen gibt, ist auch anzunehmen, dass manche möglicherweise gesünder sind als andere – aber auch hier lässt sich nur mutmaßen.

Süßstoff-Limonade nur als Zwischenschritt

In einem begleitenden Kommentar weist Vasanti Malik von der Harvard T. H. Chan School of Public Health (Boston, USA) darauf hin, dass es für Menschen, die viel zuckerhaltige Limonade trinken, sinnvoll sein kann, auf Produkte mit Süßstoff umzusteigen. Aber das Ziel sollte sein, langfristig Wasser oder andere gesunde Getränkealternativen zu wählen.

Auch sie fordert mehr Untersuchungen dazu, wie sich Süßstoffe langfristig auf die Gesundheit auswirken. Auf dieser Basis ließen sich dann bessere Strategien für eine zuckerärmere Ernährung entwickeln, etwa durch entsprechende Besteuerung, schreibt die Forscherin.

Zuckerkonsum in Deutschland

Hierzulande konsumieren die Menschen mehr Zucker, als Experten empfehlen. Laut der Weltgesundheitsorganisation sollte man weniger als zehn Prozent seiner Energie aus sogenannten freien Zuckern aufnehmen. Darunter fallen neben zugesetztem Haushaltszucker unter anderem Honig oder Sirup sowie der natürlich vorkommende Zucker in Fruchtsäften. Dieser WHO-Position aus dem Jahr 2015 hat sich Ende Dezember 2018 auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) angeschlossen.

Für viele Menschen summiert sich die empfohlene Menge auf maximal 50 Gramm Zucker pro Tag – die WHO rät sogar, möglichst nur halb so viel zu konsumieren. Auch die DGE, die die Empfehlung gemeinsam mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und der Deutschen Adipositas-Gesellschaft veröffentlicht hat, versteht den Wert als Obergrenze und nicht als empfohlene Tagesportion.

Ihrer Mitteilung zufolge nehmen Männer in Deutschland rund 13 Prozent ihrer Energie über freie Zucker auf, bei Frauen sind es 14 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen sogar gut 17 Prozent. Der aufgenommene Zucker stammt vor allem aus Süßwaren, Fruchtsäften und Limonaden.

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