TV-Ärztin Rubin: Wir ignorieren, dass Frauen anders krank sind – das ist gefährlich

Ein Herzinfarkt kann bei Frauen andere Symptome verursachen als bei Männern. Einige Krankheiten betreffen Frauen häufiger, oft auch zu einem anderen Zeitpunkt im Leben. Aber dieses Wissen fehlt vielen Ärzten und Patienten. Das kann verheerende Folgen haben.

Wenn Sie mich fragen würden, was ich überhaupt nicht leiden kann, dann sagte ich: Ungerechtigkeit. „Wake up, Franziska“, würden Sie dann vielleicht erwidern, „die ganze Welt ist ein Schauplatz von Ungerechtigkeiten.“ Ja, da haben Sie vermutlich Recht, aber manche betreffen uns und kommen unter einem Deckmäntelchen daher. Man vermutet sie nicht und sieht daher keinen Bedarf zu handeln und die, die es betrifft, wissen es manchmal gar nicht. Bis es zu spät ist. 

Ich meine die Ignoranz gegenüber Frauen in der Medizin. Obwohl wir fast die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen, werden wir bei der Entwicklung und Testung von Medikamenten, Diagnoseverfahren und Therapien weitestgehend ignoriert, und es wird wenig erforscht, dass wir sogar andere Symptome haben, unsere Organe etwas anders gebaut sind oder warum uns manche Erkrankungen häufiger treffen als Männer.

Über die Expertin

Franziska Rubin ist Ärztin, Moderatorin, Medizinjournalistin und Autorin mehrerer Bestseller zum Thema Gesundheit, Hausmittel und gesundes Kochen. Im TV präsentierte sie 17 Jahre lang die Sendung „Hauptsache Gesund“ des MDR. Sie lebt mit Mann, Töchtern und Hund am bayerischen Ammersee.

Neue Kolumne zur „besseren Medizin für Frauen“

Bis es soweit ist, werde ich Ihnen an dieser Stelle berichten, was man so weiß aus der Welt über Unterschiede in Therapie und Behandlung von Frauen und Männern. Sie werden erstaunt sein, wie sehr sich Männer und Frauen medizinisch unterscheiden, wenn dies gut untersucht wurde. Vielleicht erleichtert es Ihnen, Ihre Symptome besser zu deuten oder Medikamente zu wechseln, die nicht so gut wirken bei Frauen. Wertvoll ist auch zu wissen, welche Risikofaktoren Sie besonders im Auge behalten müssen, da sie bei Frauen schwerere Konsequenzen haben.

Als „Die bessere Medizin für Frauen“, bezeichne ich eine individualisierte Medizin, die die kleinen Unterschiede bedenkt. Außerdem ist meine Erfahrung, dass wir alle schneller und nachhaltiger gesunden, wenn zur Hochschulmedizin, die uns als Individuen sieht (und dazu gehört eigentlich selbstverständlich unser Geschlecht) an unserem Lebensstil drehen und uns zum anderen aus dem reichhaltigen Schatz der naturheilkundlichen, ergänzenden Medizin aus aller Welt bedienen.

Mit diesen drei Säulen schaffen wir es, dass auch chronische Erkrankungen ausheilen und schwierige Eingriffe und Therapien gut vertragen werden. Kleine Lebensstiländerungen haben manchmal erstaunliche Wirkungen und die Naturheilkunde unterstützt den Körper, sich selbst zu heilen.

Typisch weiblich – selbst die Organe!

Herz: Bei Frauen kann ein Infarkt atypisch verlaufen mit Übelkeit, ungewöhnlichem Unwohlsein, Schmerzen im Oberbauch oder plötzlicher Erschöpfung. Fehldiagnosen sind häufig. Es ist ein Verdienst der Gendermedizin, dass wir heute über die unterschiedliche Symptomatik Bescheid wissen. Weitersagen!

Immunsystem: Gerade im mittleren Lebensalter (30-50 Jahre) haben Frauen ein besonders starkes und auch mal überschießendes Immunsystem. In Folge dessen bekommen sie auch öfter Autoimmunerkrankungen.  

Schilddrüse: Frauen erkranken wesentlich öfter an dieser wichtigen Drüse, fürs Immunsystem und den Stoffwechsel. Häufig sind eine Struma oder Autoimmunprozesse wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow.  

Hormone: Die Geschlechtshormone – Östrogene und Testosteron – sind wesentlich ­daran beteiligt, dass sich Frauen und Männer äußerlich unterscheiden. Ihre Wirkung geht aber viel weiter. Die Botenstoffe beeinflussen auf unterschiedliche Weise den Stoffwechsel, die Funktion von Organen und die körpereigene Immunabwehr (siehe hierzu auch Seite XX).

Darm: Bei Frauen funktioniert die Verdauung meist ­etwas langsamer. Die normale Passagezeit der Nahrung durch den Magen-Darm-Trakt liegt beim Mann durchschnittlich bei 6,9 Stunden und bei der Frau bei 8,8 Stunden.

Dies wirkt sich nicht auf die Auf­nahme von Nahrung aber auch Medikamenten aus. Schädliche Substanzen in der Nahrung haben mehr Zeit, die Darmwand anzugreifen.

Fettzellen: Frauen haben im Durchschnitt zirka 10 Prozent mehr Fettgewebe und 20 bis 25 Prozent weniger Muskelmasse als Männer. Das Körperfett dient als Energiespeicher aber auch etliche schädliche Botenstoffe werden hier produziert. Fettdepots sind lebensnotwendig aber auch gefährlich, im Übermaß vor allem für Frauen.

Leber:  Die weibliche Leber ist im Durchschnitt ­kleiner und verstoffwechselt und entgiftet damit oft langsamer. Frauen vertragen daher nicht nur weniger Alkohol als ­Männer, sondern dies hat auch ­Einfluss auf den Abbau von Arzneimitteln (siehe auch Seite XX).

Nieren: Weibliche Nieren verlieren schneller ihre Funktion, vor allem ältere Frauen leiden daher häufig unter Nierenschwäche. Medikamente bleiben so länger im Körper, was zu Überdosierungen führen kann.  

Knochen: Brüchige Knochen sind vor allem ein Frauenproblem, das sich bereits mit den Wechseljahren verschärft. Männer bekommen meist erst im siebten Lebensjahrzehnt Osteoporose, oft wird sie bei ihnen zu spät erkannt.

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