Nun ist es offiziell – Bluttest soll Kassenleistung werden

Ein Bluttest zur Früherkennung von Down-Syndrom soll für Risikoschwangere kostenlos werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken, das höchste Entscheidungsgremium im Gesundheitswesen, leitete am Freitag ein offizielles Verfahren ein. Zuvor hatte der SPIEGEL über die Pläne berichtet.

Bislang müssen auch Risikoschwangere den mindestens 130 Euro teuren Bluttest selbst zahlen. Etwa 40 Prozent aller werdenden Mütter in Deutschland gelten derzeit als Risikoschwangere. Etwa, weil sie älter sind als 35 Jahre oder Bluthochdruckhaben. Im Jahr 2017 waren mehr als 200.000 Frauen bei der Geburt ihres Kindes älter als 35 Jahre. Bei einer Schwangerschaft ab einem Alter von mehr als 35 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit eines Down-Syndroms des Säuglings an.

Mehre Organisationen stemmen sich gegen die Entscheidung. Sie fürchten mehr Abtreibungen und eine Stigmatisierung von Eltern, die sich trotz positivem Testergebnis für ihr Kind entscheiden.

„Keine Reihenuntersuchungen von Schwangeren

Für die Tests wird den Schwangeren ab der 11. Woche Blut abgenommen. Anhand der darin enthaltenen Chromosomenteile des Kindes oder der Plazenta kann unter anderem die Wahrscheinlichkeit berechnet werden, mit der das Kind mit Down-Syndrom auf die Welt kommen würde. Die Treffsicherheit liegt nach Angaben des Herstellers bei 99 Prozent. Die Falsch-Alarm-Rate sei sehr gering: Etwa eine von 1000 Frauen bekomme fälschlicherweise die Information, ihr Kind habe Trisomie 21.

Im Gegensatz zu einer Fruchtwasseruntersuchung oder eine Biopsie der Plazenta birgt der Bluttest kaum Risiken, betonte der Vorsitzende des Bundesausschusses Josef Hecken. Der Test sei deshalb medizinisch begründet. „Es geht aber nicht etwa um eine Reihenuntersuchung aller Schwangeren“, betonte Hecken. Zudem sorgt der Test für mehr Gerechtigkeit, weil auch einkommensschwache Eltern ihn nun wahrnehmen könnten.

Laut Schätzungen entscheiden sich 90 Prozent der werdenden Mütter für eine Abtreibung, wenn sie erfahren, dass ihr Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit Downsyndrom hat. Mehrere Organisationen warnen, der kostenlose Bluttest könnte die Angst vor einer möglichen Behinderung des Ungeborenen verstärken.

Menschen mit Downsyndrom könnten in der Gesellschaft zunehmend als „vermeidbar“ angesehen werden. Eltern von Kindern mit Behinderung gerieten immer stärker unter Rechtfertigungsdruck – „nach dem Motto: Ihr hättet es doch wissen können“, sagte Elzbieta Szczebak vom Deutschen Downsyndrom InfoCenter.

Wollen wir wissen, ob unser Kind Downsyndrom hat? Diese schwierige ethische Frage sollten alle Eltern für sich selbst entscheiden dürfen – ohne gesellschaftlichen Druck.

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