Immer mehr junge Menschen erkranken an Darmkrebs – dabei wäre der Schutz simpel

Onkologen sind besorgt, weil bei den Unter-30-Jährigen die Darmkrebsfälle deutlich zunehmen. Gesündere Ernährung und mehr Bewegung von Kindheit an könnte das Risiko senken. Aber auch das familiäre Risiko müsste mehr beachtet werden – es führt häufig zu Darmkrebs in jungen Jahren.

Die meisten Krebspatienten sind bei der Diagnose jenseits der 60. Das gilt auch für Darmkrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Hälfte der Patienten ist über 70, wenn sie von ihrer Erkrankung erfährt. Allerdings registrieren Onkologen in den letzten Jahren eine Zunahme von Darmkrebsfällen bei Menschen unter 50. Besonders groß ist der Zuwachs bei den ganz jungen Erwachsenen von 20 bis 29 Jahren.

Zuerst fiel die Entwicklung US-Forschern auf. In den USA hat sich die Zahl der jüngeren Erkrankten in 25 Jahren verdoppelt. 2018 wurde jeder zehnte Dickdarmkrebs bei Menschen diagnostiziert, die noch keine 50 waren. Bei den Älteren gingen die Fallzahlen dagegen tendenziell zurück. Hier zeigen offenbar Screenings ihre Wirkung, die Menschen ab der Lebensmitte empfohlen werden.

Stärkster Anstieg bei den Unter-30-Jährigen

Eine aktuelle Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) hat diesen Trend international überprüft und 21 Krebsregister aus sieben westlichen Ländern für die letzten zehn Jahre ausgewertet. Durchwegs fanden sie einen Anstieg der Fallzahlen für die Generation Ü-50.

In der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre ist die Zunahme ebenfalls besorgniserregens. In dieser Gruppe war Darmkrebs bisher kein Thema – abgesehen von Menschen mit einer genetischen Prädisposition und einem hohen familiären Risiko.

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Eine ganz ähnliche Studie haben Forscher der Erasmus-Universität in Rotterdam durchgeführt. Sie analysierten europäische Daten aus 25 Jahren und fanden einen hohen Zuwachs an Darmkrebserkrankungen bei jungen Erwachsenen. Zwischen 2004 und 2016 war es ein Anstieg um fast acht Prozent pro Jahr.

Junkfood plus Sitzen fördern den Darmkrebs

Die in den Fachzeitschriften „Lancet Gastroenterology & Hepatology“ und „Gut“ veröffentlichten Studien haben sich nicht mit den Ursachen für diese Entwicklung beschäftigt. Naheliegend scheint den Experten jedoch die Kombination aus ungesunder Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel schon in der Kindheit als Nährboden für Darmkrebs in jungen Jahren.

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein hoher Fleischkonsum, Fast Food, Fertiggerichte und alle stark verarbeiteten Lebensmittel der Darmgesundheit schaden – besonders dann, wenn sie frische Lebensmittel mit Vitaminen, Antioxidantien und Ballaststoffen vom Speiseplan verdrängen.

Bei jungen Patienten ist der Krebs oft besonders aggressiv

Das Risiko durch einen darmschädlichen Lebensstil erklärt aus Expertensicht aber nicht, warum jüngere Patienten oft aggressive Tumore haben. Eine US-Studie hat für die unter 50 Jahre alten Krebspatienten festgestellt, dass sie bei der Diagnose häufiger Metastasen aufweisen als ältere Darmkrebspatienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose.

Da Darmkrebs sich meist aus harmlosen Polypen auf der Darmschleimhaut entwickelt, kann seine Entstehung verhindert werden, wenn Vorsorgeuntersuchungen diese Krebsvorläufer entdecken. Werden sie entfernt, entfällt der Nährboden für Krebs.

Die Diagnose Darmkrebs bedeutet für Betroffene nicht nur einen emotionalen Einbruch, sondern oft auch einen finanziellen. Wer Patienten unterstützen möchte, kann an folgendes Konto spenden:

Felix Burda Stiftung
IBAN: DE35 6808 0030 0730 0323 01
BIC: DRESDEFF680
Commerzbank Offenburg
Stichwort: „patientenhilfe darmkrebs“

Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link. Die Felix Burda Stiftung mit Sitz in München wurde 2001 von Dr. Christa Maar und Verleger Prof. Dr. Hubert Burda gegründet und trägt den Namen ihres 2001 an Darmkrebs verstorbenen Sohnes.

Die Stiftung widmet sich ausschließlich der Prävention von Darmkrebs und ist heute eine der bekanntesten, gemeinnützigen Institutionen in der deutschen Health Community.

Vorsorge mit Darmspiegelung nur für junge Hochrisikopatienten

Eine Vorsorgeuntersuchung mit Darmspiegelung, die in Deutschland Männern ab 50 und Frauen ab 55 als Kassenleistung zusteht, lässt sich nicht flächendeckend für alle jüngeren Menschen realisieren. Das ist in erster Linie eine Frage von Aufwand und Kosten.

Eine regelmäßige und häufige Darmspiegelung gibt es derzeit nur für jüngeren Menschen ab 25, die ein erhebliches familiäres Risiko für Darmkrebs (Lynch-Syndrom) haben. Ist ein naher Verwandter an Darmkrebs erkrankt, raten Experten generell zur Darmspiegelung zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter des Verwandten, und spätestens mit 45 Jahren. FOL

Die Krebsforscher wissen darüber hinaus noch nicht, wie sie die potenziellen Patienten jüngeren Alters identifizieren sollen, bevor sich Darmkrebs entwickelt. Sie appellieren daher vor allem an Ärzte, Bauchschmerzen und Darmproblemen junger Erwachsener auf den Grund zu gehen – es könnte Krebs dahinter stecken.

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