Dammriss – Ursachen, Symptome und Behandlung
Wenn der Damm reißt- Ursachen und Therapie
Bei einem Dammriss reißt das Gewebe zwischen Vulva und After – der sogenannte Damm. In der Regel geschieht dies während der Geburt, wenn der Oberkörper des Säuglings herauskommt. Dammrisse lassen sich in unterschiedliche Schweregrade aufteilen: Bei einem Riss ersten Grades sind nur Haut und Unterhautgewebe am Damm verletzt, nicht aber die Muskeln, beim zweiten Grad reicht der Riss bis höchstens an den äußeren Schließmuskel des Afters; beim dritten Grad reißt auch der äußere Afterschließmuskel, beim vierten Grad reißt schließlich auch die Schleimhaut des Rektums ein. Möglich sind zudem Risse in der Klitoris, im Gebärmutterhals und der Gebärmutter. Hier die wichtigsten Fakten:
- Ein Dammriss entsteht fast immer während der Geburt, nur sehr selten durch andere Betätigungen oder Unfälle.
- Dammrisse werden in verschiedene Schweregrade unterteilt, von leichten Rissen in der Haut bis zu tiefen Rissen in der Muskulatur.
- Ein Dammriss, der genäht werden muss, wird meist unmittelbar nach der Entbindung behandelt.
- Muss genäht werden, erfolgt die Naht unter lokaler Narkose.
- Symptome sind brennende Schmerzen beim Stuhlgang, Gehen oder Geschlechtsverkehr.
- Ein Dammriss lässt sich nicht immer verhindern, Massagen, Bäder und Cremes, um die Haut elastisch zu halten, können aber vorbeugen.
- Eine ungewollte Narbenbildung lässt sich nicht immer vermeiden, wichtig ist aber eine gründliche Nachsorge, bei der die Wunde gut ausheilt.
- Einen Dammriss zu nähen ist heute eine Routinebehandlung und dauert nur wenige Minuten.
Inhaltsverzeichnis
Vorbeugen
Einem Dammriss lässt sich bedingt vorbeugen. Dammmassagen während der Schwangerschaft lockern das Gewebe, warme Kompressen sorgen zudem für Elastizität.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Schwere des Risses. Grad I verheilt ohne Naht von allein, tiefere Risse müssen in Schichten vernäht werden, damit das Gewebe nach der Wundheilung an der richtigen Stelle sitzt. Achtung: Verletzungen dritten und vierten Grades müssen unbedingt ärztlich versorgt werden, bei schlechter Heilung kann sonst dauerhaft die Kontinenz in Mitleidenschaft gezogen sein. Dammrisse verheilen generell gut, stärkere Blutungen und Entzündungen treten selten auf – gute Hygiene vorausgesetzt.
Der Dammschnitt
Ein Dammschnitt soll einem Dammriss vorbeugen, so lautete jedenfalls bis vor kurzem die ärztliche Devise. Manche Kliniken führten bei jeder zweiten Geburt einen Dammschnitt durch. Heute sehen viele Ärzte ein kontrolliertes Reißen als vorteilhafter an. Sie argumentieren, dass ein solcher Riss oft nur eine leichte Verletzung darstellt (wenn nur Gewebe betroffen ist und keine Muskeln), und dass er leichter verheilt als ein Schnitt. Der Nachteil, so die Anhänger des Darmschnitts, liege aber darin, dass ein Dammriss unkontrolliert weiterreiße im Unterschied zu einem genau lokalisierten Schnitt.
Konsens ist heute, dass die Notwendigkeit eines Dammschnittes individuell beurteilt werden muss. Der Dammschnitt als Routine ist also abzulehnen, ebenso ist ein Dammschnitt aber bisweilen vonnöten – um das Kind zu schützen. Solche Notlagen können ein hoher straffer Damm ebenso sein wie eine Frühgeburt. Ein Vorteil des Dammschnittes ist, dass der Druck auf dem Kopf des Kindes nachlässt.
Symptome eines Dammrisses
Gerade leichte Dammrisse bemerken die Betroffenen bei der Geburt häufig nicht. Andere Schmerzen und Erschöpfung überdecken ihn. Noch Wochen nach der Geburt spüren die Betroffenen dann oft Schmerzen beim Gehen, beim Sitzen oder beim Sport. Leichte Blutungen sind ebenfalls typisch, lassen sich aber leicht mit den Nachblutungen der Geburt verwechseln.
Wesentlich für einen Dammriss ist, dass Urinieren wehtut und ebenso der Stuhlgang – ein starker brennender Schmerz. Sind die Schmerzen am Dammriss selbst extrem und riecht der Urin schlecht, können sich der Riss und/oder die Harnwege entzündet haben. Beim Abheilen kann sich die Naht entzünden und Hämorriden wie Abszesse bilden. Diese äußern sich durch Juckreiz, Schmerzen und bisweilen leichte Blutungen. Meist verschwinden die Beschwerden durch einen Dammriss in den ersten Wochen nach der Geburt.
Diagnose und Behandlung
Einen Dammriss zu diagnostizieren fällt leicht, denn es reicht der Blick auf den Damm. Der Arzt oder die Ärztin untersuchen jetzt, wie tief der Riss ist und wie weit, dann teilen sie ihn in Schweregrade ein, nach denen sich die Anzahl der Stiche zum Vernähen bemisst. Bei einem Dammriss ersten Grades erfolgt keine ärztliche Behandlung, sondern Behandlung bedeutet hier lediglich gute Hygiene, die die Wunde vor Keimen schützt.
Muss genäht werden, wird die verletzte Stelle lokal betäubt und dann vernäht. Fand die Geburt selbst unter einer Periduralanästhesie statt, muss nicht extra betäubt werden. Übrigens ist das Einreißen selbst für die Frau meist nicht schmerzhaft, sondern wirkt im Gegenteil oft als Erleichterung, weil der Riss den Druck vom Becken nimmt. Auch ausgeschüttete Hormone dämpfen die Schmerzen.
Komplikationen
Ein Dammriss ist erst einmal keine schwere Verletzung, die sich zudem selten ernsthaft entzündet. Komplikationen sind aber möglich, je nach Grad der Verletzung. Bei schweren Rissen am Schließmuskel kann es zu Inkontinenz kommen und zu Infektionen im Afterbereich. Zudem besteht die Möglichkeit, einen Kreislaufschock zu erleiden, allerdings fast nur bei Patientinnen, die sowieso diesem Risiko ausgesetzt sind.
Brennende Schmerzen beim Toilettengang sind ein Symptom, eine mögliche Komplikation stellt hingegen das Aufreißen der frischen Narbe bei Stuhlgang dar. Überschießende Narben können später zu Problemen beim Sexualverkehr führen. Schwere Dammrisse können Abszesse bilden und Fisteln können zwischen Darm und Scheide entstehen, die weitere Operationen nötig machen.
Wann zum Arzt?
Beim Dammriss ist meist ärztliche Hilfe anwesend, da er während der Geburt stattfindet. Treten in der Folge Schmerzen beim Stuhlgang auf, beim Sexualverkehr, beim Gehen etc., dann sollten Ärztin oder Arzt diese klären. Ein Arzt sollte bei offenen Wunden in der Region um After und Scheide immer aufgesucht werden, da Keime hier in den Körper gelangen und Krankheiten verursachen können. Es gilt, die Wunde zu schließen und zu sterilisieren.
Prognose
Dammrisse lassen sich heute gut heilen. Die Wunde zu nähen ist Routine und zu Komplikationen kommt es nur selten. Die Heilung dauert maximal wenige Wochen. Mögliche Folge ist indessen nach wie vor die ungewollte Bildung von Narben, und diese können zu Problemen beim Geschlechtsverkehr und Stuhlgang führen. In sehr seltenen Fällen ist durch die Narbenbildung später eine Darmspiegelung schwierig.
Nachsorge
Um Komplikationen zu vermeiden, ist Nachsorge der Wunde angebracht. So bekommen die Patientinnen abschwellende Medikamente, die das gereizte Gewebe beruhigen. Auch Kühlgele lindern die Schmerzen und helfen beim Abschwellen. Sitzbäder empfinden Betroffene als angenehm, diese sollten jedoch täglich nicht länger als zehn Minuten durchgeführt werden, um die Haut nicht aufzuweichen, wodurch sie stärker anschwillt. Geeignet sind Bäder mit Kamille oder Ringelblume. Die Betroffenen sollten in den fünf Tagen nach dem Riss möglichst wenig gehen oder sitzen und sich in kleinen Schritten zur Toilette bewegen, die die Wunde nicht belasten.
Um zu heilen, braucht die Wunde frische Luft, und der Bereich um die Naht sollte trocken sein. Bis die Wunde vollständig ausgeheilt ist, sollten sie keine Sportarten ausüben, die die Bauch- oder Beckenmuskeln belasten wie Rudern oder Radfahren. Bis zur vollständigen Ausheilung sollten Sie auf einem ringförmigen Kissen sitzen und beim Liegen zur Seite hin abrollen, um aufzustehen. Ein weicher Stuhlgang entlastet die Wunde. Diesen fördern Sie mit Joghurt, Trockenobst, viel Wasser und Magnesium. (Dr. Utz Anhalt)
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