Coronavirus: Wie sich Masken auf das Atmen auswirken

In Bus und Bahn, beim Einkaufen, während der Unterrichtspause, in Arztpraxis und Krankenhaus: An vielen Orten und zu vielen Gelegenheiten müssen Menschen in Deutschland aktuell einen Mund-Nasen-Schutz tragen.

Die Masken sollen helfen, überall dort die Verbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 einzudämmen, wo es schwer ist, einen Mindestabstand einzuhalten.

Während einige Ärztinnen und Krankenpfleger schon vor der Coronavirus-Pandemie gewohnt waren, regelmäßig und über Stunden eine OP-Maske zu tragen, war es für die meisten anderen Menschen eine neue Erfahrung.

Zusätzlich schüren Gegner der Corona-Maßnahmen Angst vor den Masken, indem sie Gerüchte verbreiten, die den Tod von Kindern in Zusammenhang mit dem Tragen von Mund-Nasen-Schutz bringen.

Aktuell warnt die Polizei Unterfranken vor solch einer Falschmeldung über ein sechsjähriges totes Mädchen aus Schweinfurt, die seit einigen Tagen kursiert. „Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden“, sagt eine Sprecherin der Polizei in Unterfranken. „Das ist tatsächlich falsch“. Weder in Schweinfurt noch in der Umgebung sei eine Sechsjährige deshalb erkrankt oder gar ums Leben gekommen. Die Kripo versuche gerade herauszufinden, wer das Gerücht gestreut hat.

Was also passiert wirklich beim Tragen einer OP-Maske mit der Atemluft? Kommt weiterhin genug Sauerstoff im Blut an? Kann weiterhin genug Kohlendioxid abgeatmet werden?


Weil in den USA ähnliche Gerüchte kursieren wie in Deutschland, hat ein Team von Lungenfachärzten um Michael Campos von der University of Miami in Florida eine kleine Studie durchgeführt, die jetzt in den „Annals of the American Thoracic Society“ erschienen ist. Sie baten 30 Menschen, sechs Minuten zu spazieren, während sie eine OP-Maske trugen. Sogenannte FFP2- und FFP-3-Masken hat das Ärzteteam in dieser Studie nicht untersucht. 15 der Teilnehmer waren Ärztinnen und Ärzte an der Veteranenklinik, die zur Universität gehört. Die anderen 15 waren Veteranen, alles Männer, die an COPD erkrankt ist. COPD ist eine schwere, chronische Lungenkrankheit, die von Husten und Atemnot begleitet ist.

Keine relevanten Veränderungen

Das Ärzteteam maß unter anderem die Sauerstoffsättigung im Blut sowie den Kohlendioxidgehalt in der ausgeatmeten Luft. COPD-Patienten machen diesen sechsminütigen Gang als Routine in der Klinik, um zu ermitteln, ob sie eine Sauerstofftherapie benötigen.

Am Ende des sechsminütigen Gangs hatten die Teilnehmer mit schwerer COPD einen gesenkten Sauerstoffgehalt, was zu erwarten war. Abgesehen davon gab es keine Veränderungen, die von medizinischer Bedeutung waren. Ebenso gab es keine relevanten Veränderungen, als die Probanden 30 Minuten mit der Maske saßen.

Die Studie zeige, dass der Effekt der Maske minimal sei – wenn überhaupt vorhanden -, und zwar selbst bei Menschen mit schwerer Lungenkrankheit, sagt Campos. „Das Gefühl von Kurzatmigkeit, das manche beim Tragen einer Maske spüren, ist nicht dasselbe wie eine Veränderung im Gasaustausch.“

Wenn man mit einem Mund-Nasen-Schutz schnell gehe, könne man Atemnot empfinden, insbesondere, wenn die Maske sehr eng anliege, sagt Campos. Seine Empfehlung: Einfach langsamer gehen oder, falls man genug Abstand zu anderen halten kann, die Maske kurz abnehmen.

Ihre Studie sei zwar dadurch beschränkt, dass sie nur wenige Teilnehmer prüften – aber sie gebe einen deutlichen Hinweis, dass OP-Masken unter Alltagsbedingungen eben keinen relevanten Effekt auf den Gasaustausch hätten.

Effekt bei starker Belastung

Im Juli war eine Studie zu einem etwas anderen Ergebnis gekommen, als gesunde Probanden mit OP-Maske oder FFP-2-Maske laufen oder Rad fahren sollten. Bei diesen stärkeren Belastungen wirkte sich die Maske auf das Volumen der Atmung sowie auf die höchstmögliche Geschwindigkeit der Luft beim Ausatmen und schließlich auch auf die Kraft auf dem Ergometer aus. Auch fühlten sich die Teilnehmer – es waren nur Männer – mit Maske weniger wohl. Die Ärzte stellten aufgrund ihres Ergebnisses aber nicht das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes infrage oder warnten vor großen Auswirkungen auf die Gesundheit, sondern thematisierten, ob Menschen mit körperlich anstrengender Arbeit mehr Pausen benötigen, wenn sie eine Maske tragen müssen.

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