Coronavirus: US
Forschende bemängeln eine Ungleichheit in der gesundheitlichen Versorgung in den USA
Die Lebenserwartung der US-Bevölkerung ist einer Studie zufolge im Coronajahr 2020 um durchschnittlich fast zwei Jahre gesunken. Ein dreiköpfiges US-Forscherteam führt dies auch auf große Ungleichheiten zwischen Schwarzen, Latinos und Weißen zurück.
Die USA sind von der Coronapandemie stark betroffen. Mehr als 600.000 Menschen sind dort nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben, rund 33,6 Millionen Menschen wurden bisher positiv getestet.
Im »British Medical Journal« schreiben die Wissenschaftler nun, dass die Lebenserwartung von schwarzen Männern auf knapp 68 Jahre sank – das sei der niedrigste Wert seit 1998. Weiße Männer werden demnach durchschnittlich knapp 75 Jahre alt.
Extreme Entwicklung für Schwarze und Latinos
Insgesamt sank die Lebenserwartung in den USA den Wissenschaftlern zufolge im Vergleich der Jahre 2018 und 2020 um 1,87 auf durchschnittlich 76,9 Jahre. Bei Männern beträgt der Rückgang 2,16 Jahre, bei Frauen 1,5 Jahre. Auch die Lebenserwartung im Alter von 25 und 65 Jahren sei zurückgegangen.
Besonders extrem sei die Entwicklung für Schwarze und Latinos gewesen, deren prognostizierte Lebenszeit der Studie zufolge um 3,25 beziehungsweise 3,88 Jahre zurückging.
Die Forschenden verglichen die Daten aus den USA mit denen aus anderen Industrieländern. 2018 wurde dabei als Vergleichsjahr hinzugezogen, da die Daten für 2019 aus vielen Ländern nicht verfügbar waren.
Die Entwicklung in den USA sei sehr viel drastischer als in den 16 ausgewählten, vergleichbaren Industrieländern, schreiben die Forschenden. Dort liege die Abnahme der durchschnittlich erwarteten Lebenszeit bei etwa 0,22 Jahren – insgesamt liege die Lebenserwartung 4,7 Jahre über der in den USA. Deutschland wurde nicht für den Vergleich herangezogen.
Als Grund für die gesunkene Lebensdauer in einigen Bevölkerungsschichten sieht das Team um Steven Woolf von der Virginia Commonwealth University School of Medicine in Richmond dabei grundlegende strukturelle Probleme in den USA: Eine seit Langem anhaltende und sich ausweitende Benachteiligung in der gesundheitlichen Versorgung, hohe Sterberaten im Jahr 2020 und anhaltende Ungerechtigkeit gegenüber ethnischen Minderheiten seien die Folge politischer Entscheidungen und systemischen Rassismus.
Die vor der Pandemie bekannten Faktoren, die eine Ungleichheit in der Gesundheit der Bevölkerung verursachen, gibt es demnach immer noch. Jedoch spielte den Forschern zufolge im Jahr 2020 die Covid-19-Pandemie eine entscheidende Rolle bei der gesunkenen Lebenserwartung: Die Sterberate stieg im Coronajahr um rund 23 Prozent.
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