Coronaimpfung: Neun Bedenken

Ich habe eine Vorerkrankung, ich stille gerade, auch geimpft kann ich doch infektiös sein: Diese und andere Bedenken gegen eine Corona-Impfung haben uns Leserinnen und Leser auf Instagram geschickt. Wir haben eine Expertin gebeten, auf die Bedenken zu antworten. Christine Falk ist Biologin, Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Ich habe Angst vor einer Thrombose.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Diese Angst vor der Thrombose, die kann man jetzt komplett ausschließen. Am Anfang hatten wir bei AstraZeneca in der Tat ein etwas erhöhtes Risiko für eine sehr spezielle Thrombose, die Sinusvenenthrombose. Seit wir aber AstraZeneca praktisch nicht mehr impfen in Deutschland, ist dieses Signal komplett weg.«

Da ich jung( 18), sportlich und gesund bin, denke ich, dass die Impfung mehr Contra als Pro hat.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Diese Frage: Was habe ich davon, wenn ich jung und fit und gesund bin und das Gefühl habe, ich brauche es eigentlich nicht, weil ich habe ja einen leichten Verlauf, wenn überhaupt, dann kann man nur sagen: Das ist nicht garantiert. Dieses Virus spielt von Anfang an, und es tut es immer noch und Delta noch viel mehr, Russisch Roulette mit den Menschen, die es infiziert. Natürlich haben, je älter man, die Leute sind, desto höher das Risiko. Das haben wir gelernt von Anfang an. Es ist aber jetzt so, dass ich gerade sehr viele Kinder, Jugendliche und jüngere Leute infizieren, weil die zum Teil nicht geimpft sind. Und dann ist es so, dass man nicht vorhersagen kann, wer einen schweren Verlauf hat. Das sind sehr viele Leute dabei, die fit und gesund waren, wo man gedacht hat, es sollte denen eigentlich nichts ausmachen und die haben trotzdem einen schweren Verlauf.«

Ich bin schwanger. Ist mir in Bezug darauf noch zu unerforscht. Ich bin in der Stillzeit.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Zum Thema Schwangerschaft gibt es eine ganz klare Empfehlung der Ständigen Impfkommission, der Stiko, die ganz klar besagt, Schwangere sollen nicht geimpft werden in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft. Aber danach auf jeden Fall, weil während der Schwangerschaft sowieso der Körper natürlich sehr belastet ist und eine zusätzliche Infektion ein sehr hohes Risiko darstellt, dass es doch ein schwerer Verlauf wird. Leider sehen wir das auch. In der Stillzeit ist es auch ganz klar, wenn man sich da impfen lässt oder schon geimpft ist, wird das Kind sogar durch das Stillen und durch die Muttermilch ein Stückchen weit geschützt.«

Weil ich durch die Impfung andere nicht schütze, da auch vollständig geimpft immer wieder andere anstecken.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Diese Impfdurchbrüche, im Moment sind das unter ein Prozent der Menschen, die geimpft sind. Also 99 Prozent der Geimpften in Deutschland haben keinen Durchbruch. Und die schützen natürlich nicht nur sich selbst, sondern auch die ganze Gesellschaft und die Umgebung. Die Effektivität wird ja vom RKI jede Woche berechnet des Impfschutzes. Die liegt nach einer etwas komplizierten Formel bei über 80 Prozent, über alle Altersgruppen hinweg, auch vor Infektionen, da ist es vielleicht um die 70 Prozent.«

Ich warte auf einen Lebend- oder Totimpfstoff. Kein Vertrauen in mRNA-Impfstoff.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Die Menschen, die sagen, sie würden gerne auf einen Totimpfstoff warten, weil ihnen das vertrauter klingt, haben vielleicht nicht mit bedacht, dass ein Totimpfstoff bedeutet, dass man das Virus hochzüchtet und inaktiviert und dann als Impfstoff verabreicht. Gerade dieses Virus kommt aus der Fledermaus, und ich möchte persönlich nicht unbedingt einen abgetöteten Impfstoff haben, von dem ich nicht so genau weiß, was dieses Virus sonst alles an Antigenen dabei hat. Der Riesenvorteil der mRNA-Impfstoffe ist, dass die sehr sauber sind, und sauber heißt an der Stelle, da ist nur der Bauplan für dieses Stachelprotein drin. Mehr ist das nicht. Die ganzen anderen Proteine von Sars-CoV-2 sind da gar nicht mit dabei, die braucht es auch gar nicht. Und die mRNA kann das Erbgut nicht verändern. Das kann sie nicht. Das wird sie nicht. Das wurde seit 20 Jahren erforscht, warum das nicht geht, insofern muss man auch keine Angst haben, dass mRNA-Impfstoffe irgendwas an seinem, an unserem genetischen Code sozusagen verändern. Das können die nämlich gar nicht.«

Ich bin Allergiker.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Ganz generell kann man sagen, dass es keine klaren Patientengruppen gibt, die sich nicht impfen lassen können, mit Ausnahme noch der Kinder unter 12 und der Schwangeren in den ersten drei Monaten. Alle anderen, auch zum Beispiel die typischen Allergiker, sogar Menschen mit Medikamentenallergie, haben kein erhöhtes Risiko durch die Impfung, weil diese allergischen Reaktionen gegen die Impfung sind so selten, das sind ungefähr vier pro Million Impflinge, sodass die normale Allergie, die wir so kennen, landläufig, egal ob das Haselnuss oder Medikamente ist, gar kein Problem darstellen. Das ist an millionenfachen Impflingen nachgewiesen, dass da gar kein Problem ist.«

Habe Respekt vor der Impfung und einen Kinderwunsch.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Bei allen Impfstoffen, die wir haben, muss man sich überhaupt keine Gedanken machen, gar keine, dass man nicht schwanger werden kann oder dass die Männer unfruchtbar werden. Das ist überhaupt nicht der Fall. Das ist ganz klar bewiesen, weil dieses Stachelproteinen aus dem Sars-CoV-2-Virus ist eine Struktur, die es im Körper nirgends gibt, auch nicht in den Eizellen und Samenzellen oder sonst irgendwo. Daher kann es überhaupt gar keine Auswirkung auf die Reproduktionsfähigkeit, also auf die Fähigkeit, schwanger zu werden oder Kinder zu zeugen, geben.«

Ich hatte sehr starke Nebenwirkungen bei der ersten Impfung.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Bei den sogenannten Nebenwirkungen, die man direkt nach der Impfung spürt, dass die Einstichstelle am Arm weh tut, dass man Kopfschmerzen hat, man fühlt sich müde, schlapp, man hat vielleicht Gliederschmerzen, Schüttelfrost. Das sind direkte, spürbare Wirkungen der Immunreaktion. Denn das Immunsystem tut das, was es soll, nämlich auf den Impfstoff reagieren und Antikörper und T-Zellen produzieren. Und das spürt der Körper zum Teil auch. Deswegen braucht man aber gar keine Angst haben, weil erstens ist es so, dass in der Regel bei der zweiten oder jetzt sogar bei der dritten Impfung, die ja für manche empfohlen ist, nicht mehr Nebenwirkungen zu erwarten sind. Und diese Dinge sind ja auch sehr kurzfristig, das heißt man spürt es gleich, aber es ist nach ein bis zwei Tagen wieder vorbei, sodass man sich da wirklich gar keine Sorgen machen muss. Ja, das ist ein bisschen unangenehm, aber dafür hat man einen super Impfschutz über Monate hinweg. Und da ist eigentlich so eine Nebenwirkung eine relativ kleine Angelegenheit. Dann ist man halt mal einen Tag nicht so fit. Aber das gibt sich ja wieder. Insofern glaube ich, ist es nicht notwendig, sich da Sorgen zu machen.«

Ich bin skeptisch, weil es so schnell Impfstoff gab.

Christine Falk, Medizinische Hochschule Hannover
»Also, das eine war die Entwicklungsarbeit, die über 20 Jahren gezeigt hat, die muss man einen mRNA-Impfstoff machen, damit er funktioniert. Und die Studien, da ist es in der Tat so, dass die Studienphase eins, zwei, drei, die liefen eben nicht nacheinander, weil das hätte Jahre gebraucht, sondern die Phase eins ging über in die Phase zwei, und die hatte diesen sogenannten Rolling Review, heißt: Die europäische Behörde oder die US-amerikanischen und die anderen Behörden haben schon, während die Studie läuft, immer wieder Daten bekommen und nicht erst am Ende der Studie, sodass man, während die Studie läuft, schon abschätzen konnte: Wie ist der Sicherheitspuffer? Da wurden ja zum Teil 90.000 bis 100.000 Menschen in die Zulassungsstudien eingeschlossen weltweit. Und das hat Jahre gespart, dieses Vorgehen. Und deshalb ist es nicht weniger sicher und nicht weniger gut geprüft, sondern man hat die Vorgänge einfach so verschachtelt, dass man sehr viel Zeit gewonnen hat. Und es war auch extrem wichtig, weil, wie man gerade sieht, Zeit haben wir gar keine. Und wenn man zu schnell aufhört mit der Quote und denkt, man kann jetzt wieder aufmachen, dann hat man leider genau die Situation, die wir haben und hohe Infektionszahlen, und da müssen wir dringend wieder weg von diesem Zustand, weil der ist wirklich nicht gut.«











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