Wie sich Medikationsfehler bei Kindern vermeiden lassen

Die Verwechslung von Einheiten wie Milligramm und Milliliter ist ein Fehler, der gerade bei Kindern lebensgefährlich werden kann. Wie und warum Dosierungen in der Pädiatrie immer schriftlich zu prüfen und anzugeben sind, und für welche Medikationsfehler in der Pädiatrie ein besonders hohes Risiko besteht, lesen Sie hier.

Wie können Pharmazeut:innen zur sicheren Arzneimittelverordnung bei Kindern beitragen? Im Mai dieses Jahres hat das britische „Pharmaceutical Journal“ einen Übersichtsartikel zu diesem Thema überarbeitet. Welche Medikationsfehler kommen in der Pädiatrie vor und wie kann man sie künftig verhindern?

Die Autor:innen gehen davon aus, dass rund 13 Prozent der Verordnungen für Kinder von Medikationsfehlern betroffen sind. Dabei würden Fehler nicht nur öfter vorkommen, sondern auch wahrscheinlicher negative Folgen haben als bei Erwachsenen. Zwar ist es, wie fast überall in der Pädiatrie, im Vergleich mit der Erwachsenenmedizin um die Evidenz eher schlecht bestellt, dennoch haben die Autor:innen einige wichtige Punkte zu Medikationsfehlern bei Kindern aus der vorhandenen Literatur für die Praxis zusammengetragen.

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So seien im Krankenhaus viele pädiatrische Medikationsfehler auf unvollständig ausgefüllte Verordnungen und auf die unsachgemäße Verwendung von Abkürzungen zurückzuführen. Eine US-amerikanische Sammlung von gefährlichen Abkürzungen bietet dazu einen Überblick: Die Einheit µg kann demnach leicht mit mg verwechselt werden, die Abkürzung IU für internationale Einheiten, könne (handschriftlich) auch als i.v. fehlinterpretiert werden – daneben gibt es einige weitere Beispiele, die sich jedoch nicht direkt auf den deutschsprachigen Raum übertragen lassen. 

Wie viel Ibuprofen und Paracetamol für das adipöse oder besonders leichte Kind?

Dennoch: Wenn Fehler passieren, dann am wahrscheinlichsten bei der Dosierung. Das lässt sich wohl darauf zurückführen, dass in der Pädiatrie und Neonatologie sehr individuell (nach Gewicht und Alter) dosiert werden muss. Dabei geht es nicht immer um Rechenfehler und verrutschte Kommastellen. Teils wird die Dosis auch nicht entsprechend dem zunehmenden Alter und Gewicht eines Kindes angepasst, oder nicht beachtet, dass ein Kind über- oder untergewichtig ist. Allerdings lässt sich die Dosierung nicht immer einfach linear zum Körpergewicht anpassen, so heißt es beispielsweise auch auf „Kinderformularium.de“:

„Gerade Medikamente mit einer geringen therapeutischen Breite und einem geringen Verteilungsvolumen müssen bei adipösen Kindern nach dem idealen Körpergewicht (IBW) dosiert werden, um Überdosierungen zu vermeiden. […] Im Gegensatz zur Dosierung nach IBW kann es bei Medikamenten mit geringem Verteilungsvolumen und breitem therapeutischem Fenster sowie bei Medikamenten mit großem Verteilungsvolumen und enger therapeutischer Breite sinnvoll sein, nach angepasstem Körpergewicht (AdjBW) zu dosieren. Ferner muss dann je nach Wirkstoffklasse das individuelle Risiko einer Über- oder Unterbehandlung berücksichtigt werden.“

Beispielsweise für Ibuprofen und Paracetamol ist laut dem Kinderformularium zur Berechnung der Dosis bei adipösen Kindern das angepasste Körpergewicht zu verwenden. Und als allgemeine Regel gilt, „dass die gewichtsbasierte Dosierung bei Kindern bis zu 40 kg Körpergewicht erfolgen sollte. Bei schwereren Kindern kann ebenfalls nach Gewicht dosiert werden, allerdings darf dabei die maximale Tagesdosis für Erwachsene nicht überschritten werden.“ Weitere Details dazu finden sie auf der Internetseite des Kinderformulariums. 

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Eine gesalzene Dosierung

Wie gefährlich die Verwechslung von Dosierungsangaben in Milligramm (mg) mit Angaben in Milliliter (ml) werden kann, zeigt auch deutsches behördlich genehmigtes Schulungsmaterial mit der „Blauen Hand“ für „Paracetamol Kabi 10 mg/ml Infusionslösung®“. Dort heißt es seit Juli 2021: 

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