Vaxzevria: Erhöhtes Risiko für seltene Impfkomplikation auch bei älteren Frauen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) weist auf ein neues Sicherheitssignal hin: Nicht nur jüngere, sondern auch ältere Frauen haben Daten der DGN zufolge, die nun als Preprint veröffentlicht wurden, ein erhöhtes Risiko für Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin Vaxzevria. Das müsse transparent kommuniziert werden, außerdem sollte sehr zeitnah eine neue Risiko-Nutzen-Bewertung durch die zuständigen Behörden erfolgen, meint die DGN. 

Eine neue in Deutschland durchgeführte Studie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN, Preprint vom 4. Mai) hat das Auftreten von zerebrovaskulären Ereignissen, insbesondere Sinus- und Hirnvenenthrombosen im Gehirn, nach Impfung gegen SARS-CoV-2 untersucht. Darauf machte am vergangenen Dienstag die DGN aufmerksam. „Auffällig war, dass nicht nur jüngere Frauen ein höheres Risiko für zerebrale Sinus- und Hirnvenenthrombosen nach Impfung mit dem Vakzin ChAdOx1 (AstraZeneca) hatten, sondern auch ältere Frauen“, betont die DGN in einem ersten Fazit. Die Inzidenzrate der Hirnvenenthrombosen bei Frauen unter 60 betrage nach Gabe des AstraZeneca-Impfstoffs 24,2/100.000 Personenjahre, bei Frauen über 60 20,5/100.000 Personenjahre.

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Prof. Christian Gerloff, Präsident der DGN, meint dass dieses Studienergebnis als Sicherheitssignal neu sei und transparent kommuniziert werden müsse. Man ist bei der DGN der Auffassung, dass sehr zeitnah eine neue Risiko-Nutzen-Bewertung durch die zuständigen Behörden erfolgen sollte. Dies bedeute jedoch nicht, dass man damit die Impfung und auch nicht Vaxzevria als Impfstoff infrage stelle. Alle Personen, vor allem Frauen, sollten aber ihr Risiko und entsprechende Symptome nach der Impfung kennen.

Spahn will AstraZeneca-Impfstoff für alle freigeben

Besondere Beachtung dürfte diese Empfehlung angesichts des neuesten Vorhabens von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erfahren. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet will Spahn den AstraZeneca-Impfstoff (Vaxzevria) für alle freigeben – ohne Priorisierung nach Alter, Vorerkrankung oder Berufsgruppe. Am Mittwochabend habe er in der WDR-Fernsehsendung „Aktuelle Stunde“ angekündigt, noch an diesem Donnerstag mit seinen Länderkollegen darüber reden zu wollen. Zudem solle das Intervall zwischen Erst- und Zweitimpfung mit AstraZeneca – derzeit zwölf Wochen – in Zukunft flexibler gehandhabt werden können.

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Expert:innen betonten in den Diskussionen rund um Vaxzevria und dessen spezielle sehr seltene Nebenwirkungen (Thrombosen kombiniert mit Thrombozytopenie) immer wieder, dass das Risiko durch eine COVID-19-Infektion für (spezielle) Thrombosen deutlich höher sei, als das der Impfung. Allerdings gaben manche auch zu bedenken, dass es alternative (mRNA-)Impfstoffe auf dem Markt gibt, was unter anderem die aktuelle Altersbeschränkung durch die STIKO erklärt. 

In der Mitteilung der DGN zu ihrer neuesten Studie heißt es nun, „dass es nach Impfung mit dem COVID-19-AstraZeneca-Impfstoff (ChAdOx1) zu signifikant mehr zerebralen Sinus- und Hirnvenenthrombosen (CVT) kam als nach Impfung mit den mRNA-Impfstoffen“. Die Rate der aufgetretenen CVT-Ereignisse sei nach einer Erstimpfung mit Vaxzevria um mehr als neunmal höher als nach Impfung mit den mRNA-Impfstoffen. Frauen zeigten sich dabei als Risikogruppe: „Die Rate für Frauen war im Vergleich zu der von nicht weiblichen Personen mehr als dreimal erhöht“, heißt es.

Die EMA hat bislang keine klaren – und damit vermeidbaren Risikofaktoren – wie Alter, Geschlecht oder Gerinnungsstörungen ausmachen können.

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