Spahn stimmt Bürger auf Lockdown über Ostern hinaus ein: „Zehn bis 14 Tage alles runterfahren“
In der Corona-Pandemie steigt die bundesweite 7-Tage-Inzidenz weiter und liegt aktuell bei 124,9. Die Intensivbetten sind im Moment erneut so stark ausgelastet wie zu den Spitzenzeiten im Frühjahr 2020. Über 3000 Patienten werden dort behandelt. Alle aktuellen Corona-News finden Sie hier im News-Ticker von FOCUS Online.
News zu Corona in Deutschland vom 27. März
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Nächste Enttäuschung: Erst Ende April wird laut Spahn in 100.000 Arztpraxen geimpft werden
16.29 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht davon aus, dass Ende April/Anfang Mai 80.000 bis 100.000 Arztpraxen Coronavirus-Impfungen verabreichen könnten. Nach Ostern werde man beginnen, auch Hausärzte in die Impfkampagne einzubeziehen, sagte Spahn am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen konnten. Derzeit impfen Hausärzte nur in Modellprojekten mit. An der geplanten Ausweitung auf Hausärzte sollen laut Spahn zunächst bis zu 50 000 Praxen beteiligt sein.
Betriebsärzte sollen erst nach Hausärzten dazu kommen, sagte Spahn. «Ich kann halt nur um Geduld bitten. Noch ist es zu knapp», sagte er über den verfügbaren Impfstoff. Er finde es schwierig, jüngere Mitarbeiter von Unternehmen zu impfen, solange die Älteren noch nicht geschützt seien.
Neben den Praxen würden auch die Impfzentren weiter gebraucht, sagte Spahn. «Beides hat seine Berechtigung.» Während Hausärzte Impfsprechstunden für ihre Patientinnen und Patienten anbieten könnten, seien Impfzentren gut geeignet, um etwa bestimmte Berufsgruppen im großen Stil zu impfen.
Der Berliner Arzt Hans-Joachim Hindenburg beklagte übermäßige Bürokratie beim Impfen. «Für jeden Patienten muss ich vier Unterschriften leisten», berichtete er. Anna Wessel, ebenfalls Medizinerin aus Berlin, sagte: «Wir laden Patienten ein, und gleichzeitig kriegen sie drei Tage später eine Einladung von den Impfzentren.» Das schaffe Verwirrung. Spahn erwiderte: «Das werden wir nicht auflösen können.» Denn in Deutschland gebe es keine zentrale Impfdatei.
Spahn stimmt Bürger auf Lockdown über Ostern hinaus ein
15.17 Uhr: Wenige Tage vor Ostern hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Menschen in Deutschland auf die Fortsetzung des Corona-Lockdowns über die Feiertage hinaus eingestimmt. "Wenn wir die Zahlen nehmen, brauchen wir noch einmal zehn, 14 Tage richtiges Herunterfahren unserer Kontakte und Mobilität", sagte der Minister am Samstag bei einer im Internet übertragenen Diskussionsrunde. dpa Gesundheitsminister Jens Spahn spricht gemeinsam mit RKI-Chef Wieler über die Pandemie-Lage.
Dies sei ein Lockdown, "so wie wir es auch im letzten Jahr an Ostern erlebt haben", sagte der Minister. Familie im großen Kreis "geht halt dieses Jahr noch nicht". Wenn die dritte Welle bei den Infektionen gebrochen werden könne, seien dann Öffnungsschritte begleitet von Tests möglich. "Es gibt jetzt schon die Modelle, die zeigen, es geht", sagte Spahn mit Blick auf das Beispiel Tübingen, wo es Öffnungsschritte flankiert von Tests gibt.
Voraussetzung sei, "das wir das Infektionsgeschehen unter Kontrolle kriegen", fügte Spahn hinzu. Auch "die Intensivmedizin wird wieder voller mit Covid-19-Patienten". Das Robert-Koch-Institut vermeldete am Samstag 20.472 neue Ansteckungen, das waren 4000 mehr als vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 124,9.
Spahn zeigte sich zuversichtlich über das Fortschreiten des Impfkampagne. Für April würden 15 Millionen Impfdosen erwartet, im gesamten ersten Quartal seien es insgesamt 19 Millionen gewesen. Es würden nun zunächst die Hausärzte einbezogen, danach könnten auch die Betriebsärzte hinzugezogen.
Der Gesundheitsminister verteidigte zudem das Festhalten an der Impfpriorisierung. Es wäre nicht richtig, mit der Impfung der Jüngeren zu beginnen, solange dies bei den Älteren noch nicht beendet sei. "Das rettet Menschenleben, das ist keine Bürokratie", sagte der Minister.
Tübinger Pandemiebeauftragte: Test-Projekt teuer und aufwendig
15.10 Uhr: Das Testen auf Corona-Infektionen muss aus Sicht der Tübinger Pandemiebeauftragten Lisa Federle mittelfristig an die Bürger übertragen werden. Das bundesweit beachtete Modellprojekt in der Universitätsstadt sei sehr aufwendig und teuer. Jeder Test an einer der neun Teststationen in Tübingen koste den Steuerzahler 15 Euro, sagte Federle am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Fragen stellen konnten. Daher müsse man die Verantwortung für die Selbsttests "schon in die Hände der Bevölkerung geben". Sebastian Gollnow/dpa „Anmeldung Schnelltest“ steht an einer Teststation für Corona-Schnelltests.
Tübingen testet seit knapp zwei Wochen, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.
Auch in Tübingen stiegen die Corona-Zahlen zwar wieder, räumte Federle in der Video-Konferenz ein. Trotz der zahlreichen Tests sei der Anstieg aber nicht stärker als im Landesvergleich.
Offener Brief an Söder: Bürgermeister fordern Verzicht auf strenge Einreiseregeln
13.54 Uhr: Mehrere bayerische Bürgermeister und die Präsidentin des Tiroler Landtags haben in einem offenen Brief den künftigen Verzicht auf "strenge Grenzmaßnahmen zwischen Tirol und Bayern" gefordert. In dem Schreiben an Bundesinnenminister Horst Seehofer und den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (beide CSU), betonten sie, dass die wegen der Corona-Krise erlassenen Regelungen "eine riesige Belastung für unsere Grenzregion und darüber hinaus" gewesen seien. Unterzeichnet haben neben der Präsidentin des Tiroler Landtags die Bürgermeister von Mittenwald, Garmisch-Partenkirchen, Füssen und Pfronten. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk über den Brief berichtet.
Am Freitag hatte das Robert Koch-Institut angekündigt, das österreichische Bundesland und Tschechien mit Wirkung zum Sonntag von seiner Liste der Virusvariantengebiete zu streichen. Dadurch fällt die Grundlage für einen Teil der zuletzt geltenden Einreisebeschränkungen weg.
Wie es ab Sonntag mit den Grenzkontrollen weitergeht, war zunächst noch nicht klar. Bei Quarantäne-, Test- und Anmeldepflichten erfolgen die Änderungen allerdings erst mit einiger Verzögerung, wie das bayerische Gesundheitsministerium klarstellte. Hier gelten die verschärften Bedingungen nämlich, wenn sich Personen in den zehn Tagen vor ihrer Einreise in einem Virusvariantengebiet aufgehalten haben. Dies gilt auch, wenn dieses Gebiet zwischenzeitlich von der Liste genommen wurde.
"Grenzüberschreitende Beziehungen, Partnerschaften und Familienverbände gehören zu unserem Alltag", schreiben die Lokalpolitiker. "Umso mehr schmerzen rigide Grenzmaßnahmen, die das Wirtschaften und das soziale Zusammenleben in der Grenzregion stark einschränken." Die aktuelle Veränderung habe man deshalb "mit Erleichterung" zur Kenntnis genommen. Für die Zukunft forderte der Füssener Bürgermeister Maximilian Eichstetter: "Einfach ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl und Menschlichkeit, wenn die Einreise beschränkt wird."
Thüringen-Kreis meldet Inzidenz von 514
13.16 Uhr: Der thüringische Saale-Orla-Kreis hat den Kreis Greiz als Corona-Hotspot Nummer eins unter den Landkreisen bundesweit abgelöst. Der Sieben-Tage-Wert bei Neuinfektionen je 100 000 Einwohner lag im Saale-Orla-Kreis am Samstag (Stand 0.00 Uhr) bei 514,2, wie aus einer Übersicht des Robert Koch-Instituts hervorging. Es folgten der Kreis Schwäbisch-Hall in Baden-Württemberg mit einer Inzidenz von 438,6 sowie der Thüringer Wartburgkreis (434,5) und der Kreis Greiz (421).
Ruhrgebietsstädte wollen mit Tests von Corona-Notbremse abweichen
12.13 Uhr: Mehrere große Ruhrgebietsstädte wollen mit Hilfe von Schnelltests trotz anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen ebenfalls von der Notbremse abweichen. So kündigten Duisburg und Herne am Samstag an, dass Bürger mit tagesaktuellem negativem Schnelltest weiter mit Termin einkaufen oder etwa Museen besuchen dürfen. "Da Schnelltests mittlerweile an vielen dezentralen Standorten im gesamten Stadtgebiet angeboten werden, hat der Krisenstab der Stadt deshalb in Abstimmung mit dem Land beschlossen, diese Option zu nutzen", teilte die Stadt Duisburg am Samstag mit. Tom Weller/dpa
Auch in Herne habe man diese Möglichkeit so schnell wie möglich umsetzen wollen, um Gewerbetreibenden Sicherheit zu geben, sagte ein Sprecher der Stadt. Die Stadt Mülheim an der Ruhr hat ebenfalls beantragt, von dieser neuen Testoption Gebrauch zu machen. "Wir gewährleisten, dass genügend Testkapazitäten zur Verfügung stehen", teilte Mülheims Oberbürgermeister Marc Buchholz (CDU) mit. Man gehe davon aus, dass der Antrag genehmigt werde.
Am Freitag hatte die Landesregierung überraschend erklärt, dass die vorgesehene Corona-Notbremse doch nicht an die landesweite, sondern an die regionale Inzidenz der Kreise und kreisfreien Städte gekoppelt werde. In 31 Kreisen und Kommunen mit einem 3 Tage aufeinander folgend Corona-Wochenwert über 100 müssen Handel, Museen und Zoos wieder schließen – es sei denn, das Land genehmigt ein Testkonzept. Bereits am Freitag kündigten Wuppertal und der Rhein-Erft-Kreis an, von dieser Option Gebrauch machen zu wollen. Der Kreis Lippe wollte prüfen, ob die Testmöglichkeiten dazu ausreichend seien. Die Millionenstadt Köln, deren Inzidenz ebenfalls über 100 liegt, hatte am Freitag angekündigt, aufgrund stark steigender Fallzahlen von einem entsprechenden Antrag beim Land derzeit abzusehen.
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