Krank durch Stechmücken in Deutschland? So schützen Sie sich vor Stichen

Stechmücken sind zwar lästig, gelten aber hierzulande in der Regel als harmlos. Dennoch könnten die kleinen Plagegeister möglicherweise auch bei uns gefährliche Krankheiten übertragen. Denn mittlerweile sind auch Arten wie die Asiatische Tigermücke bei uns heimisch. Was Experten dazu sagen und wie Sie sich vor Stichen schützen.

Überall juckende rote Stiche auf der Haut – wer kennt es nicht. Mückenstiche gehören in Deutschland zum Sommer wie Eiscreme und Flip-Flops. Auch wenn sie für Allergiker lebensgefährlich werden können, sind sie in der Regel für alle anderen harmlos. Die größte Gefahr besteht darin, dass man die Stiche aufkratzt und dadurch Bakterien in die Wunde gelangen, die zu Entzündungen führen.

Tropische Stechmückenarten bereits bei uns heimisch

Gefährliche Krankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder das Zika-Virus, die bestimmte Stechmückenarten in Afrika, Asien und Südamerika beispielsweise übertragen, kommen bei uns zum Glück nicht vor. Auch wenn mittlerweile einige Stechmückenarten aus fernen Ländern bei uns eingeschleppt und sogar heimisch geworden sind.

Laut Mückenatlas , einer Kollaboration des Leibniz Zentrum für Argralandforschung (ZALF) und dem Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), wurden in Deutschland bereits seit 2004 fünf invasive Stechmückenarten nachgewiesen:

  • die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus)
  • die Koreanische Buschmücke ( Aedes koreicus)
  • Culiseta longiareolata
  • Anopheles petragnani sowie
  • die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus).

Tigermücke in Deutschland – Erreger für Tropenkrankheiten noch nicht ausgebreitet

Letztere gehört mittlerweile zu den bekanntesten invasiven Arten, die sich bereits überall in Deutschland ausgebreitet hat. Erst vor kurzem wurden wieder erneut Exemplare in einer Berliner Kleingartenanlage gefunden. Damit sei eine erfolgreiche Überwinterung belegt und eine dauerhafte Ansiedlung zu befürchten, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit mit. Berlin sei damit der nördlichste Punkt Deutschlands, an dem eine Vermehrung Asiatischer Tigermücken nachgewiesen ist.

Das Auftreten dieser exotischen Stechmückenart wird deshalb überwacht, weil die Tiere über 20 Krankheitserreger übertragen können, wie etwa Dengue- oder Chikungunya-Viren. „Die Krankheiten, die durch diese Viren verursacht werden, sind in Deutschland bislang nicht verbreitet, die entsprechenden Erreger werden jedoch immer wieder von Reiserückkehrer:innen eingeschleppt“, heißt in der Mitteilung weiter. Laut Experten geht aber momentan noch keine Gesundheitsgefahr von ihr aus. Laut Robert-Koch-Institut seien auch die klimatischen Bedingungen für die Ausbreitung mancher Erreger bei uns nicht gegeben.

Im südeuropäischen Raum dagegen, wo extreme Temperaturen über längere Zeiträume auftreten, ist das anders. So gab es in der Vergangenheit unter anderem bereits Fälle von Dengue-Fieber in Ländern wie Italien und Frankreich. Auf der portugiesischen Insel Madeira ist das Virus bereits endemisch. 2017 gab es in Italien in Zusammenhang mit der Asiatischen Tigermücken eine Chikungunya-Fieber-Epidemie.

Hasenpest kann durch heimische Mücken übertragen werden

Doch auch von den heimischen Stechmückenarten, von denen es laut Mückenatlas ungefähr 50 gibt, könnte Gefahr ausgehen. So können einige Arten beispielsweise die Hasenpest übertragen. Dabei handelt es sich um eine hochinfektiöse Zoonose, die durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht und beim Menschen neben grippeähnliche Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen eine Vielfalt von Beschwerden auslösen kann – bis hin zu einer schweren Lungenentzündung.

In Deutschland werden laut Robert-Koch-Institut jährlich zwar nur 20 bis zu 30 Fälle gemeldet, das RKI geht aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Betroffen sind hauptsächlich Menschen, die sich viel in der freien Natur aufhalten wie Jäger und Waldarbeiter beispielsweise.

Großer Hasenpest-Ausbruch in Schweden durch Überschwemmungsmücken

Die Infektion kann durch Kontakt mit infizierten Nagetieren, durch Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch (z.B. Hase), kontaminiertem Wasser und Lebensmitteln erfolgen. Auch ein Einatmen des Erregers durch Staub und Aerosole ist möglich sowie durch den Stich von Zecken, Bremsen und Mücken. Laut Robert-Koch-Institut gäbe es aber häufig keine Anhaltspunkte für die Infektionsquelle.

In Schweden konnten Forscher allerdings 2019 bei einem der größten Ausbrüche der Hasenpest im Land mit 979 Fällen einen Zusammenhang mit Überschwemmungsmücken nachweisen. Diese Mücken kommen auch in Deutschland vor. Inwieweit sie bei an Hasenpest-Infektionen beteiligt sind, ist allerdings bisher nicht erforscht.

Borrelien in verschiedenen Stechmückenarten in Deutschland nachgewiesen

Auch bei der Übertragung von Borreliose könnten Mücken eine Rolle spielen. Bisher gelten Zecken als Überträger dieser Bakterien. Doch häufig können sich Menschen, bei denen eine Borreliose diagnostiziert wird, gar nicht an einen Zeckenbiss erinnern. Auch wenn die kleinen Blutsauger sich häufig an schwer einsehbaren Stellen wie Hautfalten festbeißen und vielleicht übersehen und gar nicht bemerkt werden.

Tatsächlich konnte der deutsche Forscher Sven Klimpel von der Goethe-Universität bereits in einer Studie , die 2016 veröffentlicht wurde, bei zehn verschiedenen Stechmücken in Deutschland Borrelien nachweisen. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Erreger, die die Lyme-Borreliose auslösen.

Über 300.000 Fälle von Lyme-Borreliose pro Jahr in Deutschland

Im Gegensatz zur Hasenpest tritt die Lyme-Borreliose sehr häufig in Deutschland auf. Das Robert-Koch-Institut geht von über 200.000 Fällen pro Jahr aus. Gerade 2020 stieg die Zahl der Erkrankten laut Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent an. Insgesamt wurden nach den jüngsten Daten von 2020 bundesweit knapp 360.000 Lyme-Borreliosen von den Kassenärzten diagnostiziert. Das sind also sehr viele Infektionen.

Wanderröte bis Gesichtslähmung: Das sind die Symptome bei Lyme-Borreliose

Die Borreliose ist laut Robert-Koch-Institut eine „ernstzunehmende Erkrankung“, die sie sich auf den ganzen Körper auswirken und Haut, Nervengewebe, Gelenke und die Herzfunktion beeinträchtigen kann. Auch Gesichtslähmungen können beispielsweise auftreten.

Meistens macht sie sich zunächst mit einer Wanderröte, die sich um die Zeckenbissstelle ausbreitet, bemerkbar. Dann können unspezifische grippeähnliche Symptome wie

  • Abgeschlagenheit,
  • Fieber und
  • Muskelschmerzen hinzukommen.

Die Symptome treten häufig erst Tage, Wochen oder sogar Monate nach der Infektion auf. Das Tückische an den Borrelien: Die Erreger können unbehandelt auch noch nach Jahren Beschwerden verursachen.

Borreliose-Übertragung durch Zecken – durch Insekten nicht sicher dokumentiert

Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass in Mitteleuropa die Schildzecke für die Übertragung auf den Menschen verantwortlich ist. Bei ihr befinden sich die Borrelien im Darm. Bei Beginn des Saugaktes wandern sie in die Speicheldrüsen und werden mit dem Speichel auf den Menschen übertragen.

Das geschieht nicht sofort, sondern erst ein paar Stunden nachdem sie sich auf der Haut festgesaugt hat. „Eine Übertragung durch blutsaugende Insekten wurde bisher nicht sicher dokumentiert“, schreibt das RKI und schließt somit die potentielle Ausbreitung durch Mücken zumindest nicht ganz aus.

Forscher Sven Klimpel konnte mit seiner Arbeit zwar die Borrelien bei bis zu acht Prozent der gefangenen Mücken an elf Standorten in Deutschland nachweisen. Ob diese aber tatsächlich für einen Teil der Infektionen verantwortlich sind, konnte er nicht zeigen. „Es besteht kein Grund zu Panik“, sagte er damals gegenüber dem „ Ärzteblatt “. „Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand sind Stechmücken als Überträger der Erreger von Lyme-Borreliose nur bedingt geeignet. Wenn überhaupt, spielen sie eine eher untergeordnete Rolle“, sagte er weiter.

Dass von Stechmücken tatsächlich Borrelien auf den Menschen übertragen werden könnten, scheint aber bis heute noch nicht abschließend geklärt zu sein. „In Freilandfängen von Stechmücken hat man zwar vereinzelt schon Borrelien nachgewiesen, aber das bedeutet nur, dass die Mücken die Borrelien zusammen mit dem Blut des Wirtes bei einem Stich aufgenommen haben “, sagt Mückenforscher Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, auf Nachfrage von FOCUS Online. Weder aus dem Freiland noch aus dem Labor gäbe es Hinweise oder Belege für eine Übertragung von Borrelien durch Stechmücken, so der Mückenforscher.

So schützen Sie sich vor Stechmücken

Auch wenn hierzulande also die Gefahr, sich durch einen Mückenstich mit einer gefährlichen Krankheit zu infizieren gering zu sein scheint, sollte man sich trotzdem vor den Plaggeistern schützen. Laut Kampen besteht der beste Schutz darin, den Mücken keine Chance zur Vermehrung zu bieten. Stehende Gewässer, wie Vogeltränken oder Regentonnen, sind für Mücken nämlich die perfekten Brutplätze. Deshalb rät er dazu:

  • Vogeltränken im Garten oder auf dem Balkon am besten wöchentlich auszuspülen
  • Regentonnen abzudichten, damit Insekten nicht hinein kommen und für eine „hausgemachte Mückenplage“ sorgen
  • Insektengitter an den Fenstern anbringen
  • Wer in Gegenden mit vielen Mücken unterwegs ist, sollte außerdem lange Kleidung tragen

Wenn man trotzdem gestochen wurde, sollte man es auf jeden Fall vermeiden zu kratzen, auch wenn es schwerfällt. Kratzt man zu heftig, kann es zu bakteriellen Infektionen und Entzündungen mit deutlich schwereren Symptomen kommen. Am meisten hilft es laut Kampen, die Einstichstelle zu kühlen. „Dann ist das Ganze auch schnell wieder vorbei.“

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