Fünf-Punkte-Plan des vfa

Die Lieferengpässe sind derzeit in aller Munde, die Lösungsvorschläge sind vielfältig. Nun hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa) einen Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, der nachhaltig Abhilfe schaffen soll.

Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland (vfa) vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von 47 weltweit führenden Herstellern. Das spiegelt sich auch – wenig verwunderlich – in dem nun vorgelegten Fünf-Punkte-Plan zur Bekämpfung der Lieferengpässe wider: Zwei Punkte betreffen speziell innovative Arzneimittel und damit das Kerngeschäft der vfa-Mitglieder.

„Rückholung von Produktion ist nicht zielführend“

So heißt es in Punkt 4: „Die Rückholung von Produktion nach Deutschland ist nicht zielführend. Besser sollten wir die Attraktivität für Investitionen in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel verbessern.“ So könnten moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten vorzuhalten. Damit setzt der vfa einen deutlich anderen Schwerpunkt als etliche Gesundheitspolitiker, die – gerade angesichts des aktuellen Mangels an Generika – die Rückverlagerung der Produktion von kritischen Arzneimitteln nach Europa fordern. 

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Dabei dient der „Ausverkauf“ der Generikaproduktion nach Asien dem vfa durchaus als warnendes Beispiel. Im fünften Punkt des Plans heißt es: „Wir brauchen weiterhin die Souveränität über die benötigten Technologien in der Arzneimittelentwicklung und deren Herstellung. Werden nach den Generika auch die innovativen Arzneimittel vom Standort Europa verdrängt, dann kommt zu möglichen Lieferschwierigkeiten obendrein die Abhängigkeit von anderen Regionen in der Entwicklung von Arzneimitteln und deren Produktion hinzu.“

Mehr Transparenz durch Securpharm

Ein spannender Ansatz für mehr Transparenz findet sich im ersten Punkt des Fünf-Punkte-Plans. Um einen Überblick über die Lagerbestände und Warenströme von Arzneimitteln zu bekommen, schlägt der vfa vor, auf Securpharm zurückzugreifen. „Damit wäre jederzeit ablesbar, wo welche Packung gerade gelagert wird – oder veräußert wurde.“ Einschränkend wird hinzugefügt, dass „für die hier angedachte Erweiterung des Nutzungsraums von Securpharm-Daten (…) aktuell leider zwischen den Marktbeteiligten sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene und zwischen der EU-Kommission sowie den Mitgliedsstaaten noch keine Einigkeit“ bestehe. Um diese zu erreichen, setzt der vfa auf „proaktive Moderation (z. B. im Rahmen von HERA)“.

vfa hält BfArM-Beirat für ungeeignet

Im zweiten Punkt des Fünf-Punkte-Plans werden systematische Stresstests für Lieferketten gefordert. „Stellt sich bei einem solchen heraus, dass die Abhängigkeiten von einzelnen Standorten und Vorleistungsproduzenten oder Technologiezulieferern zu groß sind, müssen die Risiken minimiert werden.“ Dazu zähle insbesondere, dass Lieferverträge mit mehr als nur einem Arzneimittelhersteller geschlossen werden sollten oder zumindest honoriert werde, wenn ein Hersteller seine Lieferstrukturen gegen Störungen absichert. Die bereits bestehenden Strukturen hält der vfa für ungeeignet: „Auf nationaler Ebene ist der Beirat Lieferengpässe beim BfArM mit dem kontinuierlichen Monitoring von Lieferengpässen betraut, jedoch ohne Kompetenz und Ressourcen für eine grundlegende Analyse von Schwächen in industriellen Produktions- und Lieferketten.“

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Darüber hinaus setzt sich der vfa im dritten Punkt seines Plans bei „besonders kritischen Wirkstoffen“ für eine „strategische Bevorratung für Notfallsituationen“ ein, welche die notwendige Zeit verschaffe, um anderweitig Lösungen zu organisieren. Dabei sollten bestehende Regelungen kritisch hinterfragt werden. „Am Ende des Prozesses sollte eine Liste mit produktionsrelevanten Wirkstoffen sowie Vor- und Hilfsprodukten stehen, deren Lagerhaltung Unterbrechungen abfedern könnten“, heißt es.

In der Pressemeldung des vfa mahnt Präsident Han Steutel eine nachhaltige Lösung an: „Das Problem ist weder neu, noch ist es überraschend. Es wird schon lange davor gewarnt, dass beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten.“ Doch passiert sei fast nichts. Dass die Politik jetzt handle, sei überfällig. „Hektik ist jedoch nicht hilfreich. Was wir brauchen, ist eine strukturelle und nachhaltige Lösung, um die Medikamentenversorgung von morgen in Deutschland zu sichern.“


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