Ernährung: Wie lange benötigt die Verdauung von Nahrung? – Heilpraxis
Was beeinflusst die Zeit des Verdauungsprozesses?
Nach dem Verzehr von Nahrung wird diese im menschlichen Körper verdaut. Doch wovon hängt es eigentlich ab, wie lange der Körper zur Verdauung der aufgenommenen Speisen benötigt? Nachfolgend erklärt die Gastroenterologin der Cleveland Clinic, Dr. Christine Lee, wichtige Fakten über den Verdauungsprozess und wie lange es dauert, bis Nahrung vollständig verdaut ist.
Die Verdauung beeinflusst unter anderem, wie lange man sich nach dem Verzehr von Lebensmitteln satt fühlt. Aber was geschieht eigentlich genau, wenn der Körper Nahrung verdaut, welche Faktoren beeinflussen den Vorgang und wie lange benötigt der Körper dafür?
Was umfasst der Verdauungsprozess?
Die Verdauung bezeichnet den Prozess, bei dem die Nahrung in die Nährstoffe zerlegt wird, welche der Körper nutzen kann. Dieser Prozess beginnt bereits im Mund und endet am Ende des sogenannten terminalen Ileums (Dünndarm), erläutert die Expertin.
„Das Sehen und Riechen von Nahrung setzt den Prozess in Gang. Als Reaktion darauf beginnt Ihr Körper, zusätzlichen Speichel zu produzieren, der Enzyme enthält, welche die Verdauung einleiten. Sobald die Nahrung gekaut und geschluckt wurde, beginnt die eigentliche Arbeit im Magen“, berichtet Dr. Lee.
Nährstoffe werden über den Dünndarm aufgenommen
Im Magen vermischt sich die verzehrte Nahrung mit diesen Verdauungssäften und es entsteht ein wässriges Gebräu, welches dann schließlich in den Dünndarm gelangt. Dort absorbieren die Wände des Dünndarms dann benötigte Nährstoffe und Wasser. Nicht benötigte Inhaltsstoffe werden an den Dickdarm weitergeleitet. „Der Dickdarm (Colon) nimmt dann das, was Ihr Körper nicht verwendet hat, und bereitet sich darauf vor, es durch einen Stuhlgang loszuwerden“, fügt die Medizinerin in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic hinzu.
Wie lange dauert es, bis Nahrung verdaut ist?
Der gesamte Verdauungsprozess kann durchaus mehrere Stunden dauern. Die Nahrung bleibt nach Aussage der Expertin im Allgemeinen zwischen 40 und 120 Minuten im Magen. Hinzu kommen weitere 40 bis 120 Minuten im Dünndarm. Generell lässt sich nach Ansicht von Dr. Lee sagen, dass desto dichter die Nahrung ist, also je mehr Eiweiß oder Fett sie enthält, desto länger wird für die Verdauung benötigt.
Einfache Kohlenhydrate wie normaler Reis, Nudeln oder einfacher Zucker verweilen im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Minuten im Magen. Dagegen kann ein Toast mit einer dicken Schicht Erdnussbutter schon mal zwischen zwei und vier Stunden im Magen verweilen, so die Expertin.
Wie lange bleiben Flüssigkeiten im Magen?
Flüssigkeiten verlassen den Magen wesentlich schneller, weil sie weniger aufgespalten werden müssen, als dies bei fester Nahrung der Fall ist. Generell lässt sich sagen, dass Wasser nur etwa zehn bis zwanzig Minuten im Magen bleibt. Einfache Flüssigkeiten, wie beispielsweise klare Säfte, Tee und Limonaden verweilen dagegen zwanzig bis vierzig Minuten im Magen und bei komplexeren Flüssigkeiten beträgt die Dauer schon vierzig bis sechzig Minuten, berichtet Dr. Lee. Bei diesen Zeitangaben handelt es sich jedoch nur um Schätzungen, weil viele Faktoren eine Rolle bei der Verdauung spielen:
Rolle der Genetik bei der Verdauung
Genetik und Alter spielen ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Verdauung. „Manche Menschen werden mit einem schnelleren Stoffwechsel geboren”, so Dr. Lee. Mit zunehmendem Alter verlangsame sich allerdings der Stoffwechsel und die Motilität (Fähigkeit zur aktiven Bewegung).
Medikamente können Verdauungsprozess beeinflussen
„Manche Menschen entwickeln Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Atherosklerose. Medikamente für diese Erkrankungen können die Verdauung verzögern“, fügt die Expertin hinzu. Die folgenden Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sind dafür bekannt, dass sie die Zeit des Verdauungsprozesses beeinflussen können:
Hunger nicht nur bei leerem Magen
Wenn Menschen sich hungrig fühlen, bedeutet dies nicht automatisch, dass ein leerer Magen vorliegt, so Dr. Lee. „Unsere Hungerzeichen können hormonell reguliert sein, wenn Sie also einen hohen Spiegel an Hungerhormonen haben, fühlen Sie sich vielleicht hungrig – auch wenn Ihr Magen voll ist”, erklärt die Expertin.
Können Medikamente hungrig machen?
Einige Medikamente, wie beispielsweise Prednison, steigern den Appetit der einnehmenden Personen, indem sie die appetitanregenden Hormone erhöhen. Dies bedeutet, dass betroffene Menschen sich bei der Einnahme dieser Medikamente häufiger hungrig fühlen können, auch wenn sie eigentlich ausreichend gegessen haben, berichtet die Medizinerin.
Die Wahrnehmung dieser Empfindungen sei von Person zu Person relativ individuell. Das klassische Beispiel hierfür sei ein Herzinfarkt. „Viele Menschen haben einen echten Herzinfarkt, bemerken aber keine Schmerzen in der Brust. Ebenso empfinden manche Menschen Brustschmerzen, ohne einen Herzinfarkt erlitten zu haben. In ähnlicher Weise spüren manche Personen Hunger, aber ihr Magen ist nicht leer“, fasst Dr. Lee zusammen. (as)
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