Die Grippewelle ist in dieser Saison rekordverdächtig – und das ist eine gute Nachricht

Bevor das Coronavirus zu seinem Siegeszug um die Welt ansetzte, war es die alljährliche Grippesaison, die um diese Jahreszeit die Arztpraxen füllte. Die echte Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst und ist nicht mit einer harmlosen Erkältung – umgangssprachlich oft grippaler Infekt genannt – zu verwechseln. Ein plötzlich einsetzendes Krankheitsgefühl, Fieber, Schüttelfrost, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen zählen zu den häufigsten Symptomen der echten Grippe. Ältere Menschen und Schwangere zählen zu den Risikogruppen für einen schweren Verlauf.

Üblicherweise beginnt die jährliche Grippesaison um Silvester. Im Februar und März erreicht sie ihren Höhepunkt, anschließend flaut sie ab. Anders in dieser Saison: Die Grippewelle ist praktisch ausgefallen. Die Aktivität bei den akuten Atemwegserkrankungen liege seit dem harten Lockdown Ende 2020 auf einem "vorher nie erreichten, niedrigen Niveau in den Wintermonaten", heißt es im aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza am RKI.

Neun gemeldete Grippefälle in einer Woche

Die Aktivität der Influenza untersucht das RKI unter anderem mit sogenannten Sentinelproben. Dabei handelt es sich um Proben von Patienten mit Atemwegserkrankungen, die das RKI von ausgewählten Praxen bekommt. 2.573 Stichproben hat das RKI seit der 40. Kalenderwoche 2020 erhalten – in keiner einzigen konnten bisher Influenzaviren nachgewiesen werden. Rhinoviren, die Erkältungen auslösen, wurden in 505 untersuchten Proben entdeckt; das aktuelle Coronavirus Sars-CoV-2 immerhin in 209 Proben.

Suchtmediziner Anil Batra


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Auch mit Meldedaten lässt sich das Grippe-Infektionsgeschehen analysieren. Neun Grippefälle wurden in der achten Kalenderwoche 2021 an das RKI übermittelt. Auf die gesamte Saison gerechnet waren es bisher 438 nachgewiesene Infektionen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren um diese Zeit 224-mal so viele labordiagnostisch bestätigte Grippefälle an das RKI gemeldet worden – insgesamt 98.442. "Es wird bisher von einer Zirkulation von Influenzaviren auf einem extrem niedrigen Niveau in der Saison 2020/21 ausgegangen", so das RKI.

Was sind die Gründe für den starken Rückgang der Fallzahlen? Vieles spricht dafür, dass gleich mehrere Faktoren zusammenwirken. Bekannt ist, dass Kinder für die Verbreitung der Grippe eine wesentliche Rolle spielen. Die Schulschließungen im Zuge des Lockdowns könnten dazu geführt haben, dass sich Influenzaviren grundsätzlich nicht so gut ausbreiten konnten. Hinzu kommen weitere Effekte durch die AHA+L-Regeln: Abstandhalten und Maske tragen drängen nicht nur das Coronavirus zurück, sondern auch weitere Erreger von Atemwegserkrankungen. Auch ein indirekter Einfluss der Corona-Pandemie ist denkbar. Womöglich scheuen erkrankte Menschen eher den Gang zum Arzt, wodurch zusätzlich weniger Fälle erfasst werden könnten.

Für ein sehr niedriges Infektionsgeschehen spricht jedoch auch die Zahl der Todesfälle, die in Zusammenhang mit der Grippe steht: In dieser Saison wurden bisher zwölf Todesfälle mit Influenzavirusinfektion an das RKI übermittelt. Dem gegenüber stehen 72.489 Menschen, die seit Beginn der Pandemie in Deutschland an oder mit Corona gestorben sind.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Influenza/Robert Koch-Institut (RKI)

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