COVID-19: Negatives Testergebnis vermittelt falsches Sicherheitsgefühl – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Negative Corona-Tests bieten keine Sicherheit

Die gängigen Tests zum Nachweis einer akuten Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 können bei negativem Testergebnis ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln und so indirekt erhebliche Auswirkungen auf die Eindämmung der Pandemie haben, warnen Forschende der Mayo Clinic (USA). Beispielsweise müssen die Gesundheitsbehörden mit einer „weniger sichtbaren zweiten Infektionswelle von Personen mit falsch-negativen Testergebnissen rechnen“, warnt die Expertin Dr. Priya Sampathkumar von der Mayo Clinic.

Übermäßiges Vertrauen auf COVID-19-Tests bei Entscheidungen im klinischen und öffentlichen Gesundheitswesen birgt laut Aussage der Forschenden einige Risiken. Vor allem können die sogenannten RT-PCR-Tests (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) zu einem falschen Sicherheitsgefühl führen, das gegebenenfalls die Abwägung von Maßnahmen und die Einschätzung des Infektionsgeschehens negativ beeinflusst, berichten die Forschenden in dem Fachmagazin „Mayo Clinic Proceedings“.

Positive Tests am nützlichsten?

Die Sensitivität des RT-PCR-Tests (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) und die allgemeinen Leistungsmerkmale des Tests sind in der medizinischen Literatur nicht klar und einheitlich beschrieben, so die Kritik in dem Fachbeitrag. Daher sind die „RT-PCR-Tests am nützlichsten, wenn sie positiv sind“, betont Dr. Sampathkumar. Doch seien sie weniger nützlich, um COVID-19 auszuschließen. Ein negativer Test bedeute oft nicht, dass die Person nicht an der Krankheit leidet.

Test mit einer Restunsicherheit

Denn selbst bei einer Testsensitivität von bis zu 90 Prozent sei das Ausmaß des Risikos falscher Testergebnisse beträchtlich und bei steigender Zahl der getesteten Personen wird sich auch die Zahl falscher Testergebnisse entsprechend erhöhen.

Am Beispiel von Kalifornien rechnet die Expertin vor, dass bei einer angenommenen Infektionsrate von 50 Prozent der Bevölkerung bei 40 Millionen Menschen, 20 Millionen infiziert würden. Wenn bei zehn Prozent von ihnen der Test fälschlicherweise negative ausfiele, wären das zwei Millionen unerkannt Infizierte. Selbst bei 99-prozentiger Testgenauigkeit blieben 20.000 falsch-negative Ergebnisse.

Drohende Auswirkungen beim Gesundheitspersonal

In dem Fachbeitrag werden auch die möglichen Auswirkungen auf das Gesundheitspersonal in den USA dargelegt. „Wenn die COVID-19-Infektionsrate unter den mehr als vier Millionen Menschen, die in den USA direkte Patientenversorgung leisten, zehn Prozent betragen würde – weit unter den meisten Vorhersagen – wären mehr als 40.000 falsch-negative Ergebnisse zu erwarten, wenn alle getestet würden“, warnen die Forschenden.

Gefahr der Weiterverbreitung

Dies stellt ein Risiko für das Gesundheitssystem in dieser ohnehin kritischen Zeit dar, weil in den USA „die Richtlinien der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) für asymptomatische Beschäftigte des Gesundheitswesens mit negativen Testergebnissen dazu führen, dass sie sofort wieder in die klinische Routineversorgung zurückkehren, wodurch die Gefahr der Verbreitung von Erkrankungen besteht“, so Studienerstautor Dr. Colin West.

„Für Personen mit wirklich niedrigem Risiko können negative Testergebnisse ausreichend beruhigend sein“, sagt Dr. West. Doch bei Personen mit höherem Risiko, selbst bei Personen ohne Symptome, erfordere „das Risiko falsch-negativer Testergebnisse zusätzliche Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung der Krankheit, wie zum Beispiel eine erweiterte Selbstisolierung.“

Verschiedene Kriterien sollten beachtet werden

An der Mayo Clink ist der RT-PCR-Test nur „einer von vielen Faktoren, die wir bei der Entscheidung berücksichtigen, ob der Patient die Kriterien für COVID-19 erfüllt“, betont Dr. Sampathkumar. Fällt der Test negativ aus, aber die Ergebnisse der Röntgen- oder CT-Untersuchung des Brustkorbs sind anormal oder es gab engen Kontakt mit einer erkrankten Person, laute „die Empfehlung, den Patienten weiterhin so zu versorgen, als ob er COVID-19 hätte.“

Risiko durch falsche Testergebnisse minimieren

Um Risiken durch falsch-negative Testergebnisse zu vermeiden, werden in dem Beitrag der Mayo Clinic vier grundsätzlich Punkte angeführt:

  • Weiterhin strikte Einhaltung von körperlicher Distanzierung, Händewaschen, Flächendesinfektion und anderen präventiven Maßnahmen, unabhängig von Risikograd, Symptomen oder COVID-19-Testergebnissen.
  • Die Entwicklung hochempfindlicher Tests oder Testkombinationen, um das Risiko falsch-negativer Ergebnisse zu minimieren. Verbesserte RT-PCR-Tests und Tests auf Antikörper sind erforderlich.
  • Das Erkrankungsrisiko muss vor dem Test sorgfältig abgeschätzt werden, und negative Testergebnisse sollten mit Vorsicht bewertet werden, insbesondere bei Menschen aus Risikogruppen und aus Gebieten, in denen weit verbreitete COVID-19-Infektionen bestätigt wurden.
  • Es werden risikostratifizierte Protokolle für den Umgang mit negativen COVID-19-Testergebnissen benötigt (Erfassung des Erkrankungsrisikos trotz negativem Test), die sich weiterentwickeln müssen, sobald mehr Statistiken verfügbar sind.

Zudem müssen die Empfehlungen für den Umgang mit asymptomatischen Patientinnen und Patienten sowie für exponiertes Personal im Gesundheitswesen weiter verfeinert werden, resümiert Dr. Sampathkumar. (fp)

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