COVID-19 erhöht Risiko für akutes Nierenversagen
Das Coronavirus kann laut einer Hamburger Studie auch die Nieren von Patienten befallen und das Sterblichkeitsrisiko deutlich erhöhen. Mediziner des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) untersuchten die Nieren von 63 an COVID-19 verstorbenen, meist älteren Patienten, wie die Klinik am heutigen Dienstag mitteilte.
Dass SARS-CoV-2 „an die Nieren gehen“ kann, darauf machte die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) schon im Mai 2020 aufmerksam: „Viele Patienten weisen bereits zu Beginn einer COVID-19-Erkrankung Urinauffälligkeiten auf, bei schweren Verläufen entwickelt sich oft ein akutes Nierenversagen“, hieß es damals. Hintergrund war schon damals eine in Hamburg am UKE durchgeführte Obduktionsstudie. „Insgesamt wurden Proben aus verschiedenen Organgeweben von 27 obduzierten, an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten im Hinblick auf die Viruslast analysiert.“ Anhand der Proben von sieben Patienten sei außerdem untersucht worden, welche Nierenkompartimente besonders in Mitleidenschaft gezogen werden: „es zeigte sich, dass die Nierenkanälchen (Tubuli) und besonders auch Zellen der Nierenkörperchen (Glomeruli) eine hohe Viruslast aufwiesen.“ Diese Beobachtungen passten zu klinischen Beobachtungen, wonach viele Patienten schon früh im Verlauf von COVID-19 Auffälligkeiten im Urin hätten. Ein Nierenversagen stelle nach der Lunge das zweithäufigste Organversagen dar, hieß es. Zur Diskussion stand auch, ob Nierenparameter sogar prognostisch für den Verlauf der neuartigen Viruserkrankung sein könnten. „Bei einer frühzeitigen Mitbeteiligung der Nieren, die sich mit einem einfachen Urintest feststellen lässt, müsse alles daran gesetzt werden, die Nieren der Betroffenen zu schützen“, hieß es.
Virus hat sich in Nierenzellen 1000-fach vervielfältigt
Nun hat das UKE am 18. August 2020 abermals auf eine Publikation im Fachmagazin „The Lancet“ aufmerksam gemacht. Erneut heißt es, dass das Coronavirus auch die Nieren von Patienten befallen und das Sterblichkeitsrisiko deutlich erhöhen kann, das berichtet auch die dpa: Mediziner des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) untersuchten die Nieren von 63 an COVID-19 verstorbenen, meist älteren Patienten, wie die Klinik am heutigen Dienstag mitteilte. Bei 60 Prozent von ihnen fanden die Forscher das SARS-CoV-2-Virus in dem Organ. Das Team konnte auch zeigen, dass der Nachweis von Coronaviren in den Nieren mit einem erhöhten Risiko für ein akutes Nierenversagen einherging. Bei Patienten, die vor ihrem Tod ein akutes Nierenversagen erlitten hatten, war die Niere in 72 Prozent der Fälle befallen, bei den übrigen zu 43 Prozent. „Dies ist ein Erklärungsansatz für das häufige Nierenversagen bei einer COVID-19-Infektion, das zu den wesentlichen Sterblichkeitsfaktoren zählt“, sagte Studienleiter und Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik am UKE, Tobias Huber.
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Dem Forscherteam gelang zudem, den Erreger aus der Niere eines Verstorbenen zu isolieren. Innerhalb von 48 Stunden habe sich das Virus in Nierenzellen 1000-fach vervielfältigt. „Unsere Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass sich der SARS-CoV-2-Erreger auch in anderen Organen als der Lunge aktiv vermehren kann“, erklärte der Co-Studienleiter und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Martin Aepfelbacher.
Bereits zuvor war bekannt, dass das Coronavirus neben der Lunge auch andere Organe befallen kann, beispielsweise das Herz. Die Forscher regten an, bei der Behandlung von Corona-Patienten frühzeitig auf Organbeteiligungen zu achten. „Im Fall der Niere ist dies durch Urintests möglich“, sagte Huber.
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