Coronavirus breitet sich immer weiter aus – das macht ihn so tückisch

Aufgrund einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus sind inzwischen in China schon 17 Menschen gestorben. Offenbar breitet sich das Virus 2019-nCoV schneller aus als bisher angenommen. Auch in den USA gibt es nun den ersten Fall. FOCUS Online beantwortet die wichtigsten Fragen zu der neuen Lungenkrankheit.

  • Neuartiger Coronavirus breitet sich immer weiter aus
  • 17 Menschen sind in China bereits gestorben
  • Symptome: Fieber, Husten und Atemnot
  • WHO entscheidet, ob internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird

Update: Wegen des Coronavirus hat die chinesische Metropole Wuhan die Einwohner dazu aufgerufen, die Stadt nicht zu verlassen. Das berichten internationale Medien übereinstimmend. Flughäfen und Bahnhöfe werden vorerst geschlossen. Wann das Reiseverbot aufgehoben wird, ist noch völlig offen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat unterdessen, trotz rasanter Zunahme von Infektionen, vorerst keine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Ein Expertenrat, der die WHO berät, sah dafür am Mittwoch keinen Anlass, wollte aber am Donnerstag weiter tagen.

Das Coronavirus breitet sich in China überraschend schnell aus: Bis Donnerstag wurde das Virus bei 571 Menschen nachgewiesen, wie die chinesische Gesundheitsbehörde berichtete. Darunter sind demnach 95 schwere Fälle, die alle in der Provinz Hubei mit der besonders schwer betroffenen Metropole Wuhan liegen. Dort war die Krankheit Ende Dezember zum ersten Mal auf einem Fisch- und Geflügelmarkt aufgetreten. Bis Mittwoch starben bereits 17 Menschen. Die klinisch bestätigten Fälle sollen aber in der Mehrzahl mild verlaufen.

Erster Coronavirus-Fall in den USA

Auch auf amerikanischem Boden wurde nun der erste Fall nachgewiesen. Das Virus wurde nahe der Großstadt Seattle im nordwestlichen Bundesstaat Washington bei einem aus China eingereisten Mann diagnostiziert, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteile. Der Mann, der in den USA lebt und nach Wuhan gereist war, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus eingeliefert. Die USA weiten nun ihre Kontrollen an Flughäfen aus.

Das Londoner Zentrum für die Analyse globaler Viruserkrankungen schätzt, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten schon jetzt deutlich höher liegt als von Peking angegeben: Es teilte am Freitag mit, dass es von mehr als 1700 Infizierten ausgehe.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Krisentreffen für Mittwoch einberufen. Die Experten wollen darüber beraten, ob ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen wird.

Wie überträgt sich das Virus 2019-nCoV?

Experten der WHO und in China gehen mittlerweile davon aus, dass das Virus sich nicht nur von Tier zu Mensch, sondern auch von Mensch zu Mensch überträgt. Bisher gebe es aber keinen Hinweis auf Ansteckung über die Atemwege.

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Was ist das neuartige Coronavirus und was sind die Symptome?

Das rätselhafte Virus löst Lungenentzündungen aus. Es gehört zur Familie der Coronaviren, einer Virengruppe, die Erkältungsbeschwerden bis hin zu Krankheiten mit schwerwiegenderem Verlauf wie Mers oder Sars auslöst. An der Sars-Epidemie waren in den Jahren 2002 und 2003 knapp 350 Menschen in Festlandchina sowie knapp 300 weitere in Hongkong gestorben.

Das neue Coronavirus, 2019-nCoV, wurde vor Ende vergangenen Jahres nicht beim Menschen diagnostiziert.

Symptome sind unter anderem:

  • Fieber,
  • Husten und
  • Atemnot.

Es wird vermutet, dass die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit bis zu 14 Tagen betragen kann.

Offenbar verlaufen die bestätigten Krankheitsfälle allerdings deutlich milder als beim Sars-Coronavirus. Hauptsächlich sind ältere Bevölkerungsgruppen betroffen. Menschen, die infolge der Viruserkrankung starben, waren bereits zuvor chronisch krank.

31.12.2019: Meldung der Wuhan Municipal Health Commission, China: Pneumonie-Fälle unbekannten Ursprungs in Wuhan. Die Vorfälle werden zunächst mit dem Fischmarkt in Verbindung gebracht.

01.01.2020:  Der Fischmarkt wird zur Reinigung und Desinfektion geschlossen.

05.01.2020: Die Zahl der berichteten Fälle steigt auf 59.

09.01.2020: Bericht CDC China: 19 der 59 Fälle lassen sich auf neuartiges Coronavirus mit Verwandtschaft zum SARS-Coronavirus zurückzuführen (Neues Coronavirus: 2019-nCoV). Das Virusgenom wird sequenziert und veröffentlicht.

16.01.2020: 44 bestätigte Fälle: Wuhan City (41), Thailand (2), Japan (1); davon 2 Todesfälle (61 und 69 Jahre, schwere Vorerkrankungen). Alle ausländischen Fälle gehen auf Wuhan-Reisende zurück. Es wird ein erster Diagnosetest für 2019-nCoV entwickelt. Die WHO publiziert ein Testprotokoll.

Wo ist das Virus bisher aufgetaucht?

Bisher haben sich vor allem Menschen in Wuhan mit 2019-nCoV infiziert, unter anderem auch mindestens 15 Krankenhausangestellte. Doch die Ausbreitung ist längst nicht mehr auf die Metropole begrenzt. In Peking wurde es bei fünf Patienten und in Shanghai bei einem Patienten nachgewiesen, die südchinesische Provinz Guangdong meldete 15 Fälle.

In Südkorea wurde das neuartige Coronavirus ebenfalls erstmals diagnostiziert. Betroffen ist eine 35-jährige Chinesin, die sich zuvor in Wuhan aufgehalten hat. Vereinzelte Infektionen waren zuvor bereits aus Thailand und Japan gemeldet worden. Nun ist auch ein Fall in den USA bekannt.

Besteht Gefahr, sich in Deutschland zu infizieren?

Für Deutschland besteht nach Einschätzung der Bundesregierung derzeit keine akute Gefahr. Das Bundesgesundheitsministerium verwies auf eine Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach das Risiko für Deutschland "sehr gering" sei. Der Ausbruch der Krankheit sei aber "Grund für besondere Beobachtungen und Analysen".

Auch nach Bekanntwerden der Mensch-zu-Mensch-Übertragungsmöglichkeit gehen die Experten vom RKI von einem „geringen Risiko“ aus. „Das Virus ist offenbar nicht leicht übertragbar“, erklärte RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher auf Nachfrage von FOCUS Online, sondern nur, wenn es engen Kontakt mit Betroffenen gebe. Wäre das Virus leicht übertragbar, würde er sich schneller ausbreiten und "wir würden mehr Fälle beobachten", sagt Glasmacher.  

Für Gesundheitseinrichtungen in Deutschland hat das RKI dennoch vorsorglich Empfehlungen verfasst. Darin wird erklärt, was im Verdachtsfall zu tun ist.

Wann sollte man sich auf Coronaviren testen lassen?

Wer Kontakt zu einem Menschen hatte, der wahrscheinlich oder bestätigt mit dem Coronavirus infiziert war und zudem Atemwegsprobleme wie Atemnot, Husten und Halsschmerzen zeigt, sollte einen Arzt um Rat fragen. Ebenso sollte sich auf den Virus testen lassen, wer unter einer Lungenentzündung leidet und sich zusätzlich bis maximal 14 Tage vor Erkrankungsbeginn in China insbesondere in Wuhan aufgehalten hat.

 

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Lungenkrankheit weitet sich aus: Gibt es Reisehinweise und Kontrollen?

Das Auswärtige Amt erklärte in seinen Reisehinweisen für China, das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als "moderat eingeschätzt". Es rief Reisende dazu auf, den Kontakt mit kranken Menschen und Tieren zu vermeiden, keine Märkte mit Tierprodukten aufzusuchen und "auf eine adäquate Handhygiene" zu achten. Bei Fieber und Anzeichen einer Atemwegsinfektion solle sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Asiatische Nachbarn und mehrere Flughäfen in anderen Ländern weltweit haben wegen der neuen Lungenkrankheit inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt.

Urlauber aus Deutschland reagieren nach Angaben von Reiseveranstaltern bislang gelassen auf die Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit in China. Die Großen der Branche, Tui und DER Touristik, stellen nach eigenen Angaben vom Mittwoch derzeit keine größere Verunsicherung fest. "Die Veranstalter halten engen Kontakt zum Auswärtigen Amt und beobachten die Entwicklung aufmerksam", ergänzte eine Sprecherin des Branchenverbandes DRV.

Auch die Lufthansa spürt nach Angaben eines Sprechers bislang keine Zurückhaltung der Kunden bei den Buchungen. Man könne jederzeit fertig geplante Notfallmaßnahmen starten, sagte der Sprecher.

Der Flughafen in Frankfurt am Main sieht sich gut gerüstet gegen das neuartige Corona-Virus aus China. "Wir stehen in einer engen Abstimmung mit den Behörden und tauschen uns mit anderen Flughäfen aus", sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport. Aktuell gebe es aber "keine Notwendigkeit, weitere Maßnahmen zu ergreifen".

Der Flughafen orientiere sich an den Reise- und Sicherheitshinweisen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Auswärtigen Amts. Durch vergangene Epidemien sei er sehr gut vorbereitet, sagte die Sprecherin. Sollte es zu einer weiteren Ausbreitung der Lungenkrankheit kommen, würden die Rettungsdienste geschult, um Symptome erkennen zu können. Von Frankfurt aus gibt es keine Direktflüge in die chinesische Metropole Wuhan.

Was passiert, wenn die WHO den Gesundheitsnotstand ausruft?

Ruft die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen, das Einrichten von spezialisierten Behandlungszentren oder mögliche Impfungen medizinischer Fachkräfte gehören.

Surftipp: Neuartige Lungenerkrankung – Coronavirus breitet sich weiter aus – vierter Todesfall in China bestätigt

mit Agenturmaterial


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