Corona-Mutationen verändern den Verlauf der Pandemie – Heilpraxis

Impfstoffe werden nicht ausreichen – warnt die Forschung

Ein Team von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern veröffentlichte einen Appell, in dem betont wird, dass die derzeitigen Maßnahmen wie Hygieneregeln und Impfungen nicht ausreichen werden, um die Corona-Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Grund seien die Corona-Mutationen, die sich immer drastischer durchsetzen und den Verlauf der Pandemie ändern.

„Wir brauchen eine globale maximale Unterdrückung“, fordern internationale Forschende der Lancet COVID-19 Commission Taskforce on Public Health. Derzeit beruhe die größte Hoffnung der Menschheit auf den Impfstoffen, um die vorherrschende Corona-Pandemie zu bezwingen. Die neuen besorgniserregenden Corona-Varianten, die sich im stärker durchsetzen, haben den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge jedoch das Potenzial, den Plan ins Wanken zu bringen.

Aktuelle Maßnahmen garantieren keinen Sieg

„Die Pandemie hat sich verändert, und eine erfolgreiche globale Einführung der aktuellen Impfstoffe allein ist keine Garantie mehr für den Sieg“, warnen Forschende der kanadischen MCMaster University zusammen mit weiteren internationalen Institutionen. Demnach befinden wir uns derzeit in einem Wettlauf gegen die Zeit, in dem die Übertragungsrate mit den neuen Varianten gering gehalten werden müsse. Die größte Gefahr sei, dass sich eine Variante bildet, die die Immunität, die durch eine überwundene Erkrankung oder durch Impfung erworben wurde, überwinden kann.

Hinzu komme, dass viele Länder gar nicht in der Lage sind, neu auftretende Varianten gezielt zu erkennen und zu verfolgen. Im schlimmsten Fall bedeute dies, dass die Situation noch ernster ist, als sie derzeit erscheint.

Neue Varianten erfordern neue Maßnahmen

Die Forschenden fordern die Einführung weiterer Maßnahmen als Reaktion auf die neuen Varianten, mit dem Ziel, die Ausbreitung der Mutationen zu verringern und so gleichzeitig das Risiko für die Entstehung neuer Mutationen zu senken. Gleichzeitig müsse das Impfprogramm in allen Ländern auf gerechte Art und Weise beschleunigt werden.

Diese Varianten bestimmen das Infektionsgeschehen

Genetische Mutationen sind bei Viren normal und treten häufig auf. Der Großteil solcher Mutationen setzt sich nicht durch. Da SARS-CoV-2 weltweit grassiert, ist die Gefahr für das Auftreten gefährlicher Mutationen jedoch erhöht. Drei neue Varianten wurden bereits als besorgniserregend eingestuft und gewinnen zunehmend die Oberhand. Dabei handelt es sich um die Varianten:

  • B.1.351, die erstmals im Dezember 2020 in Südafrika gemeldet wurde,
  • B.1.1.7, die erstmals im Dezember 2020 in England entdeckt wurde,
  • P.1, die erstmals im Januar 2021 in Japan unter Reisenden aus Brasilien identifiziert wurde.

Hohe Impfquoten allein bieten keinen universellen Schutz

Selbst wenn ein Land hohe Impfraten aufweist, seien die Einwohnerinnen und Einwohner nicht vor dem Coronavirus SARS-CoV-2 geschützt, solange sich Varianten in anderen Ländern frei ausbreiten. Sobald eine Variante entsteht, die den Impfschutz oder die Immunität überwinden kann, seien aufgrund der hohen internationalen Mobilität auch Länder mit hohen Impfquoten wieder verletzlich.

B.1.351 grassiert bereits in 48 Ländern

Die Erfahrungen aus Südafrika legen laut der Arbeitsgruppe nahe, dass eine frühere Infektion mit SARS-CoV-2 nur einen teilweisen Schutz gegen die B.1.351-Variante bietet. Diese ist um rund 50 Prozent ansteckender als das ursprüngliche Virus. B.1.351 wurde bereits in 48 Ländern nachgewiesen (Stand März 2021).

Impfstoff-Wirkung auf Corona-Varianten unklar

Die Auswirkungen der neuen Varianten auf die Wirksamkeit von Impfstoffen sind noch unklar. Erste Erkenntnisse aus der Praxis in Großbritannien deuten darauf hin, dass sowohl die Impfstoffe von Pfizer als auch von AstraZeneca einen signifikanten Schutz vor schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten durch die Variante B.1.1.7 bieten.

Auf der anderen Seite scheint die B.1.351-Variante die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs gegen leichte bis mittelschwere Erkrankungen zu verringern. Es gibt zur Zeit noch keine eindeutigen Hinweise darauf, ob sie auch die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen reduziert.

Konzept „maximalen Unterdrückung“

Aus diesen Gründen unterstreichen die Forschenden die Wichtigkeit, die Übertragung in der Gemeinschaft zu reduzieren. Keine einzelne Maßnahme reiche aus, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Es seien strengere Maßnahmen in Verbindung mit verbesserten Überwachungs- und Impfprogrammen erforderlich, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.

Die Arbeitsgruppe stellt zu diesem Zweck das Konzept „maximale Unterdrückung“ vor. Neben dem Tragen von Gesichtsmasken, der körperlichen Distanzierung sowie Belüftungskonzepten für Innenräume seien weitere Maßnahmen erforderlich. Wie beispielsweise:

  • ein globales Überwachungsprogramme zur Identifizierung und Charakterisierung neu auftretender Varianten in möglichst vielen Ländern der Welt,
  • schnelle groß angelegte Impfstoffprogramme,
  • erhöhte Produktionskapazitäten für Impfstoffe,
  • eine gerechte globale Verteilung der Impfstoffe,
  • Studien zur Wirksamkeit von Impfstoffen gegen bedenkliche Varianten,
  • Anpassungen von Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit,
  • bessere Aufdeckung von Krankheitsfällen, zum Beispiel durch regelmäßige Testung in Schulen und am Arbeitsplatz,
  • effizientere Distanzierungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Home-Office-Pflicht.

Halbgare Maßnahmen ziehen die Pandemie in die Länge

„Die COVID-19-Varianten haben das Infektionsgeschehen verändert“, resümiert die Lancet COVID-19 Commission Taskforce on Public Health. „Wir müssen dies erkennen und darauf reagieren, wenn wir als globale Gesellschaft zukünftige Infektionswellen, noch mehr Abriegelungen und Einschränkungen sowie vermeidbare Krankheiten und Todesfälle vermeiden wollen.“ (vb)

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