Corona-Krise: Kürzung der Sommerferien vorgeschlagen – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Gremium schlägt verkürzte Sommerferien vor

Beginnend ab 4.Mai soll der Schulbetrieb wieder schrittweise aufgenommen werden, entschied kürzlich die Bundesregierung. Da zunächst nur bestimmte Unterrichtsstufen wieder zugelassen werden, könnte dies für einige Schülerinnen und Schüler bedeuten, dass sie erst wieder nach den Sommerferien in die Schule zurückkehren. Der wissenschaftliche Beirat für Familienangelegenheiten sprach sich nun dafür aus, die Sommerferien aus diesem Grund zu verkürzen.

Ab dem 4. Mai können vorrangig die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen und die Jahrgänge wieder in die Schule gehen, die im nächsten Schuljahr ihre Prüfungen ablegen. Das gilt auch für die letzte Klasse der Grundschule, da sie einen Schulwechsel vor sich haben – so die Entscheidung der Bundesregierung. Alle anderen Kinder müssen bis auf weiteres zu Hause bleiben.

Einige Schulkinder könnten große Lerndefizite entwickeln

Schlimmstenfalls könnte dies bedeuten, dass einige Schulkinder erst nach den Sommerferien im August in die Schule zurückkehren. Das wären dann rund fünf Monate ohne Schule – zu lang, meinen Expertinnen und Experten des wissenschaftlichen Beirats. Nicht alle Kinder könnten diese lange Zeit ohne Lerndefizite überstehen.

Professorin Dr. Birgit Leyendecker, die an der Ruhr-Universität Bochum die Arbeitsgruppe Familienforschung leitet, regte nun mit dem Beirat dazu an, die diesjährigen Sommerferien zu kürzen, um den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, entstandene Lerndefizite aufzuholen.

Soziale Ungerechtigkeiten werden durch die Pandemie verstärkt

„Die Pandemie verstärkt sehr wahrscheinlich bestehende soziale Ungleichheiten in Deutschland und belastet Familien höchst unterschiedlich“, erläutert Leyendecker. Kinder und Jugendliche bräuchten in diesem Sommer vielfältige Angebote, damit sie gut in das neue Schuljahr starten können. Dies sei nicht nur ein notwendiger Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, sondern auch zur Familiengerechtigkeit, unterstreicht die Professorin.

Zukunftschancen für sozial Benachteiligte verbessern

Leyendecker macht darauf aufmerksam, dass die Corona-Krise bereits jetzt das Potenzial hat, sozial bedingte Unterschiede weiter zu verschärfen und die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen ungleich zu schwächen. Der wissenschaftliche Beirat für Familienangelegenheiten erwartet eine Verschärfung des Bildungsscheren-Effekts nach dem Ende der „Corona-Ferien“.

Kinder werden zu Hause unterschiedlich stark gefördert

Während die Kinder mancher Eltern vergleichsweise stark gefördert werden und so ihren Wissensstand halten oder sogar noch ausbauen können, benötigen Kinder aus ressourcenschwachen Haushalten viel Zeit, um das vorher Gelernte wieder zu aktivieren. Dieser Effekt ist dem Beirat zufolge schon von den normalen Sommerferien bekannt.

„Normalerweise reduzieren sich diese Unterschiede im Laufe des Schuljahres“, erklärt Leyendecker. Die Corona-Zwangspause könnten diesen Effekt aber verstärken. „Wir brauchen im Sommer und bis in den Herbst hinein ein breit angelegtes Bildungs- und Begleitungsangebot von guter Qualität und dafür eine breit angelegte gesellschaftliche Solidarität“, fordert die Expertin.

Muss die Erholung dieses Jahr sechs Wochen dauern?

Ferien sind wichtig, damit Kinder und Jugendliche Zeit mit ihrer Familie, für Erholung und für selbstbestimmte Aktivitäten nutzen können. Nach Meinung des Beirats sind dieses Jahr aber sechs Wochen zu viel des Guten. Zudem seien auch Eltern dieses Jahr eingeschränkter als sonst. Viele haben bereits ihre Urlaubstage verwendet, um die Zeit des Lockdowns zu überbrücken.

Lehrerverband ist nicht überzeugt von dem Vorschlag

Der Deutsche Lehrerverband hält den Vorschlag zur Kürzung der Sommerferien für zu früh. „Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt eine Diskussion um die Verkürzung von Sommerferien zu führen, geht eigentlich fehl”, sagte Lehrerverband-Präsident Heinz-Peter Meidinger gegenüber dem Deutschlandfunk. Man müsse stattdessen auf ein gutes Gesamtkonzept setzen, um den Lernstoff zu vermitteln.

Er betont, dass es derzeit nicht möglich sei, genügend Klassenräume und Lehrkräfte aufzubringen, um die Hygienemaßnahmen einzuhalten. Um ein verstärktes Lernen zu Hause komme man im Moment nicht herum. (vb)

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