AvP-Chef Mathias Wettstein in Untersuchungshaft

Das private Abrechnungszentrum AvP befindet sich in einer ernsthaften Krise: Seit mehr als einer Woche warten die meisten der rund 3.500 angeschlossenen Apotheken auf die Auszahlung ihrer Augustumsätze. Die Bankenaufsicht BaFin hat mittlerweile einen Sonderbeauftragten in das Unternehmen geschickt – er hat nun einen Insolvenzantrag gestellt. AvP-Chef Mathias Wettstein soll sich inzwischen in Untersuchungshaft befinden.

AvP-Kunden warten bislang vergeblich auf die Auszahlung ihrer August-Umsätze.  Es soll um einen mittleren, dreistelligen Millionenbetrag gehen, der aussteht. Einige Apotheken könnten in eine existenzbedrohende Notlage rutschen. Von „Auszahlungsverzögerung durch Serverumzug“ war noch vergangene Woche die Rede. Inzwischen muss den rund 3.500 Apotheken, die an das private Abrechnungszentrum AvP angeschlossen sind, klar sein: Es muss bei AvP wesentlich drastischere Gründe für das Versiegen der Geldflüsse geben. Die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin hat bereits am 14. September einen Sonderbeauftragten in das Unternehmen geschickt, der die Vorgänge überprüft. Einzelheiten nannte ein BaFin-Sprecher auf Anfrage von DAZ.online aufgrund der Verschwiegenheitspflicht nicht. Allerdings ist heute auf der Webseite der BaFin zu lesen, dass der Sonderbeauftragte am 15. September 2020 einen Insolvenzantrag beim Insolvenzgericht am Amtsgericht Düsseldorf für die AvP Deutschland GmbH gestellt hat. Laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) hat auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft eine Anfrage zu AvP an die BaFin gestellt. Gestern hieß es noch, dass ein Ermittlungsverfahren nicht eingeleitet worden sei.

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Ernsthafte Turbulenzen bei AvP

AvP-Chef Mathias Wettstein hatte sich seit letzter Woche immer wieder über das Branchenportal „Apotheke adhoc“ an die Öffentlichkeit gewandt. AvP selbst bleibt für Kunden und Pressevertreter nach wie vor nicht erreichbar. Dem Vernehmen nach soll sich Wettstein inzwischen in Untersuchungshaft befinden. Laura Hollmann, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, konnte diese Informationen bisher nicht bestätigen. 

Mathias Wettstein ist bereits wegen eines Steuervergehens vorbelastet. Er selbst darf keine BaFin-Lizenz führen und musste die Geldgeschäfte in seinem Unternehmen bis zuletzt Geschäftsführern überlassen. Ein Blick in das Handelsregister offenbart die Firmenstruktur von AvP: Mathias Wettstein ist Chef der AG und nicht der GmbH, die in der Unternehmensdatenbank der Bankenaufsicht BaFin als Finanzdienstleistungsinstitut geführt wird. Konkret heißt das: Die Apotheken sind auf die Zahlungen aus der GmbH und nicht der AG angewiesen.

Den betroffenen Apotheken droht nun im schlimmsten Fall Zahlungsunfähigkeit. Die Apobank stellt allerdings Unterstützung in Aussicht. Eine Sprecherin der Bank erklärte auf Anfrage von DAZ.online: „Wir sind uns der Herausforderung bewusst, wenn es bei Apotheken zu zeitlichen Verzögerungen bei Zahlungsflüssen kommt. Wir sind als Standesbank für unsere Kunden da, wenn sie betroffen sind und sie Unterstützung benötigen. Vorstellbar sind Kreditlinien oder Überbrückungskredite.“

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