Aus Angst vor dem Virus: Junge Brasilianerin seit 256 Tagen in Isolation

Sie ist erst 32 Jahre alt, hat keine Vorerkrankungen und dennoch traut sich Barbie Furtado seit fast einem Jahr nicht mehr vor die Tür. Zu groß ist ihre Angst sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Die junge Frau ist nicht die Einzige, die sich in scheinbar nicht endender Isolation befindet.

Manchmal fragt Barbie Furtado sich, ob sie verrückt geworden ist, erzählt sie gegenüber der „Washington Post“. Die Infektionszahlen des Corona-Virus seien schließlich zurückgegangen und um sie herum würden Millionen andere Menschen einfach ihr Leben weiterleben. Doch dann denkt die 32-Jährige an ihre Großmutter, die mit dem Virus im Krankenhaus liegt und fragt sich frustriert, warum anscheinend niemand sonst die Pandemie so ernst nimmt wie sie. Um ihre 55-jährige Mutter und ihren jüngeren Bruder zu schützen, bleibt Furtado schließlich wieder zu Hause – zum 256. Tag in Folge.

Seit dem 18. März 2020 ist Furtado zuhause

Seit dem 18. März 2020 soll die Brasilianerin ihr Haus nicht mehr verlassen haben. „Ich bin nicht bereit rauszugehen. Es ist immer noch da draußen“, so Furtado. Sie plane solange in der Isolation zu bleiben, bis das Virus besiegt wurde. Andere Brasilianer teilen ihre Sorgen: Filippe Vasconcellos arbeitet von zuhause und fragt sich jeden Tag, ob es das Risiko wert sei, sich selbst, seinen Partner und den Pförtner anzustecken. Jeden Tag komme er zur gleichen Antwort. Seit Ausbruch der Pandemie in Brasilien lebt er nun fast in ständiger Isolation. „Es ist einfach passiert. Es ist verrückt. Es ist wirklich verrückt“, so der 32-Jährige.

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Im letzten Monat habe er jedoch einen wichtigen Termin wahrnehmen müssen. Auf dem Heimweg sei er an einem Supermarkt vorbeigekommen und kurz hineingehuscht, um ein paar Lebensmittel zu holen. Das Einkaufen habe sich für den Brasilianer „schockierend normal“ angefühlt, ihm aber auch gleichzeitig das Gefühl gegeben, dass er eine Welt betrat, die nicht mehr seine eigene ist.

Ein Prozent der Bevölkerung in ständiger Isolation

Dank einer extrem entwickelten Lieferkultur konnte sich ein kleiner Teil der brasilianischen Bevölkerung während der Pandemie extrem isolieren. Nicht nur Lebensmittel oder Medikamente kann man sich in Brasilien liefern lassen, sondern sogar Corona-Tests kann man von zuhause aus machen.

Laut Angaben der „Washington Post“, die sich auf Umfragen beruft, sollen acht Prozent der Brasilianer im August, sechs Monate nach dem Ausbruch im Land, ihr Haus nicht verlassen haben. Im Oktober, zwischen der ersten und der zweiten Virus-Welle, seien es immer hin noch rund ein Prozent gewesen sein, die sich in ständiger Isolation befanden.

Sorge auch bei den Lieferanten

Edgar Silva ist einer der vielen Lieferanten des Landes. Tag für Tag fährt er durch die Straßen von São Paulo, um Menschen wie Barbie Furtado oder Filippe Vasconcellos Essen zu bringen. „Sie sehen dich an, als wärst du radioaktiv“, beschreibt er die Begegnungen mit seinen Kunden. Zwar verstehe er ihre Sorgen, denn er lebt mit seiner älteren Mutter, seinem diabetischen Stiefvater und seiner übergewichtigen Frau in einem Haushalt. Er könnte sich es nie verzeihen, wenn er sie ansteckt, aber alle seien auf sein Gehalt angewiesen.

Einerseits wünsche er sich manchmal, wie seine wohlhabenden Kunden zuhause und in Sicherheit bleiben zu können. Aber anderseits denke er sich auch: „Können Sie sich vorstellen jeden Tag alleine in ihrem Haus zu bleiben?“.

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