Apothekenstreik: Weshalb keine bundesweite Aktion?

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kündigte den Apothekenstreik zwar gestern an, doch tatsächlich schließen am heutigen Nachmittag die Apotheken in nur vier Bundesländern ihre Türen. Warum halten sich andere Verbände bei dieser Protestaktion zurück?

In den Bundesländern Saarland, Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg bleiben die Türen der meisten Apotheken am heutigen Nachmittag geschlossen. Wie viele Betriebe sich tatsächlich an der Protestaktion beteiligen werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nur abgeschätzt werden. Mitunter gehen die Organisatoren in den Apothekervereinen und -verbänden von mehr als 90 Prozent aus. Als am Montag in der vergangenen Woche der Streikaufruf des Saarländischen Apothekervereins an die Mitglieder versendet und damit auch öffentlich bekannt wurde, solidarisierten sich in den Stunden und Tagen danach die drei weiteren Bundesländer.

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Doch dabei blieb es dann auch. Gelegenheit zum persönlichen Austausch und zur gegenseitigen Motivation zwischen den Vertreterinnen und Vertreter der Verbände hätte es aber ausreichend gegeben. Anfang letzter Woche fanden die Klausurtagung sowie die Jubiläumsveranstaltung des Deutschen Apothekerverbands statt, bei denen ein Großteil der Standesvertretung zugegen war. Immerhin findet auf Bundesebene eine interne und externe Kommunikation zur Protestaktion statt, wenn auch die Mobilisierung der Apotheken auf Landesebene ablaufen sollte. Die ABDA erwartet ein „einheitliches Vorgehen, bei dem Apotheken tatsächlich geschlossen werden“.  Wünschenswert hält es die Standesvertretung, dass nicht trotzdem ein „Dienst nach Vorschrift“ oder „Klappendienst“ versehen wird. Apothekenpersonal sollte vor der Offizin zur Ansprache der Bevölkerung bereitstehen. Den Apotheken wurden in den vier Streik-Bundesländern dafür zwei Plakate und 100 Handzettel zur Verfügung gestellt. Fünf Apotheken je Land sollen für Presseanfragen von bundesweiten Medien bereitstehen.

Overwiening will „mit vereinten Kräften  für diesen Politikwechsel kämpfen

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärte die Protestaktion folgendermaßen: „Die Apotheken leiden unter der aktuellen Krise genauso wie viele andere. In dieser Situation soll nun noch das Honorar gekürzt werden. Damit läuft das Fass über. Deshalb streiken die Kolleginnen und Kollegen in vier Bundesländern, stellvertretend für den Berufsstand.“

Das Apothekenhonorar sei vor zehn Jahren letztmalig angepasst worden und solle ab Januar 2023 um 120 Millionen pro Jahr gekürzt werden – trotz Inflation und steigender Kosten für Personal und Energie. „Die Apotheken brauchen Entlastung, keine weitere Belastung.“ Die Apothekerschaft sende daher ein klares Signal an Bundesregierung und Bundestag, dass auch über das aktuelle Spargesetz hinaus dringend ein Politikwechsel notwendig ist. Mit vereinten Kräften werde man für diesen Politikwechsel kämpfen.

Die Streikabsicht hatte bereits im Vorfeld zu einem gewissen Medienecho geführt. So schafften es die Apotheken beispielsweise in Schleswig-Holstein auf die vordersten Plätze in den Nachrichten des Lokalradios am heutigen Mittwoch.

Verbände: Bundesweite Streikaktion war und ist derzeit nicht geplant gewesen

Doch weshalb haben sich nicht bundesweit die Apothekerverbände und -vereine zusammengeschlossen? Weshalb müssen die Kolleginnen und Kollegen in nur vier Bundesländern stellvertretend für den Berufsstand protestieren, so wie es ABDA-Präsidentin Overwiening formulierte?

Die DAZ fragte in den großen und bevölkerungsreichen Regionen Nordrhein, Baden-Württemberg und Bayern nach. Aus dem Süden hört man die nahezu selbe Antwort: Eine bundesweite Streikaktion war und sei derzeit nicht geplant gewesen. Man hoffe auf entsprechende Resonanz seitens der Politik und der Öffentlichkeit. Je nach weiterer Entwicklung der gesetzgeberischen Maßnahmen werde man sich natürlich Aktionen vorbehalten. Der Bayerische Apothekerverband erklärt zudem, dass er begrüßt, dass die Kolleginnen und Kollegen der genannten Länder ein Signal aussenden, „zeigt es doch stellvertretend die grundsätzliche Bereitschaft der Apothekerinnen und Apotheker, Fehlentwicklungen der aktuellen Gesundheitspolitik anzuprangern“.

AVNR zufrieden mit „Licht aus“-Aktion

Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) hatte kurzfristig am gestrigen Dienstag eine „Licht aus“-Aktion ins Leben gerufen. Apotheken in der Region waren aufgerufen als Zeichen des Protestes heute um 11.55 Uhr bis etwa 13 Uhr ihre Ladenbeleuchtung auszuschalten oder zumindest herunter zu dimmen. „Dabei werden die Apotheken auch ihre Patienten und Kunden darüber informieren, dass auch sie Leidtragende der Sparmaßnahmen werden könnten, wenn noch mehr Apotheken schließen müssen und weniger Personal für Versorgung, Beratung und Betreuung zur Verfügung stehen“, kündigten der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis und der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein Armin Hoffmann im Vorfeld an.

Gegenüber der DAZ zeigt sich Preis heute sehr zufrieden mit der Aktion. In seiner eigenen Apotheke habe er dadurch mit vielen Menschen Gespräche über die anstehenden Herausforderungen für die Branche führen können. Manche Kundinnen und Kunden seien zunächst sogar von einem Stromausfall ausgegangen. Das habe die Dramatik und den Zusammenhang noch mehr verdeutlichen können, betont Thomas Preis. Denn in Zeiten immer teurer werdender Energieträger sei Licht und Wärme irgendwann keine Selbstverständlichkeit mehr.

Skeptisch ist Preis was den generellen Apothekenstreik mit Schließungen oder Klappendienst angeht. „Die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten.“ Gerade in städtischen Lagen hält der AVNR-Chef es für praktisch unmöglich, auf diese Weise über Stunden oder einen halben Tag hinweg die Bevölkerung adäquat versorgen zu können. „Wichtig ist doch, dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und ihnen unsere Sorgen erklären können. Das funktioniert am besten in der Apotheke selbst.“

Gegenüber der DAZ zeigt sich Preis heute sehr zufrieden mit der Aktion. In seiner eigenen Apotheke habe er dadurch mit vielen Menschen Gespräche über die anstehenden Herausforderungen für die Branche führen können. Manche Kundinnen und Kunden seien zunächst sogar von einem Stromausfall ausgegangen. Das habe die Dramatik und den Zusammenhang noch mehr verdeutlichen können, betont Thomas Preis. Denn in Zeiten immer teurer werdender Energieträger sei Licht und Wärme irgendwann keine Selbstverständlichkeit mehr.

Skeptisch ist Preis was den generellen Apothekenstreik mit Schließungen oder Klappendienst angeht. „Die Leidtragenden sind die Patientinnen und Patienten.“ Gerade in städtischen Lagen hält der AVNR-Chef es für praktisch unmöglich, auf diese Weise über Stunden oder einen halben Tag hinweg die Bevölkerung adäquat versorgen zu können. „Wichtig ist doch, dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und ihnen unsere Sorgen erklären können. Das funktioniert am besten in der Apotheke selbst.“

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