Psychologe erklärt: Darum neigen Menschen zu Hamsterkäufen

So ziemlich alle auf dem Markt verfügbaren Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel, jegliche Konserven sowie Nudeln und auch Toilettenpapier:

In Zeiten von Corona macht sich die Sorge der Bevölkerung vor allem durch eine Sache bemerkbar: Hamsterkäufe.

Diese gehen teilweise so weit, dass bestimmte Produkte (mit einer langen Haltbarkeit) zeitweise in den Supermärkten einfach nicht mehr zu haben sind.

Hamsterkäufe gegen die Angst vor Corona

Porridge zum Frühstück oder Pasta zum Abendessen? Wer nicht rechtzeitig vorgesorgt hat, muss da die nächsten Tagen wohl drauf verzichten.

Dabei halten sich die Deutschen im Vergleich zu den Hamsterern in anderen Ländern sogar noch zurück. In einigen Supermärkten in den USA, Australien und Kanada dürfen Kunden nur noch eine begrenzte Anzahl an Klopapierpackungen pro Einkauf mitnehmen.

Doch wieso reagieren viele Menschen auf die Corona-Nachricht mit diesen panischen Käufen? Experten geben Aufschluss.

1. Unsicherheit löst extreme Reaktionen aus

„Einerseits ist die Reaktion des Hamsterns verständlich, andererseits ist sie übertrieben“, sagt der Professor und klinische Psychologe an der Universität British Columbia, Steven Taylor, gegenüber dem Nachrichtenportal ‚CNN‘.

„Wir können uns auch vorbereiten, ohne in Panik zu geraten.“ Jedoch mache das Coronavirus vielen Menschen Angst, da es neu und vieles noch unbekannt sei.

„Wenn Menschen widersprüchliche Nachrichten über das damit verbundene Risiko hören, und wie ernst sie sich darauf vorbereiten sollten, tendieren sie dazu, auf das Extreme zurückzugreifen.“

Hamsterkäufe seien daher für viele die einzig logische Reaktion.

„Wenn den Leuten gesagt wird, dass etwas Gefährliches kommt, aber alles, was sie tun müssen ist, ihre Hände zu waschen, scheint die Maßnahme nicht proportional zur Bedrohung zu sein“, erklärt er. „Besondere Gefahr erfordert besondere Vorsichtsmaßnahmen.“

2. Es fehlt Sicherheit von Seiten der Behörden

„Mehrere Länder haben bereits Massenquarantänen verhängt. Menschen, die große Vorräte anlegen, könnten sich in ihrer Stadt auf dasselbe vorbereiten“, erklärt der Psychologe am Institut für Politik der Carnegie Mellon University, Baruch Fischhoff.

Laut dem Experten hänge für viele Menschen zu viel Unsicherheit in der Luft.

„Solange es keine offizielle Versprechen gibt, dass für alle gesorgt wird, müssen die Menschen damit rechnen, dass sie sich selbst versorgen müssen“, hält er fest.

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3. Panikkäufe erzeugen mehr Panikkäufe

„Bilder von leeren Regalen und Einkaufswagen voller Vorräte haben die Nachrichten und sozialen Medien überschwemmt. Die Leute sehen diese Hamsterkäufe und nehmen an, dass es einen Grund gibt, in Panik zu geraten“, erklärt Taylor.

Die logische Konsequenz für viele: Selbst Vorräte anlegen. „Menschen sind soziale Wesen. Sie suchen nach Hinweisen, was sicher und was gefährlich ist“, weiß der Experte. „Wenn sie jemanden im Laden sehen, der panisch Vorräte kauft, kann dies einen Angst-Ansteckungseffekt verursachen.“

All diese Fotos von leeren Regalen können dazu führen, dass die Leute glauben, sie müssten sich Konserven und Toilettenpapier schnappen, solange sie noch können.

Diese wahrgenommene Knappheit löst dann eine tatsächliche Knappheit bestimmter Artikel in den Supermärkten aus.

„Vor allem Social Media ist ein großer Akteur in der Angst vor dem neuartigen Coronavirus“, erklärt Taylor. „Fehlinformationen verbreiten sich mühelos und offene Plattformen verstärken die Panikstimmen.“

4. Es ist natürlich, sich vorbereiten zu wollen

„Da Gesundheitsbehörden bestimmten Bevölkerungsgruppen dazu raten, zu Hause zu bleiben und den Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden, ist es selbstverständlich, sich auf diese Situation vorbereiten zu wollen“, erklärt der Professor an der Temple University, Frank Farley.

Das neuartige Coronavirus erzeuge eine Art überlebensorientiertes Verhalten, laut dem man so viel wie möglich zu Hause bleiben und sich daher mit dem Nötigsten eindecken müsse.

Und dazu gehört neben reichlich Essen natürlich auch Toilettenpapier. Die Sorge, ein bestimmtes Produkt irgendwann nicht mehr im Laden zu finden, sorge nun dafür, dass sich die Menschen vorzeitig damit eindeckten.

5. Es gibt ein Gefühl der Kontrolle

„Die Leute, die sich mit Vorräten eindecken, denken über sich und ihre Familien nach – nicht über Angestellte im Gesundheitswesen, Kranke und andere Bürger, die nun bestimmte Produkte nicht mehr kaufen können“, sagt Taylor.

Menschen hätten nur Angst vor dem Virus und würden nicht über die Konsequenzen nachdenken, was geschieht, wenn bestimmte Produkte, wie beispielsweise Desinfektionsmittel, nicht mehr verfügbar sind.

Gleichzeitig vermittle diese Art der Vorbereitung ein Gefühl der Kontrolle in einer scheinbar hilflosen Situation.

„Es gibt ihnen das Gefühl, alles getan zu haben, was sie konnten. Diese Gewissheit ist befreiend und die Menschen können wieder über andere Dinge als das Coronavirus nachdenken.“

Cornelia Bertram

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