Beim Easy-Fasten nehmen Sie nicht nur ab – sondern verjüngen auch Ihre Zellen
Fasten lässt nicht nur Fettdepots im Körper schmelzen. Es wirkt sich auch positiv auf Bluthochdruck, Diabetes und andere Volkskrankheiten aus. Zudem macht es auch noch jünger – wie das funktioniert, erklärt Anti-Aging-Arzt Bernd Kleine-Gunk.
Fasten boomt. Der zeitweise Verzicht auf Nahrung gilt als Königsweg zu mehr Gesundheit und Vitalität. Von der effektiven, aber brachialen Null-Diät bis hin zum eher oberflächlich wirksamen Intervallfasten haben sich Dutzende Methoden des freiwilligen Darbens etabliert.
Eine neue Variante aus den USA, die Fasting Mimicking Diet (zu Deutsch: Scheinfasten) geht nun einen revolutionär anderen Weg: Bei der in klinischen Studien getesteten Fünf-Tages-Diät essen Fastende drei feste Mahlzeiten am Tag und genießen trotzdem die positiven Fasteneffekte für Figur, Zellerneuerung und Blutwerte.
Wie das funktioniert, verrät der Nürnberger Gynäkologe und Ernährungsmediziner Bernd Kleine-Gunk. Der 62-Jährige ist Herausgeber des ersten deutschen Fachbuchs für Anti-Aging-Medizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anti-Aging-Medizin (GSAAM).
FOCUS Online: Scheinfasten verspricht, dass die positiven Zellvorgänge, die durch striktes Fasten ausgelöst werden, auch mit Essen erreichbar sind – wie kann das funktionieren?
Bernd Kleine-Gunk: Das Grundprinzip beruht darauf, fünf Tage lang Zucker, Stärke und vor allem tierische Proteine vom Teller zu verbannen. Verzichtet man auf diese Nährstoffe und reduziert gleichzeitig die Energiezufuhr auf 750 bis höchstens 1100 Kilokalorien am Tag, schaltet der Körper in den Fastenstoffwechsel.
Diese Entdeckung geht auf den US-Biogerontologen Valter Longo zurück, einen der renommiertesten Altersforscher der Welt, der an der Universität von Südkalifornien in Los Angeles lehrt.
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Aber wieso denkt der Körper, er fastet, wenn er keine Proteine und keinen Zucker erhält?
Kleine-Gunk: Fleisch, Milch, Eier, aber auch Zucker, Weißbrot oder süße Früchte aktivieren im Körper bestimmte Signalwege und Stoffwechselschalter, die „Essen“ anzeigen. Das führt dazu, dass Zellteilung und Wachstum angeregt werden.
Ständiges Zellwachstum ist bei Erwachsenen allerdings nicht unproblematisch, es läuft letztlich auf beschleunigte Alterung und biologischen Verfall hinaus. Verzichtet man also vorübergehend auf Eiweiß und Zucker, werden die Weichen in Richtung Reparatur und Regeneration gestellt. Dem Körper wird vorgetäuscht, dass er streng fastet.
Welche Nahrung ist dann beim Scheinfasten erlaubt?
Kleine-Gunk: Es gibt zwei Wege, die fastenimitierende Diät umzusetzen. Die Originalvariante stammt von Valter Longo. Er hat auf der Basis von jahrzehntelanger Forschung ein patentiertes kommerzielles Essenspaket namens „ProLon“ entwickelt. Es enthält vor allem Tütensuppen, Nussriegel, Oliven oder Kräcker.
Der alternative Weg, in den Fastenmodus zu kommen, führt über eine wohlschmeckende, vegane Diät, wie ich sie in dem Praxisratgeber „Easy Fasten“ (GU Verlag, 14,99 Euro) vorstelle. Bayerischer Rundfunk Gesünder leben dank Vitamin-Pulver? Ernährungs-Expertin sagt, was das wirklich bringt
Scheinfasten ist also für wiederholte Anwendung angelegt?
Kleine-Gunk: Ja. Das Easy-Fasten enthält so viele Kalorien, Vitamine und essentielle Nährstoffe, dass gesunde Menschen diese Fastenvariante mehrmals im Jahr durchführen können, auch ohne Unterstützung durch Ernährungsberater. Wer generell nicht fasten darf, also etwa Schwangere oder Menschen mit Untergewicht, für den ist auch Scheinfasten tabu. Wer an chronischen Gesundheitsproblemen leidet, sollte zuvor mit seinem Hausarzt sprechen.
In den letzten Jahren ist das Intervallfasten sehr populär geworden. Wie groß ist der Verjüngungseffekt bei dieser Variante?
Kleine-Gunk: Als kleine Lösung ist Kurzfasten, etwa nach der 16:8-Methode, bestimmt eine gute Sache. Allerdings ist die Essenspause zu kurz, damit der Stoffwechsel nachhaltig auf Zellrecycling schaltet.
Ein wichtiger Aspekt des Fastens ist nicht zuletzt die sogenannte Ketose, also der Zustand, in dem der Körper in den Zustand der Fettverbrennung übergeht. Das tut er aber erst, nachdem er seine Glykogenreserven, die gespeicherten Kohlenhydrate, aufgebraucht hat. Das ist normalerweise nach etwa ein bis zwei Tagen der Fall.
Mit dem Intervallfasten und anderen Kurzzeitfasten-Programmen erreiche ich diesen Zustand also nicht. Das ist ein weiteres Argument dafür, auch immer mal wieder längere Fastenperioden einzulegen. Mit dem Scheinfasten ist das ohne großen Aufwand und mit wenig Mühe möglich. Wofür man sich früher noch eigens in eine Fastenklinik begeben musste, ist inzwischen zuhause und in Eigenregie machbar.
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