Prämien sammeln: Lohnen sich die Bonusprogramme von Krankenkassen?

Wer regelmäßig rennt und springt, fiesen Zahnstein tapfer bekämpft und um Bösewichte wie Nikotin einen Bogen macht, der darf sich über eine Belohnung freuen – von der Krankenkasse.

Zu etwa 95 Prozent sind die Leistungen aller 109 gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland identisch, die notwendigen Behandlungen für 73 Millionen Versicherte also vom Gesetzgeber geregelt.

Worin aber unterscheiden sich die Kassen? Was könnte Kunden zu einem Wechsel motivieren?

Vor allem freiwillige Zusatzleistungen wie z. B. osteopathische Behandlungen, der von Kunden zu zahlende individuelle Zusatzbeitrag und guter Service.

Aber das Bundesgesundheitsministerium rät auch, sich zu erkundigen, welches Bonusprogramm am besten passt.

„Einen Überbietungswettbewerb um das tollste Bonusprogramm sehen wir derzeit nicht – wenn auch die Krankenkassen diese als Marketing- und Kundenbindungsinstrument entdeckt haben“, so Dr. Jochen Sunken von der Verbraucherzentrale Hamburg, Abteilung Gesundheit und Patientenschutz.

Deutsche lieben Bonusprogramme

Kein Wunder: Rabattjagd ist Volkssport. Von der Apotheke bis zur Zapfsäule werden Punkte gesammelt. Jeder Deutsche nimmt durchschnittlich an 4,6 Bonusaktionen teil.

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des internationalen Marktforschungsinstituts Splendid Research. Tendenz steigend.

Schon seit 2015 sind alle gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) verpflichtet, ihren Kunden Bonusprogramme für gesundheitsbewusstes Verhalten anzubieten.

Die Spielregeln: Versicherte, die eine bestimmte Anzahl oder Kombination gesundheitsfördernder Maßnahmen innerhalb eines Jahres nachweisen, erhalten entweder Geld (zurück) oder Rabatte auf Waren und Gesundheitsleistungen.

„In der Ausgestaltung ihrer Bonusprogramme sind die Krankenkassen weitgehend frei“, sagt Dr. Sunken, „und diese Freiheit nutzen sie auch.“

Diese Bonusprogramm gibt es

Bei der Techniker Krankenkasse (TK) reicht man seine Aktivitäten online, per App oder über ein Bonusheft ein. Sportabzeichen schlagen z. B. mit 500 Punkten zu Buche, Zahnvorsorge mit 200.

Ab 1000 erhalten Versicherte eine Auszahlung von 30 Euro oder 60 Euro als „Gesundheitsdividende“, in Form von Zuschüssen u. a. für Fitnesstracker.

Bei der Studie „Beste gesetzliche Krankenkasse 2019“ des Deutschen Finanz-Service Instituts (DFSI) belegte die TK Platz eins der Gesamtwertung.

Das beste Bonusprogramm wurde im Rahmen dieser Studie der DAK-Gesundheit bescheinigt. Hier sammeln Versicherte Punkte, die sie sich als jährliche Geldprämie auszahlen (35 oder 70 Euro, je nach Punktzahl) lassen können.

Mindestens zwei Maßnahmen müssen nachgewiesen werden. Auch gegen selbst finanzierte Gesundheitsleistungen kann man Punkte eintauschen, z. B. Brillengläser. Diese bezuschusst die DAK-Gesundheit mit weiteren 20 Prozent.

Besonders einfach strukturiert ist das Programm der IKK Classic: Für vier verschiedene Bonusaktivitäten gibt es 150 Euro.

Eine schöne Idee: Wer sich bei der Barmer eine Prämie verdient, hat die Möglichkeit, sie direkt zu spenden. Privatversicherte, die sich für das Generali-Vitality-Programm entscheiden, beginnen beim Bronze-Status und sichern sich so bereits Rabatte bei Partnern wie Garmin oder Fitness First.

Durch eine gesunde Lebensweise ist ein Aufstieg bis Platin möglich: 45000 Punkte. Jeder neue Status geht z.B. mit einem Amazon-Gutschein einher.

Ein Daten-Upload vom Fitnesstracker an die Kasse wird mit 200 Punkten belohnt, durch einen Gesundheitscheck lassen sich bis zu 12 500 sammeln – vorausgesetzt, die Werte sind gut.

Die Programme seien zwar nicht per se intransparent, urteilt Dr. Sunken, aber doch schwer zu vergleichen. Und der Verbraucherschützer gibt zu bedenken: „Manche Maßnahmen sind kostenpflichtig.

Man gibt also zunächst einmal Geld aus, welches durch den Bonus nicht notwendigerweise ausgeglichen wird.

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Auf jeden Fall sollte man sich nicht von hohen Maximalboni blenden lassen, da dies rein theoretische Größen sein können und einen Aufwand beinhalten, der nur schwerlich zu leisten ist.“

„Wir machen den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen gerechter“, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Oktober 2019 an.

„Nicht die Kasse mit den besten Finanztricks soll gewinnen, sondern die mit dem besten Service, der besten Versorgung und dem modernsten digitalen Angebot.“

Das Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz tritt voraussichtlich im Frühjahr in Kraft, es soll u. a. der Anreiz für gesetzliche Krankenversicherungen gestärkt werden, „die Inanspruchnahme von Präventionsmaßnahmen ihrer Versicherten zu fördern“.

Indem man sich viel bewegt, gut ernährt und sich ab und zu durchchecken lässt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, die hochwertigen Prämien zu erhalten.

Vor einem Krankkenkassen-Wechsel unbedingt beachten

Alter, Geschlecht oder Gesundheitszustand spielen keine Rolle. Jeder Pflichtversicherte muss ohne Gesundheitsprüfung von gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden.

Bei privaten Krankenversicherungen beschränkt sich die Aufnahmepflicht auf den Basistarif.

Erst nach 18 Monaten Mitgliedschaft darf man eine Krankenversicherung schriftlich kündigen.

Tipp: Rückwerbeversuche ausschließen! Erhöht eine gesetzliche Krankenkasse aber ihre Beiträge, also den individuellen Zusatzbeitrag oder verringert sie ihre Prämienzahlung, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht.

Ein Wechsel zwischen zwei gesetzlichen Krankenkassen dauert zwei bis drei Monate, genauer: zwei volle Monate zum Monatsende.

Beispiel: Wer seiner bisherigen Kasse bis zum 29.2. eine Kündigung schickt, kann sich ab 1.5. bei einer anderen Krankenkasse versichern.

Sascha König

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