Ein Dinner für Gewinner: Kartoffelburger Big Mäx feat. Jackfruit

Mein ausgeschlafener Freund Hutzi fragte neu­lich die Gemeinde von Facebookhausen: Ist ein Doppel­cheeseburger mit Pommes und Westernsoße um drei Uhr morgens ein Late Power Snack oder schon ein Early Break­fast of Champions? Meine Gegenfrage: Ist das um diese Uhrzeit nicht völlig wurst? Klar, ein Apfel hätte vielleicht auch gereicht, wie ein anderer kommentierte. Aber manchmal sollte man die Ernährungskirche im Dorf lassen und hemmungslos genießen. Morgens um drei in Deutschland darf man auch mal sagen: Gönn dir! (Lesen Sie auch: So frühstücken Sie wie ein Champion)

Besser essen heißt auch besser schlafen

Ich war früher ein eingefleischter Fastfoodie, was mir den Spitznamen MaxDonald’s einbrachte. Da mein persönlicher Ernährungsberater jedoch nicht mehr Dr. Oetker, sondern mittlerweile Dr. Ayurveda heißt, gön­ne ich mir Schlemmerorgien im Burger Paradies nur noch in seltenen Fällen. Unter anderem weil es einen direkten Zusammenhang zwischen abendlichem respektive nächtlichem Essverhalten und Schlafqualität gibt. Besser schlafen durch besser essen heißt seit Längerem mein Motto.

Hierzulande wird abends gerne noch kalt gegessen – die klassische Brotzeit, meist direkt aus dem Kühlschrank serviert. Das ist ein hartes Stück Arbeit für unseren Magen-Darm-Trakt, der bis spät in die Nacht schuften muss, um Wurst und Käseplatten oder geräucherten Fisch zu verdauen. Auch kalte Salate, insbesondere Blattsalate, und rohes Gemüse halten den Magen auf Trab.

Das kann einem den Schlaf rauben. Vor allem, wenn man gleich nach dem Essen ins Bett geht. Wer gut schla­fen will, isst am besten etwas Warmes und Energie­reiches, das aber nicht zu mächtig ist. Ich empfehle etwa eine pürierte Spinatcremesuppe mit gehackten Mandeln oder eine Karotten-Tomaten-Suppe mit Kokosmilch. Auch super: Kartoffeln. Sie sind kohlenhydratreich, aber trotzdem gut verdaulich, und geben uns Power bis zum Morgen. Der Körper kann beruhigt in den Wellness-Modus schalten.

Dinner für Gewinner – das sollten Sie abends essen

Ein warmes Abendessen ist für mich gerade dann wichtig, wenn ich mal wieder projektbezogen den ganzen Tag in Konferenzräumen mit Türmen von Butterbrezen und süßen Teilchen neben der obligatorischen Telefon­spinne zumindest körperlich anwesend war. Kulinarische Höchstleistungen schaffe ich danach nicht mehr zumal an meinem vorsintflutlichen Elektroherd der Marke Amica, den ich von meiner russischen Vormieterin über­nommen habe.

In solchen Situationen greife ich auf mei­nen Notfallplan zurück. Ich koche mir einen Grießbrei aus Dinkel etwa so, wie ihn meine Mutter früher oft für meine Schwester und mich gezaubert hat, bevor sie uns ins Bett brachte. Allerdings nicht mit Milch, sondern mit Wasser. Ich mische einen geschnittenen Apfel, Sesamker­ne und gehackte Haselnüsse darunter, und am Ende gebe ich eine Flocke Butter oder Ghee (die Ayurveda-Variante von Butter) hinzu, salze den Brei und pimpe ihn mit orien­talischen Gewürzen wie Kurkuma.

Wann sollte man abends essen?

Ich nehme auch gern Zimt, obwohl der anregend wirkt, was abends eher kon­traproduktiv ist. Aber am Ende des Tages is(s)t jeder von uns anders. Es gibt nichts Falsches im Richtigen auch beim Kochen. Entscheidend ist, was unser Bauch sagt, denn der liegt meistens richtig. (Auf der Suche nach Restaurant-Tipps? Das sind die besten Restaurants in Frankfurt am Main)

Im Allgemeinen empfiehlt es sich, das letzte Abend­mahl zwei bis drei Stunden vorm Zubettgehen einzuneh­men. Aber wenn Sie wie mein Freund Hutzi mal um drei Uhr morgens Lust auf einen Doppelcheeseburger haben – schlagen Sie ruhig zu. Zwischen den Zähnen eine kleine Rinderherde zu halten hat im Nachtleben bestimmt mehr Sexappeal als Grießbrei. Sie könnten es aber zur Ab­wechslung auch mal mit einem Burger aus Jackfruit und Kartoffeln probieren.

Jackfruit: Alle Infos zur Tropenfrucht

Jackfruit ist eine Tropenfrucht, die im halbreifen Zustand aussieht wie Fleisch und auch ähn­lich schmeckt. Kürzlich habe ich mir zum ersten Mal ein paar Dosen mit diesem tollen Obst gekauft, und jetzt be­gegnet es mir regelmäßig im Traum. Wenn ich richtig tief schlafen will, muss ich bloß eine Büchse aufmachen. Es schmeckt überhaupt nicht nach Verzicht, sondern eher nach maximaler Gönnung.

Äußerlich sieht die Jackfruit ein bisschen aus wie das eiförmige Ergebnis einer leidenschaftlichen Nacht eines Igels mit einem Krokodil. Sie wächst direkt am Stamm des Jackfruchtbaumes, der rund um den Globus in vielen tropischen Gefilden als Nutzpflanze angebaut wird, und ist nicht zu verwechseln mit der Durian Stinkfrucht, die ein ähnliches Aussehen hat.

Frucht als Fleischersatz?

Besonders beliebt ist die Jackfrucht in den Küchen des subindischen Kontinents bis nach Australien. Ähnlich wie die Mango wird sie dort nicht nur im reifen Zustand als Obst geschätzt, das vom Geschmack her beschrieben wird als eine Mischung aus Banane, Papaya und Ananas. Auch im halbreifen Zustand hat die süd(ost)asiatische Superfrucht, die – laut einer freien Online-Enzyklopädie – bis zu 50 Kilogramm und mehr wiegen kann, eine große Fangemeinde und wird in herzhaften Gerichten wie ein Gemüse verwendet.

Da das Fruchtfleisch der unreifen Jackfruit von der Textur her an Geflügel erinnert, wird sie derzeit bei uns in Europa als große Alternative zu tierischem Fleisch gehandelt. Klingt erst mal spannend und so griff ich aus purer Neugierde zu, als ich die Dose mit der „Jackfrucht in Salzlake“ im Biomarkt entdeckte.

Der perfekte Good-Night-Burger

Im eingelegten Zustand schmeckt die gestückelte, küchenfertige Jackfrucht entfernt nach Artischocke, gar nicht mal so schlecht. Aber ich will sie ja warm als Burger weiterverarbeiten. Viele nutzen die grobfaserige Struktur der Frucht, um daraus einen Burger zu machen à la „pulled Jackfruit“ – mariniert in reichlich BBQ-Sauce, da das Fruchtfleisch eher geschmacksneutral ist.

Ich mache daraus einen ayurvedischen Good-Night-Burger mit knusprigen Pattys aus Kartoffeln und anderem Gemüse der Saison sowie mediterranen Gewürzen. Ein echter Softburger, der von der Konsistenz mehr an eine Fischfrikadelle erinnert als an einen Burger aus Rinderhack. (Auch interessant: Power für Muskeln und Immunsystem: So essen Sie sich mit Eiweiß fit und gesund)

Rezept Kartoffelburger „Big Mäx“ feat. Jackfruit von Max Witzigmann

Menge: ca. 12 Bratlinge. Vorbereitungszeit: 25 Minuten.

Zutaten für die Pattys:

350 bis 400 g gekochte, geschälte Kartoffeln (3 – 4 Stück); am besten mehlige

225 g abgetropfte Bio-Jackfruit in Salzlake (1 Dose)

1 kleine, gewürfelte Karotte

1 kleine, gewürfelte Petersilienwurzel oder Pastinake

1 kleine, gewürfelte Stange Sellerie

1 mittlere, gewürfelte Zwiebel

1 zerdrückte Knoblauchzehe

1 gute Prise Gewürzmischung; etwa mediterran mit Oregano, Basilikum, Thymian

Brat-Olivenöl oder ein anderes neutrales Pflanzenöl

2 – 3 EL Dinkelmehl oder glutenfreies Reismehl

Paniermehl aus Mais (glutenfrei)

Salz, Pfeffer

1 Peperoni (optional)

Gemüsebrühe (optional)

Zutaten zum Anrichten:

1 – 2 mittelgroße gekochte, in Scheiben geschnittene rote Bete

Aufgeschnittene Buns nach Wahl; etwa aus Buchweizenteig oder einfach nur Semmeln aus Dinkelmehl

Saucen nach Belieben; z.B. selbstgemachte BBQ-Sauce oder Ketchup (möglichst Zucker reduziert)

Vegetarischer Aufstrich (optional); etwa aus grünem Gemüse wie pürierten Erbsen

Benötigte Küchengeräte:

1 große Schüssel

1 Kartoffelpresse bzw. Kartoffelstampfer

1 Pfanne mit Antihaftbeschichtung

1 Pfannenwender

1 Kochlöffel

1 Schneidebrett

1 Küchenmesser

1 tiefer Teller für das Paniermehl

Zubereitung:

1. Die Kartoffeln durch die Presse in die Schüssel drücken oder zerstampfen.

2. Die Zwiebeln in der Pfanne mit etwas Öl bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Danach das andere Gemüse – bis auf die Jackfruit – zwei bis drei Minuten weiterdünsten. Eventuell mit ein klein wenig Wasser bzw. Gemüsebrühe ablöschen.

3. Die abgetropfte Jackfruit auseinander zupfen, in die Pfanne hinzu geben und mit dem Gemüse kurz durchschwenken.

4. Das Pfannengemüse zu den gepressten Kartoffeln in die Schüssel geben. Alles zusammen mit dem Mehl und den Gewürzen gut vermengen. Tipp: Sollte die Masse zu weich sein, vorsichtig etwas Mehl nachgeben. Eine Alternative zur Bindung kann auch Speisestärke aus Pfeilwurzel oder Guaran sein.

5. Aus der Kartoffelmasse mit angefeuchteten Händen nicht zu dicke, Handteller große Pattys formen und in Paniermehl aus Mais wälzen. Tipp: Zum Panieren kann man auch geraspelte Kokosflocken oder klassische Semmelbrösel verwenden.

6. Die Pattys in der Pfanne mit etwas Öl auf beiden Seiten goldgelb anbraten. Tipp: Dabei lieber mit weniger Hitze arbeiten, da die Maisbrösel sonst schnell anbrennen können.

7. Eine Hälfte der aufgeschnittenen Buns mit dem vegetarischen Aufstrich überziehen, eine Scheibe rote Bete darauf legen und on top: ein gebratener Patty.

8. Nach Belieben würzen und mit Saucen verfeinern.

Weitere Max-Witzigmann-Tipps:

Die Bratlinge schmecken auch ohne Buns, dafür mit einem mild angemachten Salat aus gewürfelter roter Bete und ein paar Röschen aus gegartem Romanesco.

Natürlich schmeckt dieser Kartoffelburger auch tagsüber. Dann kann man ihn auch mit knackigen Salatblättern, Pflanzensprossen und fein gehackten Kräutern „uploaden“. Abends allerdings sollte man dem Magen zuliebe auf Blattsalate und Rohkostgemüse verzichten.

Da die Jackfruit mit knapp 2 g pro 100 Gramm fast genauso viel bzw. wenig Eiweiß (Protein) enthält wie eine Kartoffel – zum Vergleich: Brokkoli enthält gut 3 g pro 100 Gramm – und bei den Mineralstoffen und Vitaminen meist unter den Werten der Kartoffel liegt, kann man den Anteil der fett-, aber leider auch geschmacksarmen Jackfruit in diesem Rezept ohne weiteres auch durch anderes Gemüse ersetzen – oder Zuchtpilze wie Kräuterseitling oder Austernpilz, die eine ähnliche Textur haben wie Fleisch. Außerdem hinterlässt der Transport dieses exotischen Lebensmittels aus Asien einen ordentlichen CO2-Abdruck auf dem klimatischen Fußabstreifer unserer Erde, bis es bei uns im Fachhandel landet. Greta wäre not amused.

Wer sich möglichst fettarm ernähren möchte, kann die rohen Kartoffeln auch geschält und gewürfelt zusammen mit anderem Gemüse einfach nur in etwas Wasser gar kochen, abgießen und anschließend durch die Kartoffelpresse drücken. Die Pattys dann auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im vorgeheizten Ofen bei 180° Umluft zirka zehn Minuten backen und eventuell einmal wenden.

Über den Autor

Max Witzigmann ist Comedy-Autor mit einer Passion für Kulinarik. In GQ erklärt der Sohn von Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann, wie sich im Alltags­stress gesunde Ernäh­rung und Genuss vereinbaren lassen. (Alle weiteren Rezepte von Max Witzigmann finden Sie hier)

Dieser Artikel wurde verfasst von (Max Witzigmann)

*Der Beitrag „Ein Dinner für Gewinner: Kartoffelburger Big Mäx feat. Jackfruit“ wird veröffentlicht von GQ. Kontakt zum Verantwortlichen hier.

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